Zehn Zylinder der Formel 1:"Ich habe noch alle Zähne"

Fernando Alonso muss nach dem Rennen in Abu Dhabi ins Streckenkrankenhaus, Sebastian Vettel gibt sich ungewohnt redselig und mit Mark Webber hat mal wieder niemand Erbarmen. Doch ausgerechnet wenn es ums Geld geht, gibt es so etwas wie Solidarität unter den Piloten.

Von Elmar Brümmer, Abu Dhabi

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Formula One Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: dpa

Fernando Alonso muss nach dem Rennen in Abu Dhabi ins Streckenkrankenhaus, Sebastian Vettel gibt sich ungewohnt redselig und mit Mark Webber hat mal wieder niemand Erbarmen. Doch ausgerechnet wenn es ums Geld geht, gibt es so etwas wie Solidarität unter den Piloten.

Mark Webber: Der Red-Bull-Teamchef freute sich auf ein tolles Duell, und wünschte seiner Nummer zwei: "Ich hoffe, er hat ein bisschen Glück." Aber der Australier braucht eher noch ein bisschen Geduld - zwei Chancen hat er jetzt noch auf den ersehnten zehnten Sieg zu seinem Formel-1-Abschied, es wäre sein erster in dieser Saison. Von den letzten acht Rennen, die er von Startplatz eins begann, hat er nur ein einziges gewonnen. Und in Abu Dhabi wurde er Zweiter, nachdem er am Start nicht nur den teaminternen Rivalen Sebastian Vettel, sondern auch Nico Rosberg ziehen lassen musste. Ausnahmsweise war Webber mal nicht sauer auf seinen hessichen Kollegen, der am Ende eine halbe Minute Vorsprung hatte: "Seb fuhr ganz einfach in einer eigenen Liga."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Hülkenberg

F1 Grand Prix of Abu Dhabi - Qualifying

Quelle: Getty Images

Nico Hülkenberg: Lasst Zahlen sprechen: Als Fünfter gestartet, auf dem 14. Platz im Ziel. Noch hinter seinem Junior-Kollegen Esteban Gutierrez. Und das, wo jetzt jedes Rennen ein Bewerbungsschreiben ist, wo der Herr Papa, ein Spediteur vom Niederrhein, mit angereist war, um den Sohnemann irgendwo einen Fahrerjob zu vermitteln. Bei Lotus, bei Force India, oder doch wieder bei seinem bisherigen Team, dem Schweizer Sauber-Rennstall. Dann war allerdings der Dienstwagen aus der Balance, und die Boxencrew dazu - fast wäre er vor den Garagen deshalb mit dem McLaren von Sergio Perez kollidiert. Ausreden will der 26-Jährige trotz der ungewissen Zukunft und des missratenen Nachmittags nicht bemühen: "Wir müssen uns an der eigenen Nase packen..."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Arbeitnehmer-Wut

Dollar

Quelle: K. Hildenbrand/dpa

Arbeitnehmer-Wut: Ein Gesetz der Formel 1 lautet: Der Zweite ist der erste Verlierer. Ein anderes: Jeder ist sich selbst der Nächste. Wenn es ums Geld geht allerdings, dann gibt es so etwas wie Solidarität unter den Piloten. Die Fälle Räikkönen und Hülkenberg, nur zwei von vielen, bei denen die Arbeitgeber nicht pünktlich zahlten, rufen nicht nur die Fahrergewerkschaft GPDA auf den Plan. Auch Sebastian Vettel bricht eine Lanze für den Kollegen: "Es ist eine schwere Zeit in der Formel 1 für Teams, aber auch für manche Fahrer. Ich wünsche Nico alles Gute und dass er auch mal was aufs Konto bekommt. Es ist eine Schande, dass er noch kein Cockpit hat."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Arbeitgeber-Krise

Formula One Grand Prix of India

Quelle: dpa

Arbeitgeber-Krise: Monisha Kaltenborn (im Bild), die Chefin des Sauber-Rennstalls, der ebenfalls in der Krise steckt, scheut sich nicht vor drastischen Worten: "Die Teams, die finanziell stabil sind, kann man einer Hand abzählen - aber dafür gibt es fast zu viele Finger an einer Hand." Komplett ohne finanzielle Sorgen sind, dank ihrer Mutterkonzerne, nur Red Bull und Ferrari. Mercedes gibt seinen Silberpfeilen ebenfalls kräftige Zuschüsse, und McLaren lebt trotz einer Katastrophen-Saison immer noch von den Sponsoren aus besseren Zeiten. Mit Lotus fängt das Mittelfeld der Sorgenkinder an. Das Website von "auto, motor und sport" ätzt: "Die wahren Totengräber der Formel 1 sind die Topteams und ihre Unfähigkeit, den wahren Zustand des Patienten Formel 1 zu erkennen. Der liegt längst auf der Intensivstation."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

F1 Grand Prix of Abu Dhabi - Race

Quelle: Getty Images

Kimi Räikkönen: Die offizielle Medien-Runde hatte er geschwänzt, aus Protest. Aber die Botschaft, die Kimi Räikkönen verbreiten wollte, machte trotzdem schnell die Runde: "Ich will Geld sehen." Er warte immer noch auf sein Gehalt, kolportierte 17 Millionen Euro. Als ihm sein fünfter Startplatz wegen eines illegalen Flügels am Lotus genommen wurde, reichte es dem Finnen endgültig: Er werde, wenn jetzt nicht bald das Geld auf dem Konto ankomme, streiken. Das Rennen war dann nach der ersten Kurve und einer Kollision schnell beendet. Trotzdem stieg der 34-Jährige ganz vergnüglich und in Badelatschen in seinen SUV vor dem Fahrerlager. Denn Manager Steve Robertson hatte sich mit Lotus-Eigentümer Gerard Lopez offenbar über eine ordentliche Abschlagszahlung einigen können. Jetzt will Räikkönen doch weiterfahren.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Die neue Rennwelt

