Xherdan Shaqiri beim FC Basel:Talente für jeden Ort auf dem Platz

Der Basler Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri war von den Bayern beim 1:0-Sieg im Achtelfinale der Champions League nicht in den Griff zu bekommen. Der 20-Jährige zeigte, dass er den Unterschied ausmachen kann für eine Mannschaft. Im Sommer wechselt er nach München und könnte dort Arjen Robben überflüssig machen.

Claudio Catuogno, Basel

Nach 24 Minuten haben sich ihre Wege das erste Mal gekreuzt im St. Jakob Park, da hat Arjen Robben seine rechte Spielhälfte verlassen und ist hinüber getrabt in den Wirkungsbereich dieses kleinen, fast quadratisch anmutenden Jünglings auf der anderen Seite. Zu Xherdan Shaqiri, der ihn, Robben, in der nächsten Saison überflüssig machen könnte in München, wenn man diesen kürzlich fixierten 10-Millionen-Transfer des FC Bayern richtig verstanden hat.

FC Basel 1893 v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Round of 16

Enormer Radius: Xherdan Shaqiri war beim 1:0 gegen den FC Bayern viel unterwegs. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Robben, 28, ist wohl das, was man einen Modellathleten nennen muss mit seinen 1,81 Metern Körpergröße und seinem Ehrgeiz im Kraftraum. Shaqiri, 20, hat gerade erst der Einschätzung seines ehemaligen Trainers Thorsten Fink widersprochen, er habe zwei, drei Kilo zu viel auf den Rippen, er hat aus diesem Anlass auch noch mal auf seinen Spitznamen hingewiesen. "Kraftpaket", so wird er in Basel genannt. Robben hat ihn also kurz gemustert, diesen Gegenspieler, der bald Kollege sein und doch Konkurrent bleiben wird. Dann haben sie sich wieder auf ihre Positionen verzogen, Robben auf den rechten Bayern-Flügel, Shaqiri auf den rechten Basel-Flügel. Es war dann wieder ein Fernduell.

Die 24 Minuten zuvor, die gefährlichste Phase der Basler, waren indes aufschlussreich gewesen. Arjen Robben schien seine Startelf-Berufung anstelle von Thomas Müller durch auffallende Mannschaftsdienlichkeit rechtfertigen zu wollen, er wurde oft angespielt und spielte oft wieder ab, als habe es nie eine Egoismus-Debatte gegeben. Viel heraus kam dabei aber nicht, ein Raunen ging immerhin durch die Arena, als Robben in Arjen-Robben-Manier nach innen zog, schoss - und der Ball weit neben dem Tor gegen den Zaun krachte (21.).

Xherdan Shaqiri hatte sich da bereits als Mittelstürmer in Szene gesetzt (6.), und hätte nicht Jerome Boateng Schlimmeres verhindert, hätte sich das Telefonat, das Shaqiri kürzlich zur Vermeidung eines schlechten Gewissens mit Jupp Heynckes geführt hat, schon gelohnt: Ob Heynckes ihm böse wäre, wenn er gegen seinen zukünftigen Verein ein Tor schießen würde, hatte Shaqiri den Bayern-Trainer gefragt. Heynckes hatte lachend verneint und hinzugefügt: "Gegen dich fällt mir schon was ein."

Doch wirklich in den Griff zu kriegen war der Jung-Nationalspieler nicht, die Großchance durch Aleksandar Dragovic (17.) bereitete wiederum er durch eine passgenaue Flanke vor. Auch das fiel auf, wenn man diesen jungen Mann beobachtete, dessen kompakter Laufstil ein wenig an den Stürmer Ailton in seinen besten Zeiten erinnert: Sein Radius auf dem Spielfeld ist enorm, und wo er auch auftaucht, vermag er auf allerhand Talente zurückzugreifen, die in einer Mannschaft den Unterschied ausmachen können. Dass das 1:0 fiel, als er gerade ausgewechselt worden war, musste man Shaqiri jedenfalls nicht ankreiden.

Robben und Shaqiri haben dann doch noch öfter miteinander zu tun gehabt, auch in der zweiten Halbzeit, in der Robben sich seinerseits zum auffälligsten Offensivspieler der Bayern mauserte. Einmal hat der Holländer sogar einen Sprint übers gesamte Feld hinter sich gebracht, um dem Kosovo-Schweizer den Ball vom Fuß zu treten. Shaqiri humpelte ein bisschen, Robben eilte, ohne sich umzudrehen, davon. Mehrmals wiederum hat Robben seine fluffig-harmlosen Freistöße in den Basler Deckungsverbund getreten, und wer Shaqiri vor ein paar Tagen im Schweizer Fernsehen hat plaudern sehen, der erinnerte sich an die Ankündigung, bei den Bayern nächstes Jahr sicher auch für Freistöße in Frage zu kommen. Freistöße könnten die - seinen bescheidenen Recherchen zufolge - nämlich nicht allzu gut.

Der FC Bayern hat, immerhin das hat der Abend in Basel an erfreulichen Erkenntnissen gebracht, mit dem Shaqiri-Transfer sicher nicht allzu viel falsch gemacht.

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