Zehn Zylinder der Formel 1:Alonso klagt über Vettels Rücklicht

Fernando Alonso fühlt sich geblendet, kann aber nicht verhindern, dass Sebastian Vettel in der ewigen Siegerliste mit ihm gleichzieht. Die Ferrari-Fans locken Kimi Räikkönen mit Hochprozentigem, Flavio Briatore gibt ein überraschendes Comeback. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer, Monza

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Italy - Race

Quelle: Getty Images

Fernando Alonso fühlt sich geblendet, kann aber nicht verhindern, dass Sebastian Vettel in der ewigen Siegerliste mit ihm gleichzieht. Die Ferrari-Fans locken Kimi Räikkönen mit Hochprozentigem, Flavio Briatore gibt ein überraschendes Comeback. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Sebastian Vettel: Angeblich war Red Bull nur angetreten, um Ferrari nicht zu sehr aufholen zu lassen. Eine Hochgeschwindigkeitspiste wie in Monza liegt dem eigenen Auto nicht so sehr. Dann wurde es wieder ähnlich dominant wie neulich in den Ardennen. Und der "Kannibale von der Bergstraße" flüsterte dem genialen Autokonstrukteur Adrian Newey ins Ohr: "Wenn Schadensbegrenzung immer so aussieht, kann das von mir aus noch ein Weilchen so weitergehen." Trotz Bremsplatten und Getriebeproblemen: 40. Pole-Position und Karriere-Erfolg Nummer 32, der ihn bereits auf Nummer vier der ewigen Formel-1-Siegerliste bringt - zusammen mit dem Lieblingsrivalen Fernando Alonso, der dafür aber fast 100 Rennen mehr brauchte. Inzwischen denkt selbst Rekord-Champion Michael Schumacher laut über die Vettel'schen Alleingänge nach: "Ich würde mich freuen, wenn es Sebastian wäre, der mal meine Rekorde bricht."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Jean Todt

F1 Grand Prix of Italy - Race

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Jean Todt: Jetzt hat der Motorsport doch noch sein Kandidatenduell um den Vorsitz im internationalen Verband Fia. Das letzte Europarennen der Formel 1 benutzten der britische Herausforderer David Ward und der französische Amtsinhaber Jean Todt (Bild) als Wahlometer. Wohlwissend, dass die Königsklasse die wichtigste Bühne der Fia ist, und auch die Haupteinnahmequelle. Todt, als früherer Ferrari-Heilsbringer in Monza im Heimvorteil, meldete direkt am Drehkreuz des Fahrerlagers offiziell seine Ansprüche an. Als gelernter Rallye-Beifahrer mit List und Tücke vertraut, hatte er schon ein wichtiges Treffen hinter sich, als sich Wardt noch als einziger Anwärter wähnte - mit 30 einflussreichen Chefs nationaler Automobilclubs, eingeflogen aus aller Welt zum italienischen Abendessen. Merke: Rennen werden nie nur auf der Piste gewonnen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Flavio Briatore

Italian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Flavio Briatore: Die Formel 1 als große Familie, das ist eine ehrenwerte Vorstellung. Niemand wird fallengelassen, auch keiner, der ein Rennen durch einen absichtlichen Unfall manipuliert hat. Einer wie Flavio Briatore steht ohnehin über solchen Kleinigkeiten, zumal über solchen, die am Ende schiefgegangen sind. In Monza gab der mittlerweile 63 Jahre alte Ex-Teamchef von Benetton-Renault ein Comeback - allerdings in der Ferrari-Box und nur für kurz. "Ich bin nicht auf der Suche nach einem Job, denn ich bin glücklich mit meinem Leben und meinen Aufgaben. Das Leben mit einer wundervollen Frau und einem wundervollen Baby ist aufregend." Der Nachtclub-Besitzer ("Billionaire") propagiert die Vorruhestandsregelung: "Früher war das Team meine Familie, jetzt sind es nur noch zwei Menschen. Das lässt sich viel einfacher managen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

