Zehn Zylinder der Formel 1:Hamilton will hoch hinaus

Sebastian Vettels Dominanz ermüdet Lewis Hamilton - er will nun als Bergsteiger Höchstleistungen erzielen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner fragt sich, was Mark Webber in seinem vorherigen Leben alles angestellt hat. Und Nico Hülkenberg ist der Einzige, der auf Vettel-Niveau fährt. Die Zehn Zylinder der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Yeongam

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sebastian Vettels Dominanz ermüdet Lewis Hamilton. Er will nun als Bergsteiger Höchstleistungen erzielen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner fragt sich, was Mark Webber in seinem vorherigen Leben alles angestellt hat. Und Nico Hülkenberg ist der Einzige, der auf Vettel-Niveau fährt. Die Zehn Zylinder der Formel 1.

Sebastian Vettel: Fünf Formel-1-Rennen noch. Schon am kommenden Wochenende in Suzuka, seiner Lieblings-Achterbahnfahrt, kann Heppenheims Liebster zum vierten Mal in Folge Weltmeister werden - vorzeitig, wie schon 2011 am selben Ort. Vier Einzel-Siege hintereinander hat er in dieser Saison gerade eingefahren. Und der Titel als Zweck-Pessimist des Jahres ist ihm in Südkorea auch schon verliehen worden. 77 Punkte Vorsprung auf einen demoralisierten Alonso, und dann dieser Satz: "Es gibt eine Million Möglichkeiten, wann, wo und wie wir die WM gewinnen. Und es gibt noch eine Million Gelegenheiten, wie wir sie verlieren können." Stimmt. Und Ferrari fährt künftig in Blau. Immerhin hat Vettel erklärt, woher die Über-Überlegenheit kommt: "Ich denke, es gibt kein wirkliches Geheimnis, wir sind einfach gut drauf. Und machen uns keine Gedanken, dadurch allein ist man vielleicht schon im Vorteil."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Jenson Button

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Jenson Button: Das Idealgewicht der Formel 1 liegt bei 642 Kilogramm. Noch. Das ist das Mindeste, dass Rennwagen und Fahrer auf die Waage bringen müssen. Natürlich versucht jeder Rennstall, deutlich unter diesem Limit zu bleiben. Die fehlenden Kilogramm können dann durch gut positionierte Zusatzgewichte ausgeglichen werden. 2014 wird das Limit auf 690 Kilo hochgesetzt, aber der Motor ist dann auch deutlich schwerer. Also müssen die Fahrer abspecken wie Jockeys, was den größeren unter ihnen kaum noch möglich ist. Jenson Button, Modellathlet und Weltmeister 2009, sieht sich mit 1,86 Metern als Problemfall: "Ich kann nicht weiter abnehmen. Man braucht Fleisch auf den Rippen und auch ein paar Muskeln, um ein Formel-1-Auto zu bewegen." Leidensgenosse Nico Hülkenberg (1,84 Meter) hat sich nach seinem vierten Platz in Südkorea trotzig ein Tiramisu bestellt.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Mark Webber: Der Australier hat seinen Ruf als Schattenmann von Sebastian Vettel einmal mehr - unfreiwillig - unter Beweis gestellt. Schon zum zweiten Mal in Serie hat Mark Webber seinen Red-Bull-Rennwagen hilflos abfackeln sehen. Diesmal war das Heck nach dem Crash in Flammen aufgegangen. So hat sich der 37-Jährige, der am Jahresende Werksfahrer im Sportwagen-Team von Porsche wird, seine Abschiedstournee sicher nicht vorgestellt, er war in Südkorea wegen einer Disziplinarstrafe schon vom dritten Qualifikationsrang um zehn Startplätze nach hinten versetzt worden. Sein Noch-Chef Christian Horner hatte echtes Mitleid: "Ich bin mir sicher, er wäre aufs Podium gekommen. Das ist schon schlimm. Ich weiß ja nicht, was er bei so viel Pech in seinem vorherigen Leben angestellt haben muss ..."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

