Zehn Dinge zur Handball-EM:Rangeleien im Hochsicherheitstrakt

Während die besten Handball-Teams Europas um Gold kämpfen, dürfen die Fans nicht einmal Münzen in die Hallen mitbringen. Deutschland zerbricht sich den Kopf wegen der komplizierten Olympia-Qualifikation. Und was machen eigentlich die britischen Handballer? Zehn Dinge, die Sie über die EM in Serbien wissen müssen.

Carsten Eberts

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(Foto: AP)

Während die besten Handball-Teams Europas um Gold kämpfen, dürfen die Fans nicht einmal Münzen in die Hallen mitbringen. Deutschland zerbricht sich den Kopf wegen der komplizierten Olympia-Qualifikation. Und was machen eigentlich die britischen Handballer? Zehn Dinge, die Sie über die EM in Serbien wissen müssen. Von Carsten Eberts Kleine EM-Rückschau Handball-Europameisterschaften gibt es erst seit 1994 - und seitdem holten nur fünf verschiedene Nationalteams den Titel. Das lag anfänglich an den dominierenden Schweden, die gleich viermal siegten (1994, 1998, 2000, 2002), in den vergangenen Jahren an den Franzosen (2006, 2010). Dazwischen gewannen nur die Russen und Dänen - sowie einmal die deutsche Mannschaft. 2004 in Slowenien, als sich Deutschland nur als Gruppendritter in die Hauptrunde rettete, im Finale allerdings die gastgebenden Slowenen souverän 30:25 besiegte.

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Verletzte Topleute Die europäische Handball-Elite trifft sich zu ihren Titelkämpfen - und einige der besten Spieler fehlen. Ólafur Stefánsson (links im Bild) etwa, der starke Isländer, fällt wegen der Folgen einer Knie-OP aus. Auch Bundesliga-Profis wie Oscar Carlén (HSV Hamburg, Kreuzbandriss) und sein Mannschaftskollege Marcin Lijewski (Rippenbruch) sind nicht dabei. Noch schlimmer erwischt hat es den serbischen Weltklasse-Keeper Arpad Sterbik und Schwedens Linksaußen Jonas Källman, die sich jeweils einer Herzoperation unterziehen mussten. Ein freudiges Ereignis hält hingegen Islands Mittelmann Snorri Steinn Guðjónsson von der EM fern: Er wurde Vater einer Tochter und bleibt bei Frau und Kind.

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Deutsche Schiedsrichter Auch sie hätten bei der EM eigentlich dabei sein sollen: Deutschlands beste Schiedsrichter, die Brüder Reiner und Bernd Methe (im Bild). Doch beide starben im November 2011 bei einem Autounfall, wochenlang befand sich der deutsche Handball in Trauer. Für die EM wären beide höchstwahrscheinlich nominiert worden - die Aufgabe, das Gespann in sportlicher Sicht zu vertreten, hat das Duo Lars Geipel und Marcus Helbig. Beide starten am Montag mit der Partie Kroatien gegen Island ins Turnier.

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Strenge Sicherheitsbestimmungen Serbien ist ein handballbegeistertes Land - zu begeistert, fürchten die Veranstalter. Sie haben die strengsten Sicherheitsbestimmungen erlassen, die es je bei einer EM gab: Neben Feuerwerkskörpern sind auch sonst übliche Fanartikel wie Trompeten oder Trommeln nicht oder nur begrenzt zugelassen. Zu den ebenfalls nicht erlaubten Mitbringseln zählen Münzen, Feuerzeuge, Fanplakate, Transparente und Pfeifen. Handball im Hochsicherheitstrakt? Bleibt den Fans, um für Atmosphäre zu sorgen: allein ihre Stimmkraft. Was die Mazedonier in ihrem Eröffnungsspiel gegen Schweden bereits eindrucksvoll unter Beweis stellten.

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Bundesliga überall Die Handball-Bundesliga verkündet es nicht ohne Stolz: 106 von 448 Spielern aus den erweiterten Kadern der EM-Teilnehmer verdienen ihr Geld in der Bundesliga. Das verwundert nicht: Die Bundesliga ist schließlich die mit Abstand stärkste Liga der Welt, in die alle Nationen ihre besten Athleten entsenden. Auf 24 Legionäre kommt etwa Vorrundengegner Tschechien, zwölf davon spielen in der Bundesliga (wie Filip Jicha, 2. von links). Einziges Team ohne Legionäre ist, oh Wunder: Deutschland. Ob es was bringt?