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Quelle: AFP

Fernando Alonso: Es gibt keinen, der mit Totengräbermiene so wunderbar behaupten kann, wie glücklich er doch sei. Weil die Weltmeisterschaft jetzt doch fast schon gelaufen ist? Aber stimmt, beim Großen Preis von Italien hätte sich der ewige Herausforderer aus Asturien nicht beschweren dürfen, wenn ihm Sebastian Vettel das Doppelte oder Dreifache jener gut fünf Sekunden Abstand im Ziel aufgebrummt hätte. Der künftige Radrennstallchef war erst wieder der alte Nörgler, als die Sprache auf das blinkende Regenlicht an Vettels Red Bull-Rennwagen kam. Ja, das sei sehr grell und störend: "Sebastian kennt das ja nicht, wenn man jemandem hinterherfährt, aber ich hatte das ganze Rennen über dieses rote Blitzen in den Augen." Als wenn das einem echten Kampfstier etwas ausmachen würde.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Die Ferraristi

F1 Grand Prix of Italy - Race

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Die Ferraristi: Das Herz von Ferrari blutet. So sehr, dass die Ferraristi auf den Tribünen sogar den Sieger Vettel auspfeifen, obwohl diesem die Liebe der leidenschaftlichsten Automobilnation seit dessen Regentriumph 2008 mit der Scuderia Toro Rosso auf ewig sicher zu sein schien. Es war der Frust über die Herz-Rhythmus-Störungen im Ferrari-Team. Fernando Alonso hatte die Teamstrategen schon in der Qualifikation wenig schmeichelhaft als "Schlaumeier" bezeichnet, nach der neuerlichen Niederlage im Rennen sprach er davon, dass man einfach nicht gut genug sei, um irgendwann mal in dieser Saison zwei Siege hintereinander zu landen, die man so dringend brauche. Eine prima Motivation, die sofort wieder den Chef-Harmoniker Stefano Domenicali auf den Plan rief. "Wir haben gekämpft wie die Löwen", attestierte der Teamchef. Aber die Krallen, die schlagen ins eigene Fleisch.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

F1 Grand Prix of Italy - Race

Quelle: Getty Images

Kimi Räikkönen: Aus dem Titelrennen ist er raus, das gewohnt blasse Gesicht des Finnen ist so lang wie der neue Radstand am Lotus, der nichts einbrachte außer einem punktlosen elften Platz. Dafür soll, wenn die Informationen aus Skandinavien stimmen, einer Rückkehr des 33-Jährigen nach Italien nichts mehr entgegenstehen. Bei Lotus wartet er aufs Geld, das ist keine Perspektive. Bei Red Bull hätte er sich mit Kumpel Vettel zoffen müssen, dazu hatte er keinen Bock. Warum nicht noch mal zu Ferrari, wo er 2009 für Fernando Alonso weichen musste. Das wäre ein echtes Ausscheidungsfahren zweier höchst unterschiedlicher Alpha-Tiere: Der stille Klare gegen den schnellen Macho. Ein echter Nord-Süd-Konflikt, mit Ausgangsvorteil Kimi: Der hatte 2007 als letzter Pilot Ferrari einen WM-Titel beschert. Bis Mitte der Woche will sich Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo äußern. Die Fans locken mit Plakaten: "Komm zurück, Kimi. Wir haben Wein!"