Mercedes Formula One driver Hamilton sits in the garage during the first practice session of the Korean F1 Grand Prix at the Korea International Circuit in Yeongam

Quelle: REUTERS

Lewis Hamilton: Reifen runter, Startplatz zwei verloren, nicht an Nico Hülkenberg vorbeigekommen und nur Fünfter geworden. Danach sagte der Brite: "Persönlich tut es mir leid für die Fans, weil ich mich an die Zeit erinnere, in der Michael Schumacher alles gewonnen hat. Ich bin zum Rennstart aufgewacht und dann wieder schlafen gegangen, weil ich sowieso wusste, was passiert." Vettel habe sowieso schon gewonnen, seine Familie würde sich schon langweilen. Da es mit dem WM-Titel für Mercedes in diesem Jahr noch nichts wird, strebt Hamilton andere Höhen an. Musiker wollte er schon werden, oder Schauspieler wie On-off-Freundin Nicole Scherzinger. Jetzt lässt er wissen, dass er sein persönliches Limit erst bei 8848 Metern sieht - wenn er den Mount Everest erklommen hat. Die Übung letzte Woche auf Borneo hat schon ganz gut geklappt, der Brite hat den 4095 Meter hohen Kinabalu bezwungen. Die Nummer 20 der Berg-Weltrangliste. Da ist also noch ein bisschen Luft nach oben für den 28-Jährigen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Hülkenberg

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Nico Hülkenberg: Dreimal hintereinander mit einem Mittelklasse-Auto wie dem von Sauber in die Punkte fahren, das ist auf Nico Hülkenbergs Ebene schon Vettel-Niveau. Als Siebter gestartet, als Vierter im Ziel: "Das war mein kleines Meisterstück", ahnt der 26-Jährige. Hülkenberg war in diesem Jahr schon bei Ferrari und bei McLaren im Gespräch, hofft wie so viele andere auf ein Lotus-Cockpit. Bei Sauber hatten sich im Frühjahr die Gehaltszahlungen verzögert, dadurch ist das Talent frei - und vielleicht arbeitslos. Das ist dem Mann vom Niederrhein vor zwei Jahren schon mal passiert. Er begegnet allem mit einer in der Hysterie-Branche wohltuenden Gelassenheit. Konzentrieren und in den Rückspiegel schauen, das gehöre für ihn zum Rennfahrer-Einmaleins, sagte er zum Nervenduell mit Lewis Hamilton: "Ich brauchte ja nicht angreifen, sondern musste nur verteidigen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Adrian Sutil

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Adrian Sutil: Ein weiterer Deutscher auf Arbeitsplatzsuche: Der Force-India-Pilot mit Wohnsitz auf einem Schweizer Schloss hatte einen starken Sommer, aber offenbar einen trüben Herbst. Er war es, der Mark Webber den fiesen Rammstoß in Mokpo verpasst hat. Das Heck sei ihm verrutscht, sorry. Was den 30-Jährigen noch mehr wurmt, ist der schleichende Abstieg seines finanziell etwas klammen Teams. Länger schon sieht sich der Schöngeist unter den Formel-1-Piloten für höhere Aufgaben befähigt, und er hat den Vorteil einer kleinen Sponsorenmitgift. Richtig wohl scheint er sich bei Force India nicht zu fühlen, obwohl ihm die Inder die Rückkehr in die Königsklasse ermöglich hatten. Aber sagt man dann solche Sachen über Funk? "Das Auto ist ver*** langsam, ich kann einfach nicht schneller fahren. Es ist ein Stück Sch***."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fitow

