Zank und Chaos:Im Basketball herrscht Ligen-Wirrwarr

Basketball - Kampf um den Ball

Viele Hände und nur ein Ball, den man zu fassen bekommen kann: Im europäischen Basketball geht es weiterhin sehr unübersichtlich zu - vier Wettbewerbe buhlen um die Aufmerksamkeit der geneigten Zuschauer.

(Foto: Ozan Kose/AFP)
  • In keinem anderen Mannschaftssport sind Europas Turniere so unübersichtlich wie im Basketball.
  • Während in anderen Sportarten Vereine und Verbände recht gedeihlich zum gemeinsamen Wohl zusammenarbeiten, stehen sie sich im Basketball unversöhnlich gegenüber.

Von Joachim Mölter

An diesem Donnerstag nimmt nun auch die Basketball-Euroleague ihren Saisonbetrieb auf, mit dem FC Bayern München als deutschem Vertreter. Die Euroleague ist einer von vier Wettbewerben, die im Basketball in Europa ausgespielt werden - in keinem anderen Mannschaftssport ist der Europapokal so verwirrend organisiert. Das fängt damit an, dass der Begriff "Champions League", der sich fast überall - im Fußball, Handball, Volleyball, Eishockey - für den hochwertigsten Bewerb etabliert hat, im Basketball für einen eher nachrangigen verwendet wird. Und es hört nicht damit auf, dass es Konstrukte mit fast identisch klingenden Namen gibt, die für Laien kaum auseinanderzuhalten sind, der Eurocup und der Europe Cup. Dass sportliche Kriterien bei der Zusammenstellung der einzelnen Wettbewerbe nicht zwingend eine Rolle spielen, ist auch keine Orientierungshilfe. Hier deshalb ein Versuch, wenigstens etwas Ordnung ins Chaos zu bringen.

Was ist denn das Problem?

Während in anderen Sportarten Vereine und Verbände recht gedeihlich zum gemeinsamen Wohl zusammenarbeiten, stehen sie sich im Basketball unversöhnlich gegenüber. Auf der einen Seite der kontinentale Ableger der Fédération Internationale de Basketball, kurz Fiba - die Fiba Europe mit Sitz in München. Auf der anderen Seite die Klub-Vereinigung Euroleague Basketball, die in Form eines privatwirtschaftlichen Unternehmens mit Sitz in Barcelona strukturiert ist. Die Euroleague hatte im Jahr 2000 die Organisation der beiden höchsten europäischen Wettbewerbe übernommen, zunächst in Kooperation mit der Fiba. Seit die aber ihren weltweiten Wettkampf-Kalender reformiert und 2017 vier Zeitfenster für Nationalteams installiert hat, herrscht in Europa ein Machtkampf.

Und wer macht jetzt was?

Die Euroleague weigert sich, ihren Spielbetrieb während der Nationalmannschaftsfenster auszusetzen und Profis abzustellen. Sie argumentiert, die nordamerikanische Profiliga NBA müsse das ja auch nicht. Die Fiba Europe hat keine juristischen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, sie konterte damit, einen eigenen Wettbewerb einzuführen - die Champions League; deren Termine sind auf die der Nationalteams abgestimmt. Zudem versucht die Fiba Europe mit allen möglichen Mitteln, möglichst viele Klubs von der Euroleague abzuwerben und an sich zu binden.

Leidet die Euroleague darunter?

Nicht wirklich. Sie gilt nach wie vor als weltweit beste Basketball-Liga nach der NBA, dort mitzuspielen ist eine prestigeträchtige Sache. Aber auch nicht ganz einfach: Die Euroleague ist eine halb-geschlossene Gesellschaft, elf der aktuell 16 Teilnehmerplätze sind auf Dauer besetzt von den Gründungsmitgliedern und Anteilseignern von Euroleague Basketball, losgelöst von deren sportlichem Abschneiden in ihren nationalen Ligen. Die übrigen Plätze werden vergeben an diverse Meister, unter anderem an den deutschen; in diesem Jahr ist das der FC Bayern München. Ab der Saison 2019/2020 soll die Liga auf 18 Teams aufgestockt werden, die Münchner werden dann auch wieder dabei sein, unabhängig davon, ob sie ihren nationalen Titel verteidigen: Sie haben für zwei Jahre eine Wildcard sicher. Langfristiges Ziel beider Seiten, der Liga und des Klubs, ist die Aufnahme des FC Bayern in den Kreis der Anteilseigner und somit der Dauergäste. Das Gute für die Bundesliga (BBL) daran wäre: Sie könnte dann noch einen weiteren deutschen Klub in die Euroleague entsenden.