Formula One Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: dpa

Die neue Rennwelt: Yas Marina Island ist zwar nur ein aufgeschüttetes Paradies, aber trotzdem eine der wenigen neuen Rennstrecken, auf denen die Formel 1 auf Anhieb glücklich geworden ist. Was für Sponsoren, Veranstalter, Fans und Fahrer gleichermaßen gilt. 85.000 Zuschauer und ein voller VIP-Club - seit fünf Jahren ist der Wüsten-Grand-Prix ein Renner. Im kommenden Jahr werden wohl nur die Olympia-Piste von Sotschi und der renovierte Österreich-Ring als neue Pisten in den Kalender kommen. Es verdichten sich die Anzeichen, dass der geplante Grand Prix in New Jersey nicht zustande kommt, weil die Geldgeber fehlen. Auch der Große Preis von Mexiko muss noch warten - Geld ist zwar kein Problem, aber die Boxenanlage scheint nicht rechtzeitig fertig zu werden. Formel Baustelle.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mercedes

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Quelle: AFP

Mercedes: Im Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, und damit um ungefähr 15 Millionen Euro mehr an Gewinnausschüttung am Jahresende, hat Mercedes die Nase wieder vorn gegenüber Ferrari. Knapp 13 Punkte trennen die beiden Rivalen. Die Rückkehr der Mercedes-Form, dokumentiert durch den dritten Platz von Nico Rosberg (seiner zweiten Podiumsplatzierung in Serie), sorgt auch für ein internes Duell: Bislang schien Lewis Hamilton die erste gemeinsame Saison mit seinem alten Kumpel für sich zu entscheiden. Der Brite wurde nur Siebter in Abu Dhabi, bleibt aber WM-Vierter mit 175 Punkten. Rosberg ist jetzt Sechster mit 159 Zählern. Da werden schon die Claims für die kommende Saison abgesteckt, ein Nachbarschaftsstreit droht - die beiden wohnen in Monte Carlo im gleichen Apartmenthaus.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Red Bull Formula One driver Vettel of Germany gestures as he celebrates with the Red Bull team after winning the Abu Dhabi F1 Grand Prix at the Yas Marina circuit on Yas Island

Quelle: REUTERS

Sebastian Vettel: Je häufiger er siegt (jetzt schon zum siebten Mal in Folge und damit so oft wie Michael Schumacher bei seinem Rekord), desto redseliger wird Sebastian Vettel. Erst hat er seine erste Amtshandlung als vorzeitiger Weltmeister gestanden - Rasenmähen auf dem eigenen Bauernhof. Dann kamen in Abu Dhabi seine Eltern Heike und Norbert mal wieder mit zu einem Rennen, und denen zeigte er es: "Es bedeutet mir sehr viel, dass sie dabei sind, deshalb widme ich ihnen diesen Sieg." Der Seriensieger wurde sogar richtig sentimental: "Wenn ich mal Kinder habe, will ich ihnen auch genau das mitgeben, was ich bekommen habe." Gerüchte über eine Heirat mit seiner Hanna häufen sich in den vergangenen Wochen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

Fernando Alonso

Quelle: twitter.com/lsgrcbd

Fernando Alonso: Länger als ein halbes Jahr wartet der WM-Zweite nun schon auf seinen zweiten Saisonsieg, und so richtig vielversprechend sieht es für den Ferrari-Piloten nicht aus. Platz fünf, kaum noch Weiterentwicklung: "Wir sind in der Realität angekommen", sagt der Asturier. Er selbst musste erst zu den Rennkommissaren, wurde aber wegen des Verlassens der Fahrbahn mit allen vier Rädern freigesprochen - weil er so einen Crash vermieden hat. Doch der Vorfall brachte ihm auch einen Arztbesuch ein: Beim Ausritt über den Bordstein wurde der G-Kraft-Sensor im Auto ausgelöst. Das bedeutete für Alonso: Kräfte von 28 G wirkten auf den Rücken, schrieb Alonsos Manager Luis Garcia Abad nach dem Rennen und veröffentlichte dieses Foto auf Twitter. Alonso gab sich im Streckenkrankenhaus tapfer: "Ich habe noch alle Zähne, aber der Rücken schmerzt etwas. Es war ein gewaltiger Schlag", sagte er. Er hoffe, dass er für die beiden Übersee-Rennen zum Saisonabschluss wieder fit sei.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Alain Prost

FORMEL 1 MONTREAL 1993 SCHUMACHER PROST

Quelle: dpa

Alain Prost: Als Fahrer war er ein Vierfacher, so wie Sebastian Vettel. Als Teamchef war er ein Hinterbänkler, das passte ihm nicht. Jetzt ist Alain Prost (rechts im Bild, im Jahr 1993 mit Michael Schumacher), einst der große Gegenspieler von Ayrton Senna, Botschafter von Renault - dem Motorenlieferanten von Red Bull. Und der 58-Jährige nutzt seine PR-Auftritte ganz gern für Moralpredigten. Lewis Hamiltons Einstellung ("Ich kann auch ohne weiteren Titel leben") hat er schon gegeißelt, bei Vettel passt ihm der ausgestreckte Siegesfinger nicht. Aber im Gegensatz zum Spanier lobt der Franzose die Arbeitsethik des Heppenheimers: "Ich werde häufig gefragt, ob es einen Fahrer gibt, der mir von der Vorgehensweise her ähnlich ist. Wenn es einen in der neuen Generation gibt, dann ist es Sebastian." Ein Kompliment vom "Professor", damit ist Vettel jetzt Bachelor.

© Süddeutsche.de/sonn
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