Zehn Zylinder der Formel 1:"Ichiban. Iiiiiichibaaaaan!"

Die Formel-1-Fahrer schwärmen von der Strecke und den Fans in Suzuka, Dauersieger Sebastian Vettel grüßt mit einem japanischen Jubelschrei. Romain Grosjean lässt sich von Red Bulls Reifentaktik foppen, Mark Webber lässt sich vom Hasen erlegen.

Von Elmar Brümmer, Suzuka

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mercedes

F1 Grand Prix of Japan - Race

Quelle: Getty Images

Die Formel-1-Fahrer schwärmen von der Strecke und den Fans in Suzuka, Dauersieger Sebastian Vettel grüßt mit einem japanischen Jubelschrei. Romain Grosjean lässt sich von Red Bulls Reifentaktik foppen, Mark Webber lässt sich vom Hasen erlegen. Die Zehn Zylinder der Formel 1 von Elmar Brümmer, Suzuka.

Mercedes: Lewis Hamilton gleich am Start verloren, bei dem ihm der Reifen im Gerangel mit Sebastian Vettel aufgeschlitzt wurde. Nico Rosberg nur auf Platz acht, nachdem er beim ersten Boxenstopp fast mit einem McLaren kollidiert war und dafür eine Durchfahrtsstrafe kassierte. Pech und Patzer allein will Teamaufsichtsrat Niki Lauda nicht dauerhaft gelten lassen, man kämpfe schließlich noch mit Ferrari um Rang zwei in der Konstrukteurs-WM, was immerhin acht Millionen Dollar mehr Prämie bringen würde. "Menschen machen Fehler, aber mir gefällt die Gesamtperfomance nicht", tobte der Österreicher, "jetzt müssen wir alle Kräfte zusammennehmen. Red Bull hat einen Riesenschritt gemacht nach dem Sommer. Lotus hat einen Schritt gemacht. Nur Mercedes ist stehen geblieben."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

F1 Grand Prix of Japan - Race

Quelle: Getty Images

Fernando Alonso: Das Land der Samurai ist seine geistige Heimat, wie man den vielen diesbezüglichen Twitter-Nachrichten des Spaniers entnehmen kann. Aber welche Weisheit hilft schon gegen Sebastian Vettel? Platz vier war das Maximum für ihn, ein kleiner Aufschub für die Krönung des Rivalen: "Aber das ist doch nur eine Frage der Zeit." Seit vier Jahren fehle Ferrari eine Sekunde auf Red Bull, rechnet er bitter vor. Als Trostpflaster hilft dem stolzen Asturier vielleicht der Blick auf die ewige Punkteliste der Formel 1: Mit den zwölf Punkten von Suzuka hat Alonso jetzt Michael Schumacher von der Spitze verdrängt - mit 1571 Zählern, fünf mehr als der Rekordweltmeister. Allerdings ist diese Wertung deutlich verzerrt, seit 2010 gibt es zweieinhalb Mal so viele Punkte für einen Sieg und deutlich mehr für die anderen Platzierten.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Japan

F1 Grand Prix of Japan - Race

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Japan: Nicht nur Sebastian Vettel liebt Suzuka, die ganze Formel 1 fühlt sich in einem Land der aufgehenden Wonne. Die Phantasie der Fans kennt keine Grenzen. Hello Kimi statt Hello Kitty. Obwohl in dieser Saison, ausgerechnet zum 25. Gastspiel der Königsklasse, zum ersten Mal weder ein einheimischer Fahrer noch ein Team oder Motorenhersteller aus Japan am Start war. "Die Zuschauer hier sind wahre Racing-Fans, nicht diese Monaco-Klientel", sagt McLaren-Pilot Jenson Button, "die standen ja sogar im strömenden Regen und haben zugeguckt, wie die Mechaniker am Mittwoch aufgebaut haben. Und das ist echt langweilig. Die Menschen hier haben es einfach im Blut, sie lieben diesen Sport." Und Jessica Michibata, Buttons Lebensgefährtin - eines der asiatischen Top-Models.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Japan - Race

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Sebastian Vettel: "Ichiban. Iiiiiichibaaaaan!" Kein Wunder, dass sich das japanische Fremdwort so sehr beim Demnächst-schon-Weltmeister eingeprägt hat. Steht es doch für Erster. So brüllte es der Heppenheimer ins Helmmikrofon. Zum fünften Mal in Serie zu siegen, das haben in der Formel 1 überhaupt nur sechs Mann geschafft. Für Vettel war es auch der vierte Sieg in Suzuka, das gelang ihm sonst noch nirgendwo. Worauf er Freundin Hanna doppelt eifersüchtig machte: "Ich liebe sie einfach, diese Strecke." Und dann mit einer weltweit live übertragenen Liebeserklärung ans Team: "Ihr seid die besten Menschen der Welt." Alles frei nach seiner Lieblingsmusikgruppe, den Beatles: All you need ist love ...

