Yankees gewinnen MLB-Titel:Am Ende der Ewigkeit

Nach neun erfolglosen Jahren holt sich Baseball-Rekordmeister New York Yankees seinen 27. Titel in der MLB. Im Finale haben die Philadelphia Phillies das Nachsehen.

Ulrike von Bülow

Es war ein schöner Tag in New York City. Der Bürgermeister war wiedergewählt worden, Michael Bloomberg, doch das interessierte an diesem Mittwoch vielleicht Mr. Bloomberg - seine Stadt interessierte sich für die New York Yankees, die am Abend ein großes Spiel haben sollten.

Yankees gewinnen MLB-Titel: Da gab's kein Halten mehr: Die Baseball-Profis der New York Yankees heben ab zur Feier ihres 27. Meistertitels.

Da gab's kein Halten mehr: Die Baseball-Profis der New York Yankees heben ab zur Feier ihres 27. Meistertitels.

(Foto: Foto: dpa)

Im Frühstücksfernsehen saß Laura Posada, die Gattin des Catchers Jorge Posada, eine Frau mit Kleopatra-Frisur, und erzählte, wie sie ihren Jorge fit gemacht hat: "Ich habe ihm sein Lieblingsessen gekocht, Pasta mit Salami und Zwiebelchen und Weißweinsauce!" In den Nagelstudios ließen sich die New Yorkerinnen ihre Nägel weiß mit blauen Nadelstreifen lackieren, Yankee-Style, nach den Anzügen ihrer Helden, und dann blätterten sie mit spitzen Fingern in der New York Post, auf der Pedro Martinez zu sehen war, der Werfer der Philadelphia Phillies, sein Kopf montiert auf einen Babykörper in Windeln: "Versohlt ihm den Hintern!", lautete die Schlagzeile.

Buhrufe für Martinez

Die Yankees und die Phillies kämpften um die World Series der Major League Baseball (MLB). Pedro Martinez zählt zu den Lieblingsfeinden der New Yorker. Früher spielte er bei den Boston Red Sox, dem Erzrivalen der Yankees, danach für die New York Mets, dem zweitliebsten Lieblingsfeind der Yankees. Nun ist er bei den Phillies, dem Lieblingsfeind der Mets, und die New Yorker Baseball-Fans waren sich einig wie selten: Martinez geht gar nicht! Und so schaute die ganze Stadt ins Yankee Stadion in der Bronx, als Martinez am Abend zu seinem ersten Wurf ausholte - die Buhrufe, die ihm entgegenschallten, müssen bis nach Philadelphia zu hören gewesen sein. Lauter wurde es nur, als der Werfer Mariano Rivera die Partie für die Yankees entschied, eigentlich ganz ruhig, mit einem Ball, der für die Phillies verloren war.

Es war 23.50 Uhr Ortszeit, als Jorge Posada sich den Helm vom Kopf zog und die Arme nach oben riss. Er lächelte kurz gen Himmel, dann lief er auf Rivera zu, und beide Herren verschwanden in einer Männertraube in weiß mit blauen Nadelstreifen. Die Yankees entschieden die Finalserie, die nach dem Modus Best of seven gespielt wird, im sechsten Spiel für sich. Sie besiegten die Phillies 7:3 - und dann waren sie sprachlos. "Was soll ich sagen?", fragte Joe Girardi, ihr Coach, dabei brauchte es nur ein Wort, um den Auftritt seines Teams zu beschreiben: lässig.

Die Yankees hatten die Meisterschaft zuletzt vor neun Jahren gewonnen - für sie eine Ewigkeit. Sie sind ja Rekordmeister der Liga mit nun 27 Titeln. New York erwartet von ihnen nichts anderes als Erfolg, und darum schienen die Yankees am Mittwoch doppelt und dreifach erleichtert zu sein, als es endlich wieder etwas Großes zu feiern gab: Spieler und Trainer trugen nach dem Spiel Schwimmbrillen, so viel Champagner schütteten sie in der Kabine übereinander aus.

Warum auch nicht? Die Yankees gewannen ein spektakuläres Finale, in dem eine Menge passierte, auf dem Feld und daneben. Es gab kuriose Punkte wie jenen von New Yorks Alex Rodriguez im dritten Spiel: Da hätte er einen Ball in die ersten Zuschauer-Reihen geschlagen, wäre dieser nicht gegen eine Fernsehkamera geflogen, die hinter der Balustrade in Reihe eins stand, und zurück aufs Spielfeld geprallt.

Home Run nach Videobetrachtung

Was die Schiedsrichter nicht erkannten, wohl aber Rodriguez, der per Handzeichen nölte: Hey, das war ein Home Run! Große Diskussion, kleine Videobetrachtung (was in der MLB eigentlich unüblich ist) - dann gaben die Schiedsrichter Rodriguez einen Punkt, den die Yankees dringend brauchten: Sie lagen hinten, doch am Ende gewannen sie das Spiel. Ihre Offensive war immer dann gut, wenn es drauf ankam. Auch wenn kein Yankee so erfolgreich traf wie Chase Utley, ein Phillie, die tragische Figur dieses Finales: Dem gelangen fünf Home Runs, damit stellte er den 32 Jahre alten Finalrekord ein, doch wem nützte das etwas? Ihm nicht.

Letztlich waren es die Werfer, die das Finale für New York entschieden. Die Defensivtaktik von Joe Girardi war sehr schlau und durchaus mutig. Charlie Manuel, der Coach der Phillies, setzte seinen besten Pitcher sparsam ein, mit jeweils vier Tagen Pause. Anders als Girardi, der seine Werfer ziemlich rotieren ließ; er konnte sich das ja auch erlauben.

250 Millionen Dollar für zwei Werfer

Die Yankees hatten sich im vergangenen Winter da verstärkt, wo sie zuletzt am schwächsten waren: bei den Werfern. Sie investierten in A.J. Burnett, der von den Toronto Blue Jays kam, und in C.C. Sabathia von den Milwaukee Brewers - jeder für sich Weltklasse und beide zusammen 250 Millionen Dollar teuer.

Dass die Yankees viel Geld ausgeben, ist nicht neu; neu war, dass sie es weise ausgaben: Girardi verließ sich auf seine beiden Neuen und ließ sie im Finale im Wechsel mit einem alten Yankee antreten, Andy Pettitte, der die finale Partie beherrschte - "on short rest", wie das im Fachjargon heißt, mit nur drei Tagen Pause. "Ausruhen", sprach Girardi, "könnt Ihr euch nachher." Wenn alles vorbei ist. Einmal müssen die Herren aber noch ran: Bei der Parade der Champions am Freitag, auf dem Broadway in Manhattan.

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