Zehn Zylinder der Formel 1:Alonsos Rennen ist "clean"

Für Ferrari-Fahrer Fernando Alonso beginnt sein Rennjahr in Shanghai, Sebastian Vettel pokert hoch und verliert knapp, mit Claire Williams steigt die nächste Frau in die Formel 1 ein. Und der einzige Chinese fährt sieben Sekunden pro Runde langsamer als der Rest. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer, Shanghai

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

China Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Für Ferrari-Fahrer Fernando Alonso beginnt sein Rennjahr in Shanghai, Sebastian Vettel pokert hoch und verliert knapp, mit Claire Williams steigt die nächste Frau in die Formel 1 ein. Und der einzige Chinese fährt sieben Sekunden pro Runde langsamer als der Rest. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer, Shanghai

Fernando Alonso: Für seine Freundin Dasha Kapustina gibt es eine flüchtige Kusshand, für Piero Ferrari einen ehrfürchtigen Händedruck, aber als er auf seinem roten Rennwagen steht, da stemmt er beide Fäuste aus den Hüften nach oben: Der Spanier nutzt im Smog von Shanghai die Chance, die ihm das wohl ausgeglichenste Rennauto im Feld bietet. Er fährt ein Rennen, dass er selbst als "clean" bezeichnet. Eine ungewohnte Übertreibung, aber die Kampfansage folgt sogleich: "Damit beginnt unser Rennjahr erst richtig." Auf Sieg Nummer 31 hat er seit vergangenen Juli in Hockenheim gewartet, in der ewigen Bestenliste bringt ihn der auf Platz Nummer vier. Lediglich Schumacher, Prost und Senna hat er noch vor sich. Damit ist nach dem peinlichen Auffahrunfall im letzten Rennen die Ehre wiederhergestellt. Das ist ihm das Wichtigste. Nach Dasha und dem Titel.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

China Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Nico Rosberg: Er kommt als Vorjahres-Sieger ins Sumpfland vor Shanghai, er startet als Vierter, und er verlässt das Silberpfeil-Territorium ziemlich geknickt: "Viel Positives nehme ich nicht mit." Nach nicht mal der Hälfte der Renndistanz ist Schluss für den Wiesbadener - Stabilisator gebrochen, ein Vorderrad hängt in der Luft. Aber genau das ist es, was Nico Rosberg gerade so dringend braucht, nach dem zweiten Ausfall im dritten Rennen: die Stabilisierung seiner Position. Die Hoheit im Team hat, auch ohne Stallorder, momentan Kumpel Lewis Hamilton. Das gefährdet vorerst auch den Masterplan, sich befreit von Michael Schumacher endlich aktiv in den Titelkampf einmischen zu können: "Mein Punkte-Rückstand macht das Aufholen jetzt immer schwieriger, die anderen fallen ja nicht aus."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of China - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel: Erst fünf Runden vor Schluss, als er noch einmal frische Reifen holen muss, bekommt Sebastian Vettel, der mit der mutigsten Strategie von allen Favoriten ins Rennen geht (vom freiwillig gewählten Startplatz neun) die erlösende Anweisung: "Und jetzt geh, fahre ein Rennen." Er macht drei Sekunden pro Runde gut, und am Schluss trennen ihn nur 0,203 Sekunden von Lewis Hamilton und dem dritten Platz. Hoch gepokert, knapp verloren. Aber richtig Spaß macht ihm die Formel 1 gerade nicht, nicht mal mehr das Fahren: "Im Moment ist das ein Scherz, wenn man das ganze Rennen nur auf die Reifen auslegt. Da ist es schwierig zu sagen, wer wie fahren kann." Bei jedem Zweikampf müsse man sich zweimal überlegen, ob es das wert ist, sich die Gummis zu ruinieren. Bleibt am Ende nur ein Trost: Auch Rang vier reicht, um die WM-Führung zu verteidigen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Claire Williams

Williams Formula One acting team principal Claire Williams speaks to an unidentified man during the second practice session of the Chinese F1 Grand Prix at the Shanghai International circuit

Quelle: REUTERS

Claire Williams: Die Frauenquote in der Formel 1 ist besser als die in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft. Neben der Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn wird auch das Williams-Team künftig von weiblicher Hand gelenkt: Claire Williams, Tochter des Rennstallgründers Frank, wurde offiziell zur Stellvertreterin des 71-Jährigen berufen. Family Business. "Eigentlich hat sich nicht sehr viel verändert", behauptet die 36-jährige Claire bei ihrem ersten Auftritt in der neuen Rolle, "ich habe mich ja schon immer primär um die kommerziellen Belange des Teams gekümmert. Und ich will dafür sorgen, dass wir die Ressourcen haben, um wieder an die Spitze vorstoßen zu können." Dazu muss sie mit Bernie Ecclestone um Vermarktungseinnahmen pokern. Wie gut, dass sie einen Abschluss von der Universität Newcastle in Politik hat.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

China Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Kimi Räikkönen: Irgendwann wird ihm das mit dem vorne dabei sein auf den Geist gehen, denn in öffentlichen Interviews auf dem Podium gilt das selbst auferlegte Schweigegelübde des Finnen nicht. Andererseits - dort steht auch immer eine Pulle Schampus bereit. Der "Iceman" selbst steht zu den Klischees, weil er sie lebt. Bald vielleicht in einem anderen Rennanzug als dem schwarzen von Lotus. Denn aus Shanghai nimmt er neben Platz zwei ein verstecktes Angebot von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ("Der ist immer ein Kandidat") mit. Schließlich spielt er ab und zu Badminton mit Sebastian Vettel, dann sollten die beiden auch als Teamkollegen klarkommen. In jedem Fall steigert das den Marktwert des 33-Jährigen, und darüber spricht er auch gern: "Es gibt in der Formel 1 immer viele Gerüchte. Ich habe für das nächste Jahr keinen Vertrag und habe keine Pläne ..."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Max Chilton