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Hülkenberg

Sauber Formula One driver Hulkenberg drives during the Italian F1 Grand Prix at the Monza circuit

Quelle: REUTERS

Nico Hülkenberg: Dritter in der Startaufstellung, Fünfter im Ziel. Nico Hülkenberg hat im Park von Monza zur rechten Zeit die richtige Leistung gebracht. Der 26-Jährige aus Emmerich galt als Außenseiter für ein Ferrari-Cockpit, falls Inhaber Felipe Massa und Top-Kandidat Kimi Räikkönen am Ende durch das Raster gefallen wären. Vor allem hat er sich, obwohl das Sauber-Team mit seinem Gehalt in Rückstand ist, eine unangreifbare Position bei seinem Schweizer Arbeitgeber verschafft. Die zehn WM-Punkte auf einen Schlag waren seine Botschaft an die Moral des in die Finanzkrise gerutschten Rennstalls - und das Bekenntnis eines Einzelnen, das Motorsport am Ende immer Mannschaftsleistung ist. In diesen Formel-1-Zeiten kann man gar nicht genug positive Bewerbungsschreiben abgeben. Wer weiß, vielleicht ist "Hulk" am Ende ganz froh, im Zürcher Oberland bleiben zu können.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Daniel Ricciardo

F1 Grand Prix of Italy - Practice

Quelle: Getty Images

Daniel Ricciardo: Sebastian Vettel weiß genau, was er von seinem künftigen Kollegen zu erwarten hat: "Er wird nichts anderes versuchen, als mir das Leben schwerzumachen." Und mit Australiern kennt sich der Heppenheimer ja aus. Dennoch scheint das Betriebsklima zwischen dem 24-Jährigen Ricciardo und dem zwei Jahre älteren Vettel entspannter zu sein als das bisherige mit Veteran Mark Webber. Das mag daher kommen, dass beide aus dem Red-Bull-Talentschuppen Toro Rosso stammen, und sich der Deutsche wiedererkennen kann in dem Aufsteiger - nicht nur, weil auch der ähnlich ausdauernd lachen und grinsen kann. Einen Unterschied sieht Vettel aber, und es ist nicht unbedingt das höhere Kampfgewicht: "Als ich zu Red Bull kam, war der Rennstall erst auf dem Weg nach oben - er aber kommt in einen Weltmeister-Rennstall." Alles eine Frage der Erwartungen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Franz Beckenbauer

Franz Beckenbauer

Quelle: Tobias Hase/dpa

Franz Beckenbauer: Ja ist denn heut' schon Kommentatoren-Gipfel? Der Beckenbauer des Fußballs, also der echte, trifft auf den Beckenbauer des Motorsports - Niki Lauda. Beide Größen ihres Sports, beide erfahren im Multitasking zwischen Institutionen, Werbepartner und Fernsehsender. Und beide mit einer starken wirtschaftlichen Verbindung zu Mercedes. Mit dem Monza-Gast Ronaldo hatte der Fußball-Weltmeister zwar eine gewisse Konkurrenz in der Startaufstellung, aber Beckenbauer durfte nicht nur sich selbst, sondern noch einen anderen glücklich machen: Er ernannte Mercedes-Profifahrer Nico Rosberg zum Botschafter des hauseigenen Sportlerpreises Laureus. Wer da fast unterging, war die Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch. War ja auch noch nicht ihr Wetter.

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Dennis zieht sich aus Formel 1 zurück

Quelle: dpa

Ron Dennis: 50 Jahre McLaren in der Formel 1, wer einem da alles einfällt: Niki Lauda, Ayrton Senna, Alain Prost, Mika Häkkinen. Bruce McLaren natürlich auch, der Teamgründer aus Neuseeland. Der Kiwi hatte seine Autos anfänglich noch orange gestrichen. Der Mann, der McLaren zu dem gemacht hat, was es in den Achtzigern und Neunzigern war, hat eine ganz eigene Farbenlehre: Er hält Anthrazit tatsächlich für etwas Strahlendes. Bei der Jubiläumsparty meldete sich Ron Dennis, inzwischen 66 Jahre alt, zurück. Das in dieser Saison in eine tiefe technische Krise gerutschte Team geriet beinahe in Schockstarre. Aus jedem Wort seiner Ansprache schwang unterschwellig die Drohung mit, er und das Grau könnten wiederkommen - obwohl der BigMc nach dem Spionageskandal der Saison 2008 offiziell abgedankt hatte.

© SZ.de/hum
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