Fußball:In Xabi Alonso verliert der FC Bayern schon die zweite Leitfigur

Die Münchner haben längst Alternativen im Kader, griffen aber stets auf Alonso zurück. Dass er nun zusammen mit Philipp Lahm geht, ist problematisch.

Kommentar von Carsten Scheele

Zum Beispiel auf den obligatorischen Wiesn-Fotos wird Xabi Alonso künftig fehlen. Der bayerische Baske sah immer großartig aus in seiner Tracht, sie stand ihm viel besser als manch deutschem Kollegen. Doch Alonso wird bald nur noch Baske sein und kein Bayer mehr: Er wird die Münchner im Sommer verlassen. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, versichert er.

Wenn ein 35-jähriger Champions-League-Sieger sowie Welt- und Europameister seine Karriere beendet, mag das ein gewöhnlicher Vorgang sein. Doch die Münchner werden den Spanier in der kommenden Saison sportlich vermissen. Das hat zum einen mit Alonso selbst zu tun, der sowohl unter Pep Guardiola als auch unter Carlo Ancelotti bislang immer zum Stammpersonal gehörte, obwohl er nicht mehr der schnellste und auch nicht der modernste Spieler war. Alonso hatte andere Qualitäten.

Längst sind im Bayern-Kader Alternativen vorhanden, die ihn hätten ersetzen können. Doch die Wahl der Trainer fiel immer wieder auf Alonso. Vor allem in den großen Spielen, wenn der Einsatz der jungen Joshua Kimmich oder Renato Sanches ein Risiko dargestellt hätte. Oder Javi Martínez, der früher auch Sechser war, in der Innenverteidigung gebraucht wurde. Es war stets Alonso, der mit seinen langen Armen das Spiel dirigierte (auch wenn er mal ein Laufduell verlor). Alonso machte häufig die einfachen Dinge, doch die machte er sehr gut.

Den Bayern fehlen zwei wichtige Typen

Zum anderen spielt die Personalie Philipp Lahm in diesen Überlegungen eine Rolle. Auch der Kapitän wird im Sommer seine Karriere beenden; damit verliert der FC Bayern auf einen Schlag zwei seiner spielintelligentesten Typen, die auf dem Platz häufig die richtigen Entscheidungen treffen, wenn es eng und brenzlig wird.

Lahm hinten rechts, Alonso in der Zentrale - sie verkörperten viel von der Qualität, die die Mannschaft in den vergangenen Spielzeiten ausmachte. Wer soll ihre Aufgaben künftig übernehmen?

Die Bayern verfügen über einen der älteren Kader in Europa. Meist wird nur auf den Angriff verwiesen, wenn von der Abhängigkeit von gereiften Spielern die Rede ist, weil Arjen Robben und Franck Ribéry, obwohl beide schon 33, eben unverzichtbar sind. Doch auch die Defensive der Bayern wird sich schütteln und neu sortieren müssen, wenn sie bald ohne ihre 33- und 35-Jährigen auskommen muss.

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