Marussia Formula One driver Chilton drives during the first practice session of the Chinese F1 Grand Prix at the Shanghai International circuit

Quelle: REUTERS

Max Chilton: Von Multimillionären kann man das Sparen lernen: Der britische Versicherungs-Mogul Grahame Chilton hat seinem Sohn Max den Wunsch erfüllt, Formel-1-Fahrer zu werden - aber bezahlen dürfen für den Platz bei Marussia andere. Der Papa hat ein Finanzmodell namens "Enterprise Investment Scheme" angepriesen, die Geldanlage ist in diesem Fall 23 Jahre alt und "aufstrebender Rennfahrer" (Platz 17 in Schanghai). Etwa 40 Mutige haben dafür Beträge von 23.500 Euro an aufwärts eingezahlt, und Anteile an den zukünftigen Einnahmen von Chilton junior erworben. Dessen Daseinsberechtigung in der Formel 1 erschließt sich allerdings derzeit nur aus finanziellen Gründen, nicht aus sportlichen. Das Anlageobjekt selbst gibt ein gewisses Unwohlsein zu, einen Teil seiner Zukunft verpfändet zu haben. Der Herr Papa selbst hat übrigens nicht investiert.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

China Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Lewis Hamilton: Sechs Wochen in der neuen Saison, und schon hat Lewis Hamilton seinen ersten Sieg. Noch nicht im Rennen auf der Strecke, aber rein moralisch gesehen. Halb Britannien, mindestens, hatte seine Lossagung von McLaren und den Wechsel ausgerechnet zu Mercedes als größten Fehler seiner Karriere gewertet. Jetzt hat er im umgekrempelten Silberpfeil nicht nur seinen zweiten dritten Platz in Folge geholt, sondern auch eine Pole Position. Neues Team, ungezwungenes Glück. "Wir sind noch nicht ganz da, wo wir hinwollen, aber auch nicht mehr weit weg", brüllte ihm Teamchef Ross Brawn ins Ohr. Hamilton gibt vor, noch keine Genugtuung zu fühlen: "Nicht mit nur einem Ergebnis - aber Stück für Stück, je mehr wir uns verbessern und zu beeindrucken wissen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Adrian Sutil

F1 Grand Prix of China - Qualifying

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Adrian Sutil: Er sagt, dass er das beste Auto hat, das er je gefahren hat. Und ist überzeugt, dass er auch der beste Adrian Sutil ist, den man je gesehen hat. Obwohl alles schwierig war an diesem Wochenende. Am schlimmsten natürlich der heftige Knall in seinem Rücken in Runde fünf, als der Spätbremser Esteban Gutierrez ins Heck des Force India knallte. Bis dahin hatte der Gräfelfinger neben der Strecke alles unbeschadet überstanden. Für den 30-Jährigen war es die Rückkehr in die Stadt, in der eine Disco-Eskapade vor zwei Jahren fast seine Karriere beendet hätte. Per Bewährungsstrafe und später Entschuldigung ist die Sache vergeben, und per eigenem Mantra auch vergessen: "Ich habe keine Sorgen, keine Emotionen. Die Vergangenheit ist für mich vorbei und ich konzentriere mich auf meine Zukunft."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Red Bull Formula One driver Webber loses his rear wheel as he drives during the Chinese F1 Grand Prix at the Shanghai International Circuit

Quelle: REUTERS

Mark Webber: Am kommenden Wochenende in Bahrain fährt er seinen 200. Grand Prix, mehr als die Hälfte davon für Red Bull Racing. Der Australier ist ein Mann der ersten Stunde - und einer der Vergangenheit am Saisonende? Immer öfter wird über einen Wechsel des dann 37-Jährigen ins Sportwagen-Team von Porsche gemunkelt, und er täte nach den heftigen Misstrauensanträgen des Chef-Chauffeurs Sebastian Vettel wohl gut daran, den rasenden Getränkehandel zu verlassen. Sportsmann Webber geht einfach das Glück aus: Da verrechnet sich das Team erst beim Benzin in der Qualifikation, er darf nur als Letzter starten. Dann rummst er nach 15 Runden dem Red-Bull-Juniorpiloten Vergne ins Auto - und wird dafür beim nächsten Rennen um drei Startplätze zurückversetzt. Aber fluchen ist offiziell verboten in der Formel 1.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Qing-Hua Ma

Ma Qinghua

Quelle: dpa

Qing-Hua Ma: Willkommen im Land des Hinterherhechelns: Qing-Hua Ma brannte mit Abstand die schlechteste Trainingszeit auf den Asphalt des Shanghai International Circuits, aber was sind schon sieben Sekunden Rückstand pro Runde, wenn es um historische Zusammenhänge geht. Der Freitags-Einsatz des 25 Jahre alten Ersatzfahrers von Caterham dient der Legendenbildung: "Ich bin stolz auf mein Land. Jeder Fahrer träumt doch davon, vor seinen Landsleuten zu fahren", sagt der Chinese. Die Formel 1 hat in diesem Jahr ihr zehntes Gastspiel im Sumpfland von Shanghai gegeben, und Ma war ein Fan der ersten Stunde: "Damals habe ich mir auf der Tribüne vorgenommen: Eines Tages fahre ich auch in der Formel 1." Heute träumt er weiter: "Es ist immer noch ein junger Sport hier, aber ich bin sicher, dass wir eines Tages einen chinesischen Grand-Prix-Sieger sehen werden."

© SZ.de/hum
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