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Zehn Zylinder der Formel 1:Monisha Kaltenborn

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Monisha Kaltenborn: Das eigene Jubiläum hätte sie fast vergessen bei all dem Überlebenskampf des Schweizer Sauber-Rennstalls, den sie seit genau einem Jahr als erste Teamchefin der Formel 1 führt. "Es war ein schwieriges Jahr. Aber ich bereue zu keinem Zeitpunkt die Entscheidung." Zumal russische Geldgeber die Linderung der Finanzmisere in Aussicht gestellt haben, und sich in vier Rennen das Punktekonto gegenüber der Ausbeute aus der ersten Saisonhälfte verfünffacht hat. Immer, wenn sie kurz vor dem Aufgeben war, hat die gebürtige Inderin sich gesagt: "Das Team hat so eine große Geschichte, da kann man nicht nach einem Jahr schlappmachen." Teambesitzer Peter Sauber erlebte den großen Auftritt seines Teams in Japan nicht live mit - er feierte in der Schweiz seinen 70. Geburtstag.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Christian Horner

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Quelle: AFP

Christian Horner: Sebastian Vettels Chef hat eine eigene Fan-Gruppe auf Facebook, die sich Hornettes nennt. Und zu Hause hat er künftig auch zwei Damen. Neben seiner Lebensgefährtin Beverly wartet auf den Briten auch Baby Olivia auf ihn. Die Geburt der Tochter verpasste Horner wegen der Korea-Japan-Tournee der Formel 1. Die Kalkulation der Ärzte war nicht ganz so perfekt wie die Strategie von Red Bull - die Geburt war eigentlich erst für Montag prognostiziert worden. Dann musste das Kind aber per Kaiserschnitt schon Mitte vergangener Woche geholt werden. Im Fahrerlager hielt sich lange das Gerücht, dass der Nachwuchs "Adrian" getauft werden sollte - frei nach dem genialen Fahrzeugkonstrukteur des Red-Bull-Teams, Adrian Newey.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

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Quelle: AFP

Mark Webber: Viermal noch, dann hat er es hinter sich, entkommt der Dienstälteste der Formel 1 seinem Schicksal und wird der Star im Sportwagen-Team von Porsche. Zweiter werden, das klingt ja nicht so schlecht. In der Qualifikation zum ersten Mal in dieser Saison den Fast-Weltmeister Sebastian Vettel besiegt zu haben, auch nicht. Aber dann kommt der Australier nicht richtig weg aus der Pole-Position und muss fortan den Franzosen Romain Grosjean jagen. Das kostet Reifen und einen zusätzlichen Stopp, während Vettel dahinter lauern kann. Die Taktik geht auf, "Hase spielen" nennt man das in der Formel 1. Der 37-Jährige zuckte nur mit den Schultern - und suchte das Weite. Anderthalb Wochen surfen in Queensland.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Romain Grosjean

Japanese Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Romain Grosjean: "Allo Paris, allo Paris", Frankreichs Radiostimme der Formel 1 war nur noch ein Nervenbündel. Einen Großteil der 53 Runden von Japan hatte der Patriot am Mikrofon es sich und der ehemaligen Grande Nation des Motorsports eingeredet, dass Romain Grosjean für den ersten Sieg eines Franzosen seit Monaco 1996 sorgen würde. Das ehemalige Crash-Kid war flugs dem Startgerangel enteilt ("Wow, wow, wow, ich sah den Tag meines ersten Sieges schon kommen"), ließ sich dann aber von der Red-Bull-Taktik foppen. Für Frankreich bleibt ein zweifacher Trost: Es wäre nur der halbe Erfolg gewesen, da Grosjean auch Schweizer Staatsbürger ist. Und Red Bull wird ebenfalls von Renault-Staatsmotoren angetrieben.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Esteban Gutierrez

F1 Grand Prix of Japan - Race

Quelle: Getty Images

Esteban Gutierrez: Fünf Führerscheinanfänger sind in dieser Saison am Start, und es hat sich 15 Rennen lang hingezogen, bis der erste von ihnen etwas Zählbares einfahren konnte. Und es waren gleich sieben Punkte, die der 22 Jahre alte Mexikaner ausgerechnet auf der Fahrer-Rennstrecke von Suzuka holen konnte. Den siebten Platz hinter seinem deutschen Teamkollegen Nico Hülkenberg wird Gutierrez, der seine Daseinsberechtigung im Sauber-Rennstall vor allem seiner Sponsorenmitgift zu verdanken hat, nie vergessen: "Es war kein leichter Weg, aber endlich kann ich nach einem Rennen mal ein Gefühl der Zufriedenheit haben." Eine Weisheit nimmt er auch noch mit: "Wenn du weißt, dass so etwas möglich ist, schaffst du es auch, das absolute Maximum herauszuholen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Maria de Villota

Japanese Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Maria de Villota: Solidarität ist in der Ego-Branche Formel 1 selten, aber wenn es um Leben und Tod geht, ist sie leicht herzustellen. Die Nachricht, dass die spanische Testfahrerin Maria de Villota am Freitag tot in einem Hotelzimmer in Sevilla aufgefunden worden war, sorgte für eine Schweigeminute vor dem Start des japanischen Grand Prix. Die Rennfahrer klebten sich zum Gedenken an die 33-Jährige, die bei einem Test des Marussia-Teams im Sommer 2012 bei einem selbstverschuldeten Unfall ein Auge verlor, einen roten Stern auf ihren Helm. Auch wenn es seit Ayrton Senna 1994 keinen Toten in einem Grand-Prix-Rennen mehr gegeben hat - Motorsport wird immer gefährlich bleiben. Die Hirnblutung bei de Villota könnte nach Angaben ihrer Familie eine Spätfolge des Crashs gewesen sein.

© Süddeutsche.de/lala
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