Zehn Zylinder der Formel 1:"Wie viel Pech kann man haben?"

Michael Schumacher weiß, wer in Monaco unter weniger unglücklichen Umständen gewonnen hätte, DFB-Torhüter Tim Wiese passt perfekt in die Welt der Boxengasse. Sebastian Vettel ist sauer und Nico Rosberg pflanzt einen Biogarten. Die herausragenden Ereignisse des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne "Zehn Zylinder".

Michael Neudecker, Monte Carlo

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Zehn Zylinder der Formel 1:Michael Schumacher

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Quelle: AP

Michael Schumacher weiß, wer in Monaco unter weniger unglücklichen Umständen gewonnen hätte, DFB-Torhüter Tim Wiese passt perfekt in die Welt der Boxengasse. Sebastian Vettel ist sauer und Nico Rosberg pflanzt einen Biogarten. Die herausragenden Ereignisse des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne "Zehn Zylinder".

Von Michael Neudecker, Monte Carlo

Michael Schumacher: Etablierte am Samstag eine neue Stilform: den Schumacher-Finger. Während Sebastian Vettel und sein Finger im Qualifying nichts mit den Top-Positionen zu tun hatten, fuhr Schumacher Bestzeit - und zwar als einer der letzten, die noch über den Zielstrich schossen. Jubelte dann im Auto mit ausgestrecktem Zeigefinger. Bitter nur, dass er wegen seines Remplers gegen Senna in Barcelona um fünf Plätze nach hinten versetzt wurde. Noch bitterer, dass das Rennen überhaupt nicht gut für ihn lief. Hatte viel Pech, wieder mal. Wurde erst von Romain Grosjean am Start touchiert, dann trotz starker Rundenzeiten vom langsamen Kimi Räikkönen aufgehalten - und musste schließlich in Runde 64 (von 78) aufgeben. Ein Defekt am Benzinfilter, das war die erste Diagnose aus dem Team. "Wie viel Pech kann man haben?", fragte Schumacher hinterher, bekam aber keine Antwort.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Monaco F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Mark Webber: Der sechste Sieger im sechsten Rennen: Das gab es in der Formel 1 noch nie. Warum Webber gewann? Frag nach bei Schumi. "Unter normalen Bedingungen wäre ich von der Pole gestartet", sagt Michael Schumacher, "jeder kann sich ausrechnen, wo ich dann gelandet wäre." So aber war Webber auf der Pole Position, und der Australier teilte sich das Rennen und die Reifen gut ein. Sprang danach im Rückwärtssalto (!) in den kleinen Pool auf der Dachterrasse des dekadenten Motorhomes von Red Bull, es folgten Chefdesigner Adrian Newey und andere, denn so feiert Red Bull in Monaco seine Siege (siehe: 2011 Sebastian Vettel, 2010 Mark Webber). Hatte davor schon in der Fürstenloge von Fürst Albert und dessen Gattin Charlene die Siegertrophäe bekommen. Und einen sehr hilfreichen Tipp von Niki Lauda (via RTL), der ja auch schon mal in der Fürstenloge war: "Beim Handkuss nicht schmatzen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Will Smith und Nicole Scherzinger

Monaco F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Will Smith und Nicole Scherzinger: Glamour, Geld, Hollywood, posieren, winken, gesehen werden: Vor allem das ist Monaco. McLaren ließ am Samstag den US-Schauspieler Will Smith via Helikopter aus Nizza einfliegen, was aber gar nichts Besonderes ist: In Monaco fliegen ständig Helikopter von Nizza herbei, in Nizza ist der internationale Flughafen, und Autofahren ist in Monaco nur was für Pöbel und Rennfahrer. Will Smith also lief ein bisschen an der Rennstrecke herum, grinste und winkte, an seiner Seite war Nicole Scherzinger, die gerne auffallende Freundin von Lewis Hamilton, mit der Smith gerade für "Men in Black 3" gedreht hat. Hamilton und Smith sind gute Bekannte, das hat Hamilton neulich beiläufig erzählt: Man habe sich "mal vor einigen Jahren auf der Geburtstagsparty von Nelson Mandela getroffen". Zurück zum Sport.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Pastor Maldonado

The car of Williams' F1 Formula One driver Pastor Maldonado of Venezuela is seen after his crash during the Monaco F1 Grand Prix

Quelle: REUTERS

Pastor Maldonado: Ein gefragter Mann in Monaco - vor dem ersten Training. Der Venezolaner kam als Überraschungssieger von Barcelona ins Fürstentum, mancher spekulierte, er könnte auch in Monaco ganz vorne sein. Dann kam der Samstag, das Training vor dem Qualifying, und Maldonado rammte beim Überholen den Sauber-Piloten Sergio Perez. Die Rennkommissare bestraften ihn hart: Er wurde um zehn Plätze in der Startaufstellung nach hinten versetzt, ja, er könne froh sein, ließ man sein Team wissen, dass er überhaupt mitfahren dürfe. Und dann entdeckten die Mechaniker auch noch Metallspäne im Getriebeöl, ein Getriebewechsel wurde nach dem Qualifying nötig - noch mal fünf Plätze Strafe. Maldonado startete als 24., als Letzter. Verlor wegen einer Kollision in den ersten Sekunden des Rennens seinen Frontflügel, ging zu Fuß zurück an die Box.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Maria de Villota

Maria de Villota, spanische Rennfahrerin

Quelle: imago sportfotodienst

Maria de Villota: Tochter des allerdings mäßig erfolgreichen früheren Rennfahrers Emilio de Villota, hatte mit dem Rennausgang ähn-lich viel zu tun wie Maldonado, fiel trotzdem auf. Stand am Zaun, wurde fotografiert und schrieb fleißig Autogramme: Die Spanierin ist eine von zwei Frauen in der Formel 1 und damit etwas Besonderes. Ist seit dieser Saison Testfahrerin bei Marussia, war davor unter anderem Pilotin in der eigenartigen und inzwischen abgeschafften Formel Superleague, in der Autos mit Wappen von Fußballklubs fuhren, früher eines auch mit dem Wappen von Borussia Dortmund. Ist froh, dass sie jetzt Formel-1-Autos fahren darf, denn, so sagt sie, ein Formel-1-Auto sei einfacher zu steuern: Die Superleague-Wagen "haben keine Servolenkung".