Wer spielt noch Eurocup?

Bislang war der ebenfalls vom Unternehmen Euroleague Basketball organisierte Eurocup der zweitwichtigste der Klub-Wettbewerb, das hat sich zumindest aus deutscher Sicht leicht verschoben. Zwar nimmt in Alba Berlin der Zweitplatzierte der vergangenen BBL-Saison teil, aber die beiden anderen deutschen Teilnehmer haben sich nicht sportlich qualifiziert, sondern mit Erfolg um eine Wildcard beworben. Ratiopharm Ulm, das als Bundesliga-Zehnter der Vorsaison sogar die Playoffs verpasst hat, nimmt bereits zum sechsten Mal teil; der Klub hat gute Erfahrungen mit diesem Wettbewerb gemacht und zuletzt dank der inzwischen zentralen TV-Vermarktung sogar etwas Geld verdient. Die Frankfurt Skyliners hingegen, zuletzt BBL-Achter, wird die Teilnahme "einen sechsstelligen Betrag kosten", sagt Geschäftsführer Gunnar Wöbke. Er hält das aber für eine gute Investition, er glaubt, dass Frankfurt mit seiner geplanten Großarena auch "ein attraktiver Perspektivstandort für die Euroleague" werden könnte.

Was ist Bambergs Perspektive?

Auch der entthronte Serienmeister Brose Bamberg hätte als BBL-Vierter der Vorsaison einen Platz im Eurocup beanspruchen können. Aber den Franken ist klar, dass sie kein Perspektivstandort für die Euroleague sind, sondern allenfalls geduldet. Zwischen den von der Euroleague bevorzugten Metropolen wie Madrid, Mailand, München und Moskau steht Bamberg halt recht abseitig da - so wie in dieser Saison der montenegrinische Klub Podgorica. Die Bamberger haben deswegen dem Werben der Champions League nachgegeben und sich dort für fünf Jahre verpflichtet. Selbst wenn sie nächstes Jahr als Meister sportlich für die Euroleague qualifiziert wären, würden sie in der Champions League spielen, heißt es in Bamberg - dort können sie nämlich Geld verdienen, im Gegensatz zum Zuschussgeschäft Euroleague: Eine Million Euro winkt dem Gewinner als Prämie. Im vorigen Jahr kam der Liga-Dritte Ludwigsburg immerhin ins Final Four und auf eine Viertelmillion Euro Bonus, das hat den Klub zur erneuten Teilnahme motiviert; auch Bayreuth und Bonn, als Fünfter und Sechster ebenfalls Playoff-Teilnehmer der vorigen Saison, reizt das.

Warum tut man sich das an?

Es gibt noch etwas drunter, eine vierte Liga, den Fiba Europe Cup. Aus Deutschland ist der Vorjahresneunte aus Würzburg mit von der Partie, "wir wollten gern international spielen und das war für uns die Möglichkeit dazu", sagt Klubsprecher Patrick Wötzel: "Trainer und Spieler freuen sich auch darauf." Reisen wie in die rumänische Provinz tun der Entwicklung einer Mannschaft gut, glauben sie in Würzburg, das schweiße die Spieler zusammen.

Und warum tut man's nicht?

Beim Vorjahressiebten in Oldenburg verzichten sie diesmal darauf, international anzutreten. Aus der Champions League, in der er in den beiden Jahren davor mitmachte, ist der Klub rausgerutscht, nachdem Bamberg sich dort engagiert hatte und die Liga keine fünf deutschen Teams zulassen wollte. Und den Fiba Europe Cup schlugen die Oldenburger aus, weil sie davon ausgingen, "dass wir bei einer Teilnahme 100 000 Euro Verlust gemacht hätten", wie Geschäftsführer Hermann Schüller erklärte: "In Anbetracht der Umstände: Volle Konzentration auf die BBL-Saison!" Das ist gar nicht einmal die schlechteste Idee: sich aus dem ganzen Balla Balla rauszuhalten.

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