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Frankreich, Frankreich, Frankreich? Weltmeister, Europameister, Olympiasieger - Frankreich ist die Weltmacht im Handball. Daran wird sich auch bei dieser EM nichts ändern: Spielen die Franzosen ihren besten Handball, sind sie kaum zu schlagen. Torwart Thierry Omeyer (links im Bild) Mittelmann Nikola Karabatic, Außen-Flugkünstler Luc Abalo und Abwehrboss Didier Dinart bilden eine starke Achse, allerdings gehen mit William Accambray (Ellenbogenverletzung) und Michael Guigou (Leisten-OP) einige Spieler angeschlagen ins Turnier. Bei den vergangenen drei großen Turnieren kassierten die Franzosen nur eine Niederlage: 2009, bei der WM in Kroatien, in der Zwischenrunde gegen den Gastgeber.

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Herausforderer aus Dänemark Oder schaffen es diesmal doch die Dänen? Viele wünschen es ihnen, nicht nur, weil das kleine Land über eine durchweg sympathische Mannschaft verfügt. Das Team um Mikkel Hansen (rechts im Bild) hatte ein Jahr Zeit, sich weiterzuentwickeln, nachdem es bei der WM 2011 im Finale erst nach Verlängerung knapp 35:37 gegen Frankreich verloren hatte. "Wir können den Titel holen", sagt etwa Lasse Svan Hansen. Füchse-Manager Bob Hanning erklärt bei spox.com: "Ich sage, dass sich Dänemark die Krone aufsetzt, weil sie eine tolle Mannschaft haben und bei der WM schon verdammt nah dran waren." Allerdings: Topspieler Michael Knudsen fällt wegen eines Muskelfaserrisses aus.

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Erstes Turnier ohne Heiner Brand Was macht eigentlich Heiner Brand? Erstmals seit gefühlt 124 Jahren geht die deutsche Nationalmannschaft in ein Handball-Großereignis, ohne dass Deutschlands bekanntester Schnauzbartträger auf der Bank sitzt. Im Sommer hatte Brand (links im Bild) sein Amt an seinen Assistenten Martin Heuberger übergeben, kümmert sich seitdem als "Handball-Manager" um die Verzahnung zwischen Nationalmannschaft und Liga. Für seine früheren Spieler hat Brand aufmunternde Worte übrig: "Olympia ist absolut in Reichweite. Es besteht kein Grund zu Panik." Doch was soll er einer verunsicherten Mannschaft auch anderes mit auf den Weg geben?

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(Foto: dpa)

Komplizierte Olympia-Qualifikation Natürlich will die deutsche Mannschaft bei der EM gut abschneiden, viel wichtiger ist jedoch die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Dafür ist Deutschland noch nicht qualifiziert - und Olympia ohne deutsche Handballer, das gab es noch nie. Das Verfahren ist komplex: Zwei Startplätze werden bei der EM ausgespielt, sie gehen an die beiden besten Nationen, die noch nicht qualifiziert sind. Das heißt: Im ungünstigsten Fall muss das Team von Bundestrainer Martin Heuberger ins Finale kommen, um dabei zu sein. Im günstigsten Fall reicht Platz zehn. Es darf also gerechnet werden. Ergattert Deutschland keines der Tickets, bleibt nur noch der Umweg über eines der drei Qualifikationsturniere.

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Handball-Entwicklungsland Großbritannien Handball bei Olympia - für die gastgebenden Briten ist dies eine kuriose Situation. Der Sport ist hier weitgehend unbekannt, erst nach dem Olympia-Zuschlag 2005 begann das Land, seine Bemühungen um seine Nationalmannschaft zu intensivieren. Ein Budget von 4,3 Millionen Euro wurde bewilligt, Team oder auch Olympic Handball an einigen Schulen in den Lehrplan integriert, einzelne Spieler zu Handball-Akademien ins Ausland geschickt. Der Lohn: Das neue Team besiegte Neuseeland, einen echten Handball-Riesen, mit 44:8 und 39:10. Für die EM in Serbien reichte dieser Aufschwung trotzdem nicht: In einer Hammer-Qualifikationsgruppe mit Estland, Zypern und Bulgarien reichte es für die Briten lediglich zu Platz drei.

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