Zehn Zylinder der Formel 1:Alonso hält an und sonnt sich

Fernando Alonso wird zum Internet-Phänomen. Lewis Hamilton langweilt sich furchtbar - und Nico Rosberg macht plötzlich vieles anders. Die Höhepunkte der Formel 1.

Von Elmar Brümmer

1 / 10

Fernando Alonso

Motorsports FIA Formula One World Championship WM Weltmeisterschaft 2015 Grand Prix of Brazil 14

Quelle: imago/HochZwei

Wenn das Rennjahr vorbei ist, dann hat McLaren-Fahrer Fernando Alonso Hunderte von Strafplätzen für Motorwechsel in der Startaufstellung verloren. Aber angeblich 30 Millionen Euro verdient. Der Spanier, der noch bei Ferrari vom Ehrgeiz zerfressen war, nimmt sein Experimentier-Fahrerdasein für das zickende Honda-Aggregat inzwischen lakonisch hin: "Ich bin glücklich im Team, das mich unterstützt und ich bekomme ein gutes Gehalt, daher bin ich glücklicher als in den vergangenen Jahren." Als er in Interlagos früh in der Qualifikation ausfiel, lieh er sich einen Liegestuhl von einem Streckenposten und sonnte sich. Das Bild machte dann in den sozialen Medien Karriere, Alonso wurde auf ein Deck der Titanic, auf den Mond, beim Zahnarzt und zum Abendmahl retuschiert, der Hashtag lautete: #PlacesAlonsoWouldRatherBe. Ach ja, im Rennen kam er immerhin ins Ziel, auf dem 16. Rang.

2 / 10

Nico Rosberg

Nico Rosberg

Quelle: AP

Seit die Weltmeisterschaft zu Gunsten von Lewis Hamilton entschieden ist, fällt Nico Rosberg durch zwei Dinge auf: Er beteuert ständig, dass sein Ziel nicht die Vize-Weltmeisterschaft ist - und er gewinnt ein Rennen nach dem anderen. Von der fünften Pole Position in Serie mal ganz zu schweigen. Aber die erneut fehlerfreie Leistung in Interlagos bringt ihm jetzt doch den Trostpreis der Formel 1 ein, Sebastian Vettel kann ihn nicht mehr einholen. Rosberg sagt, dass er nicht verraten will, was er neuerdings anders mache: "Es war ein Bereich, in dem ich an mir arbeiten musste - also habe ich es im Laufe der Saison getan." Konzentrierter wirkt er momentan, angriffslustiger. Es ist ja auch das Warm-Up für 2016: "Ich will diese Saison mit einem Hoch abschließen und dann den Schwung mit ins neue Jahr nehmen."

3 / 10

Nico Hülkenberg

F1 Grand Prix of Brazil

Quelle: Getty Images

Das Autodromo Carlos Pace liegt Nico Hülkenberg, er konnte in Brasilien bisher immer in die Punkte fahren. Außerdem konnte der "vergessene Deutsche" hier 2010 die einzige Pole Position seiner Karriere feiern. Diesmal startete er als Fünfter, was mit dem Force India schon ganz ordentlich ist, ins Ziel kam er dann als Sechster - was auch noch ganz ordentlich ist: "Das war das Maximum", sagt der Emmericher. Mit seinem Ergebnis hat er dem britisch-indischen Team vorzeitig den fünften Platz in der Konstrukteurswertung gesichert. "Das freut uns sehr, denn es bedeutet ja auch ein bisschen mehr Geld für die Mannschaftskasse", sagt "Hulk": "Vor allem ist es der beste Platz in der Teamgeschichte, und das zeigt, welchen Fortschritt wir über die Jahre gemacht haben."

4 / 10

Felipe Massa

Williams Formula One driver Massa of Brazil congratulates Ferrari Formula One driver Vettel of Germany after their qualifying session of the Brazilian F1 Grand Prix in Sao Paulo

Quelle: REUTERS

So richtig Glück bringt Felipe Massa seine Heimatpiste nicht. Hier vergeigte der Brasilianer 2008 den Weltmeistertitel in der letzten Kurve gegen Lewis Hamilton, nach dem Podestplatz vom vergangenen Jahr hätte er diesmal fast schon im Qualifying die Lust verloren: Platz acht auf der Rennstrecke, die er als "einen Traum" bezeichnet. Doch Massa brachte seinen Williams auch im Rennen nicht weiter nach vorne. Schlimmer noch, drei Stunden nach Rennende wurde der emotionalste der aktiven Formel-1-Piloten auch noch disqualifiziert. Der rechte Hinterreifen wies bei der Messung in der Startaufstellung eine zu hohe Temperatur auf, 137 Grad statt der erlaubten 110 Grad: "Aus irgendeinem Grund funktioniert es diesmal für mich hier nicht", sagte er.

5 / 10

Trauer

Romain Grosjean, Felipe Massa

Quelle: AP

"Es ist alles relativ", sagte Sieger Nico Rosberg über die verhaltene Freude bei der Siegerehrung, Lewis Hamilton hatte von einem "schweren Herzen" gesprochen. Eine Viertelstunde vor dem Start hatte die Formel 1 der Opfer bei den Terrorangriffen in Paris gedacht, die Fahrer trugen während des Rennens Trauerflor. Kontroversen hatte es dabei um Aussagen von Jean Todt gegeben, dem Präsidenten des Automobilweltverbandes Fia. Der Funktionär wollte die Trauer um die Pariser Opfer mit dem schon zuvor geplanten Gedenken an die Toten im Straßenverkehr vermischen, und ließ sich zu dem Vergleich hinreißen: "Auf unseren Straßen sterben jeden Tag 3500 Menschen. Das sind mehr als 30-mal so viele wie bei den Morden in Paris..."

