Zehn Zylinder der Formel 1:Alonso lässt Vettel zappeln

"Am Ende ist es meine Entscheidung": Alonso pokert mit Ferrari um die Vertragsauflösung. Hamilton findet Lösungen und Rosbergs Traum vom Titel endet wohl in Runde 24. Die Zehn Zylinder der Formel 1 zum Großen Preis der USA.

Von Lisa Sonnabend

Lewis Hamilton

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(Foto: AP)

Lewis Hamilton bleibt immer cool und findet eine Lösung. Wenn sein Hund Roscoe neben ihm im Bett zu laut schnarcht, dann legt er ihm einfach ein Kissen auf den Kopf, verriet er vor ein paar Tagen. Auch beim Rennen in Austin verlor der Brite nicht die Nerven. Nach dem Start und nach der Safety-Car-Phase behauptete Nico Rosberg die Führung, Hamilton kam nicht vorbei. Und so lauerte Hamilton einfach, bis sich ihm eine Chance ergab. In der 24. Runde schob er sich in einer Kurve plötzlich ansatzlos an seinem Konkurrenten um den WM-Titel vorbei. Am Ende holte er den fünften Sieg in Serie, den zehnten in dieser Saison. Den Vorsprung in der WM-Wertung baute er auf 24 Punkte aus.

Nico Rosberg

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(Foto: REUTERS)

Nico Rosberg muss langsam verzweifeln. Es gelingt ihm nicht mehr, sich gegen Lewis Hamilton zu behaupten. 23 Runden lang verteidigte der Deutsche die Führung, doch dann mogelte sich der Brite vorbei. Für Rosberg blieb wieder nur Platz zwei. "Das ist mega-enttäuschend", sagte Rosberg nach dem Rennen, machte sich aber Mut. "Es gibt noch 75 Punkte zu gewinnen, noch ist alles drin." Sein gequältes Lächeln bei der Siegerehrung zeigte allerdings, dass er selbst nicht mehr daran glaubt. Es muss in Runde 24 gewesen sein, als er aufhörte, vom WM-Titel zu träumen.

Daniel Ricciardo

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(Foto: REUTERS)

Natürlich zog Daniel Ricciardo während der Renntage in Texas einen Cowboyhut auf, natürlich war er mit dabei, als der Basketballer Tony Parker an der Rennstrecke Bälle warf. Natürlich grinste er dabei breit. Der Australier wirkt im Formel-1-Zirkus stets wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal das Legoland besucht. Er kommt aus dem Staunen nicht heraus. Beim Rennen in Austin brachte Ricciardo auch die anderen zum Staunen. Denn er hatte sich seinen Bart zurechtgestutzt, so dass er aussah wie Lemmy Kilmister von Motörhead: Über der Lippe und an den Koteletten spross das Gesichtshaar in voller Pracht, am Kinn war es dafür abrasiert. "Ich wollte dieser verrückten Stadt etwas Verrücktes zurückgeben", lautete Ricciardos Kommentar. Dann setzte der 25-Jährige sich ins Auto, fuhr auf Rang drei - und lachte.

Sebastian Vettel

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(Foto: AFP)

Seit Saisonbeginn schimpft Noch-Weltmeister Sebastian Vettel, dass er eigentlich gar nicht antreten müsse, da er ohnehin ohne Chance auf den Sieg sei. Beim Rennen in Austin war er dies tatsächlich. Da Vettel bereits mehr Motoren eingesetzt hat, als erlaubt ist, startete er von der Boxengasse aus. Er machte zwar ein paar Plätze gut, schimpfte aber mal wieder arg mit seinem Auto. "Das ganze Wochenende habe ich Rundenzeiten von 1,44 oder 1,45 hinbekommen. Und jetzt habe ich Mühe, überhaupt eine 1,46 zustande zu bekommen." Am Ende kam Vettel als Siebter ins Ziel. Die Saison hat er bereits abgehakt, die Liaison mit Red Bull ebenso.

Adrian Sutil

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(Foto: AP)

Es läuft nicht für Adrian Sutil. Nachdem Sauber verkündet hat, in der kommenden Saison Marcus Ericsson zu verpflichten, ist klar: Für den 31-jährigen Sutil ist in dem Team wohl kein Platz mehr. Im Rennen folgte die nächste Enttäuschung: Force-India-Fahrer Sergio Perez rauschte Kimi Räikkönen in der ersten Runde von hinten in den Wagen - und prallte dann in Sutils Auto. Perez und Sutil schieden aus. Dabei war der Deutsche vielversprechend als Zehnter gestartet. Nun blieb er wie bei allen Saisonrennen zuvor ohne Punkte. Während die anderen Fahrer den Circuit zu Ende fuhren, gab Sutil Interviews. "Es ist zum Heulen", presste er hervor. Es war keine Übertreibung. Sutil blickte zu Boden und musste schlucken.

Fernando Alonso

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(Foto: dpa)

Ferrari hat sich entschieden, in der kommenden Saison Fernando Alonso durch Sebastian Vettel zu ersetzen. Dass der Spanier darüber nicht allzu erfreut ist, war in Austin erneut zu sehen. Alonso lässt Ferrari und Vettel zappeln. "Es geht nicht darum, was die Leute draußen wollen, oder was Ferrari will", sagte Alonso. "Am Ende ist es meine Entscheidung." Solange sich der Spanier mit dem Rennstall nicht über eine Vertragsauflösung geeinigt hat, kann der Deal mit Vettel nicht offiziell verkündet werden. Alonso scheint die Situation zu genießen und reizt sie aus. Er besteht offenbar auf eine saftige Abfindung und hofft, dass Ferrari irgendwann nachgibt. Das Rennen, bei dem Alonso nur Sechster wurde, wurde so fast zur Nebensache.

Pamela Anderson

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(Foto: AP)

Um noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf das Auto-Spektakel zu lenken, locken Veranstalter gerne prominente Gesichter an die Formel-1-Strecke. In Austin wurde nicht nur Schauspieler Keanu Reeves gesichtet, sondern auch Kollegin Pamela Anderson. Die stolzierte in blauem Pullover und großer Sonnenbrille über die Rennstrecke. Dass die Schauspielerin einst bei Baywatch mitspielte und nicht bei Knight Rider scheint kein Zufall gewesen zu sein: Denn allzu sehr interessiert sich Anderson nicht für Autos. Sie wirkte steif, ihr Lächeln gezwungen. Anstatt einen schnellen Rennwagen zu fotografieren, machte sie lieber ein Erinnerungsfoto, als bei der Nationalhymne amerikanische Fallschirmspringer über der Rennstrecke einschwebten.

Marcus Ericsson

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(Foto: AP)

Viele sorgten sich in den vergangenen Tagen nicht nur um die Zukunft des Rennstalls Caterham, sondern auch um die von Marcus Ericsson. Der 24-Jährige absolviert seine erste Formel-1-Saison, in Monaco kam er immerhin als Elfter ins Ziel. Doch nun fuhr er beim Großen Preis der USA gar nicht mit, sein Rennstall hatte wegen finanzieller Probleme zurückgezogen, auch in Brasilien wird er wohl nicht an den Start gehen. Ist seine Formel-1-Karriere bereits wieder beendet? Im Gegenteil, sie nimmt nun erst Fahrt auf. Ericsson wird auch 2015 weiter dabei sein. Sauber gab in Austin bekannt, den Schweden zu verpflichten. Zukunft gesichert. Dafür zittern nun die Sauber-Fahrer Sutil und Esteban Gutierrez. Für einen der beiden ist 2015 kein Platz mehr.

Nico Hülkenberg

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(Foto: dpa)

Die Rennställe Caterham und Marussia traten wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht an zum Großen Preis der USA. Und auch Force India brachte keinen Wagen ins Ziel. Nach dem Crash von Sergio Perez stieg in der 18. Runde auch Nico Hülkenberg aus seinem Auto. Ein technischer Defekt. "Das Auto hatte keinen Antrieb mehr", analysierte Hülkenberg, nachdem er zur Boxengasse zurückgeschlendert war. Das Teilnehmerfeld hatte sich weiter verkleinert. Am Ende erreichten nur 15 Fahrer das Ziel.

Bernie Ecclestone

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(Foto: AP)

Berichte über die Formel 1 dürften Vermarkter Bernie Ecclestone derzeit nicht besonders erfreuen. Statt an Dauer-Werbe-Sendungen erinnern sie eher an Krisenberichterstattung. Caterham und Marussia stehen vor der Insolvenz. Der Verteilungsschlüssel von Ecclestone ist in die Kritik geraten. Demnach bekommen erfolgreiche Teams deutlich mehr Geld ausgeschüttet als kleine, die ohnehin hinterherfahren. Der sonst sehr sture Ecclestone überraschte in Austin nun mit einer Einsicht. "Wir sollten alle laufenden Verträge zerreißen", sagte Ecclestone freimütig. "Alle zerreißen und wieder neu anfangen." Das Geld werde schlecht verteilt, gab er zu - und: "Das ist wahrscheinlich mein Fehler." So viel Selbstkritik hat es in Ecclestones Formel-1-Welt schon lange nicht mehr gegeben.

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