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Fitow: Erst war er eine tropische Depression, dann wurde er zum Taifun, und schließlich zog er über das Ostchinesische Meer in Richtung Formel 1. Angst und Gerüchte multiplizierten sich im Fahrerlager. Doch der Sturm war - gottlob - zuerst zu langsam, um dem Motorsport im tief gelegenen Marschland rund um Mokpo gefährlich zu werden, und dann bog er auch noch links nach Shanghai ab. Falscher Gastspielort, da ist die Königsklasse bereits im Frühjahr gefahren. Die Daily Mail hat trotzdem ein Katastrophenszenario entworfen, als einzige Chance, Vettel zu stoppen: ein Erdbeben in Japan, eine Dengue-Epidemie in Indien, ein Sandsturm in Abu Dhabi, eine Schießerei in Texas und ein kollektiver Gangüberfall in Brasilien.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Rubens Barrichello

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Quelle: AFP

Rubens Barrichello: Seit 1970 fährt ununterbrochen mindestens immer ein Brasilianer in der Formel 1 mit, meist findet das Saisonfinale in São Paulo statt. Aber ausgerechnet im Fußball-WM-Jahr 2014 könnte die Serie reißen: Felipe Massa ist bei Ferrari entsorgt worden, neues Team noch unbekannt. Vielleicht Lotus? Vielleicht Sauber? Felipe Nasr, die Nachwuchshoffnung wartet noch auf ein Angebot. Aber Globo TV braucht einen einheimischen Hero, um sich Werbeeinnahmen zu sichern. Und Bernie Ecclestone braucht wiederum die Globo-Gelder. Also kommt aus Verzweiflung ein Geheimrat ins Spiel: Rubens Barrichello, einst Schumachers treuer Beifahrer und der Rekordstarter der Formel 1. Der 41-Jährige, der Ende 2011 seinen Abschied gegeben hatte, geht momentan überall hausieren, wo es ein freies Cockpit gibt: "Ich müsste nur wieder meine Nackenmuskeln trainieren. Aber das ist keine Hexerei."

(Archivbild)

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Zehn Zylinder der Formel 1:Eier

Former Formula One racing driver and three-time F1 World Champion Lauda looks on in the Red Bull garage during the Singapore F1 Grand Prix in Singapore

Quelle: REUTERS

Eier: Niki Lauda (Foto) hat seinen Bericht zum am meisten zitierten Körperteil des südkoreanischen Rennwochenendes anatomisch richtig verortet: "Es ist kein Spaß mehr, das ist unter jeder Gürtellinie." So hat es Sebastian Vettel gar nicht meinen wollen (oder doch?), als er seine Mechaniker mit den Worten lobte: "Die arbeiten noch, wenn die anderen nach Hause gehen und die Eier in den Pool hängen." Nico Rosberg, der Kollege von Mercedes, fand das respektlos und abgehoben: "Er sollte sich weniger Gedanken machen über meine Eier und mehr auf sich selbst gucken." Die Aussprache der beiden ist angeblich unspektakulär verlaufen. Ob es jetzt neuen Ärger gibt, weil Vettel es für falsch hält, schon vor dem Rennen zu denken, "dass man alles im Sack hat"? Willkommen in der Rennfahrer-Pubertät.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Yeongam

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: Jeon Heon-Kyun/dpa

Yeongam: "Odyssee Tours" stand auf dem Bus, der zum Korean International Circuit pendelte. Wie passend. Das Formel-1-Gastspiel in Yeongam, vier Autostunden südlich von Seoul im Niemands-Küstenland, ist bereits im vierten Jahr ein Auslaufmodell. "Wir können gerade so überleben", behauptet Veranstalter Park Won-Hwa, "aber leben können wir mit den Ergebnissen nicht." Die Chancen auf einen weiteren Grand Prix im kommenden Jahr schätzt er auf 50:50. Kaum Zuschauer, kaum Sponsoren. Die Veranstalter haben einen Vertrag bis 2016, betteln aber jetzt offen um Rabatte bei Bernie Ecclestone. So was mag der Formel-1-Vermarkter gar nicht. Trotz persönlichem "Danke"-Transparent im Motodrom. Südkorea trägt im Kalender-Entwurf für 2014 ein Sternchen. Keineswegs als Auszeichnung, sondern als Streichkandidat.

© SZ.de/sonn/bavo
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