6 / 10

Lewis Hamilton

F1 Grand Prix of Brazil

Quelle: Getty Images

Zweiter werden, das ist ihm zwar momentan egal, aber passen tut es dem Weltmeister Lewis Hamilton nicht. Die Fahrt auf der Kampflinie gegen Nico Rosberg war nicht nur vergeblich, weil er aus aerodynamischen Gründen zwar nah an den Spitzenreiter im gleichen Auto heran-, aber nicht vorbeifahren konnte. Einzig eine riskante Boxenstopp-Taktik hätte ihm die Chance dazu gegeben: "Es wäre schön, wenn wir hin und wieder etwas anderes bei der Strategie machen könnten, um etwas Abwechslung reinzubringen." Doch der Mercedes-Kommandostand wollte dieses Risiko nicht eingehen. Weshalb Hamilton natürlich grummelte, dass es ein langweiliger Nachmittag für ihn gewesen sei, und er sich wie am Abschleppseil hängend vorgekommen sei.

7 / 10

Sebastian Vettel

Ferrari Formula One driver Vettel of Germany kisses his third place trophy after the Brazilian F1 Grand Prix in Sao Paulo

Quelle: REUTERS

Zum siebten Mal in 19 Rennen ist Sebastian Vettel jetzt Dritter hinter dem Mercedes-Duo geworden, und so langsam reicht dem Heppenheimer dieser Anschauungsunterricht: "Es war im Rennen ein bisschen einsam, aber die Strecke ist ja schön..." Doch er glaubt, dass dieser Große Preis von Brasilien doch ein guter Grand Prix für Ferrari war: "Wir sind hier näher dran gewesen als in den vergangenen Rennen." Alles, was die Italiener jetzt noch tun, gilt schon dem Fortschritt für 2016, wenn der große Angriff - ein Jahr früher als eigentlich geplant - auf Mercedes und den Weltmeistertitel kommen soll. "Näher dran sein reicht mir dann nicht", sagt Teamchef Maurizio Arrivabene. Offenbar sind vor allem in der Motorenabteilung in Maranello entscheidende Fortschritte gemacht worden.

8 / 10

Christian Horner

F1 Grand Prix of Brazil - Practice

Quelle: Getty Images

Im Namen der Dose: Teamchef Christian Horner hat bestätigt, dass Red Bull Racing (und der dazugehörige Talentschuppen Toro Rosso) auch in der kommenden Saison in der Formel 1 bleiben werden. Mit welchem Motor, das wollte der Brite allerdings noch nicht verraten. Einzige aktuelle Alternative zu einer Inkognito-Belieferung durch Renault wären alte Ferrari-Leihaggregate. Vieles deutet auf eine Fortsetzung der zuletzt so unglücklichen Partnerschaft mit Renault hin - mangels Alternativen. Für 2017 aber hat man die Hoffnung, dass einer der Billiganbieter der von Bernie Ecclestone forcierten herkömmlichen Turbomotoren wieder siegfähiges Material nach Milton Keynes liefern kann. Diese Möglichkeit war eine der Grundbedingungen, dass Red Bull weiterhin in der Königklasse fährt. Mittelfeld, das ist nicht der Stil des Konzernteams.

9 / 10

Giedo van der Garde

-

Quelle: Mal Fairclough/AFP

Die meisten Schlagzeilen, vielleicht sogar die einzigen richtigen seiner Bezahlfahrer-Karriere, machte der Niederländer Giedo van der Garde vor dieser Saison - vor Gericht. Van der Garde war trotz Anstellungsvertrag ausgebootet worden und hätte per einstweiliger Verfügung vor einem australischen Gericht fast den Start des Sauber-Teams verhindert. Dann wurde er großzügig abgefunden, aber seine Formel-1-Karriere war am Ende. Der 30-Jährige galt im Fahrerlager als persona non grata, jetzt aber hat er einen neuen Job: Für den Reifenhersteller Pirelli wird er neue Pneus testen. Das ist in diesem Winter besonders wichtig, denn die Italiener planen eine neue, ultrasofte (und entsprechend schnelle) Gummimischung. "Das bringt mir ein paar Kilometer auf der Strecke", sagt van der Garde. Er ist zurück in der Formel 1, irgendwie zumindest.

10 / 10

Toto Wolff

F1 Grand Prix of Brazil - Qualifying

Quelle: Getty Images

Der Job als Mercedes-Teamchef ist immer noch abwechslungsreich, auch wenn Weltmeisterschaft und Vize-Titel eingesackt sind. Viel muss der Österreicher Toto Wolff gerade über das Motorenreglement sprechen, lieber redet er aber über Lewis Hamilton. Nachdem der Brite zu Wochenbeginn nach langen Partynächten einen Auffahrunfall mit seinem Privat-Sportwagen in Monte Carlo gebaut hatte, kam sofort wieder die Kritik am Lebensstil des Champions hoch. Wolff nahm Hamilton in Schutz: "Lewis ist auf eine der überlegensten Arten, die wir je gesehen haben, Weltmeister geworden. Lassen wir ihn das doch genießen! Und er ist nicht nur der beste Fahrer, weil er am meisten Talent hat, sondern weil er auch genau weiß, was gut für ihn ist und was nicht."

© SZ.de/sonn/dd
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: