Xabi Alonso:Haft droht

Xabi Alonso

Unter Druck: der ehemalige Münchner Profi Xabi Alonso.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Ein Konflikt zwischen Spaniens Steuerbehörden und dem früheren Fußballprofi spitzt sich zu. Das spanische Finanzministerium fordert eine Haftstrafe, weil Alonso mithilfe einer Briefkastenfirma Millionen am Fiskus vorbeigeschleust haben soll.

Von Javier Cáceres

Ein seit Jahren schwelender Konflikt zwischen Spaniens Steuerbehörden und dem früheren Fußballprofi Xabi Alonso spitzt sich zu. Wie die Online-Zeitung El Confidencial berichtet, fordert Spaniens Finanzministerium eine achtjährige Haftstrafe für Alonso. Der Weltmeister von 2010, der seine aktive Karriere im vergangenen Sommer beim FC Bayern ausklingen ließ, sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, zwischen 2010 und 2012 Werbeeinnahmen in Millionenhöhe am Fiskus vorbeigeschleust zu haben. Offen ist, ob die Staatsanwaltschaft ebenfalls eine Haftstrafe für Alonso fordern wird. Alonso selbst hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und beteuert, sich im Rahmen der Gesetze bewegt zu haben. Er hat auch, anders als viele andere namhafte Profis wie Marcelo, Coentrão oder Carvalho, einen möglichen Deal mit den Steuerbehörden immer abgelehnt. Ein Deal wäre nur im Falle eines Schuldeingeständnisses möglich gewesen.

Zunächst schien Alonsos Strategie aufzugehen. Eine Anzeige der Steuerbehörden aus dem Jahr 2015 wurde von der Staatsanwaltschaft für Finanzdelikte in Madrid umgehend verworfen; ein Ermittlungsrichter in Madrid folgte der Staatsanwaltschaft und befand, dass Alonso nichts vorzuwerfen sei. Spaniens frühere Generalstaatsanwältin Consuelo Madrigal beantragte dann aber, den Fall doch aufzurollen. Nach Einschätzung von El Confidencial geschah dies vor allem aus politischen Erwägungen. Damals waberten im Hintergrund Vorwürfe des FC Barcelona, Spieler des katalanischen Klubs würden von der Justiz in Madrid verfolgt, während (ehemalige) Spieler von Real - wie Alonso - unbehelligt blieben. Tatsächlich hatte sich Barça-Star Lionel Messi auf die Anklagebank setzen und eine zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe hinnehmen müssen; Javier Mascherano akzeptierte eine Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie eine millionenschwere Strafzahlung.

Mascheranos Fall war insofern interessant, da er gemeinsam mit Xabi Alonso beim FC Liverpool gespielt und über die gleichen Berater und ähnliche Steuerminimierungs-Modelle verfügt hatte. Alonso hatte einen Teil seiner Werbeeinnahmen über eine Briefkastenfirma kassiert, die auf der portugiesischen Insel Madeira und damit in der EU angesiedelt war. Firmen zahlen dort nur eine geringe Umsatzsteuer. Alonso hatte 2009 seine Bildrechte an diese Firma für fünf Millionen Euro verkauft. Das war etwa der Betrag, den er in den Folgejahren für Werbeverträge kassierte - und von der Firma via Schuldentilgung einforderte.

Es gebe gute Argumente für Alonsos Unschuld, betonte das Gericht in Madrid, das Ende 2017 die Einstellung des Verfahrens gegen Alonso aber wieder aufhob. Der Fall sei so komplex, dass ein Gerichtsverfahren unumgänglich sei. Ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest.

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