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Formel 1 - GP Monaco

Quelle: dpa

Tim Wiese: Kennt wohl weder Pastor Maldonado noch Maria de Villota, wahrscheinlich nicht einmal Mark Webber: War zum ersten Mal bei der Formel 1, wie er sagt. Die Nationalmannschaft war auf Monaco-Besuch am Sonntag, auf Einladung von Mercedes. Vor dem Rennen ein bisschen auf der Dachterrasse parlieren, dann in die Boxengasse, dann auf eine Mercedes-Yacht, von dort das Rennen gucken, dann wieder per Helikopter zurück nach Tourettes ins Trainingslager: Das war das Programm der Fußballer. Per Mertesacker erkundigte sich bei einem Journalisten, wie das alles so sei in der Formel 1, ob die Fahrer mit den Reportern sprächen, wo hier die Toiletten seien, und überhaupt, das hier sei ja wohl noch ne Nummer größer als Fußball; Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger überreichten Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug einen Wimpel; Oliver Bierhoff koordinierte als einziger Nichtspieler das Geschehen; und Tim Wiese staunte: Das hier sei "schon beeindruckend". Wiese behauptete anschließend, er sei zum ersten Mal in Monaco, ist aber schwer zu glauben. Die Frisur, die Tattoos, die Brille - keiner aus der Nationalmannschaft passt so gut nach Monaco wie Tim Wiese (r.).

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Formel 1 Grand Prix von Monaco

Quelle: dapd

Sebastian Vettel: Kam als WM-Führender nach Monaco. Funkte im Qualifying: "Das Auto hüpft wie ein Hase." War sauer. Startete als Neunter, wurde dank guter Strategie am Ende Vierter. Fuhr als einziger aus der Spitzengruppe mit den härteren Reifen los, konnte so länger auf der Strecke bleiben als die anderen, deren weichere Reifen einen früheren Wechsel nötig machten. Kurvte lange einsam an der Spitze des Feldes und holte so genug Polster für seinen ersten Boxenstopp, um sich danach als Vierter einzureihen. Wurde bei Webbers Feier am Pool nicht gesehen. Ist jetzt nicht mehr WM-Führender, sondern Zweiter, drei Punkte hinter Fernando Alonso. Dürfte aber trotzdem einigermaßen zufrieden sein mit diesem Wochenende.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

Monaco Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Kimi Räikkönen: Glänzte im Rennen besonders mit einem Funkspruch nach ein paar Runden: "Ich fahre schneller als alle Autos vor mir." Fuhr dann langsamer als alle Autos hinter ihm, hatte Probleme mit den Reifen. Sorgte damit für Verärgerung vor allem bei Schumacher, der auf der engen Strecke trotz schnellerer Zeiten nicht an ihm vorbeikam. Wurde am Ende Neunter, ein Rennen zum Vergessen für den Finnen. Feierte dann auch - entgegen seinem Naturell - nicht besonders auf seiner Yacht "Iceman", die dieser Tage im Hafen lag und in der seine Mutter übernachtete.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

Monaco Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Nico Rosberg: War "echt super unterwegs", hatte "echt das schnellste Auto", sagte er jedenfalls selbst nach dem Rennen. Stimmte, echt. Hielt am Start seine Position hinter Webber, blieb bis zum Schluss eng an Webber dran, konnte aber auch deshalb nicht überholen, weil man in Monaco eben kaum überholen kann. Zweiter, ein gutes Rennen für den in Monaco aufgewachsenen Deutschen. Verriet außerdem ein Geheimnis aus seinem Privatleben: Er ist im Nebenberuf Biobauer. "Mir macht es Spaß, einen eigenen Garten zu haben", sagte er vor dem Rennen der Nachrichtenagentur dpa, er pflanze gerade einen Biogarten, die dpa fragte knallhart nach: "Welche Gemüseorten?" Rosberg antwortete freimütig: "Rote Beete, Karotten, Kartoffeln, da ist alles dabei, auch Zucchini, Avocado." Aber, fügte er an: "Alles Bio, von den Pferdeäpfeln zum Düngen." Die Rote Beete (Beta vulgaris) gehört übrigens zur Familie der Fuchsschwanzgewächse, passt zum Autofahren.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Vivian Sibold

Mercedes Formula One driver Nico Rosberg of Germany celebrates with his girlfriend Vivian Sibold after finishing second in the Monaco F1 Grand Prix

Quelle: REUTERS

Vivian Sibold: Freundin von Nico Rosberg. Ist von Beruf Dekorateurin und Köchin, vor allem letzteres bereitet ihrem Freund offensichtlich viel Freude. Kredenzte ihm am Freitagabend, wie Nico Rosberg via Twitter mitteilte, ein "delicious healthy full power pre qualy dinner". Bestehend aus Zucchini, Humous, Kokossnusscrème und, klar, rote Beete. Aus dem eigenen Garten/vom eigenen Balkon? Verriet Rosberg nicht, und die dpa machte dazu leider keine Meldung. Ist aber anzunehmen. Sah auf dem Foto sehr lecker aus. Hat geholfen.

© SZ.de/fred
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