3x3-Basketball:Solo auf der Reeperbahn

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Das Stirnband ist nicht obligatorisch: Dennis Schröder bei der 3x3-Meisterschaft in St. Pauli. (Foto: Sven Kuczera/dpa)
  • 3x3-Basketball ist in Deutschland kaum bekannt. Ein Auftritt von Dennis Schröder bei den deutschen Meisterschaften soll nun helfen, dass sich das bald ändert.
  • Es ist ein Ableger der Streetball-Bewegung der Neunziger Jahre, der selbst von der Bundesliga kaum beachtet wird.
  • "Fast niemand aus der Basketball-Community kennt überhaupt die Regeln", klagt der Bundestrainer Kay Blümel.

Von Matthias Schmid, München

Es ist nicht überliefert, ob sich Dennis Schröder seine Haare für den Junggesellenabend oder für die schweißtreibende Vorbereitung auf die neue Spielzeit in der amerikanischen Basketballliga NBA abrasierte. Der neue Look des Basketballers der Oklahoma City Thunder sah in jedem Fall unverschämt lässig aus, weil er sich noch ein breites, weißes Stirnband überstreifte. Schröder, 26, war der unerwartete und umjubelte Gastspieler bei den deutschen Meisterschaften im 3x3-Basketball am Wochenende in St. Pauli.

Er hatte eigentlich etwas anderes vor, als er nach Hamburg reiste. Schröder wollte einen Kumpel auf dem Kiez ins Eheleben verabschieden. Aber als er hörte, dass dort auch Basketball gespielt wurde, bat er sogleich einen Bekannten aus der besten deutschen Mannschaft, "Der Stamm Flex", ob er noch mitspielen dürfte. Er durfte natürlich, obwohl der Kapitän, Dia Soliman, dafür seinen Platz räumen musste. Es hat sich aber gelohnt - in zweierlei Hinsicht. Denn Schröder führte die Mannschaft aus Aachen mit seinen flinken Beinen und seinen langen Armen nicht nur zum Meistertitel, sondern bescherte der jungen Disziplin eine nie für möglich gehaltene Aufmerksamkeit. "Das hilft uns ungemein, um das 3x3 bekannter zu machen", sagt Bundestrainer Kay Blümel.

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Auf Pleiten hat Dennis Schröder keine Lust mehr. Weil er NBA-Meister werden will, wechselt er nach Oklahoma - und reiht sich hinter dem größten Energiebolzen der Liga ein.

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Bei den Sommerspielen 2020 in Tokio wird das 3x3-Spiel erstmals zum olympischen Programm gehören; das Internationale Olympische Komitee (IOC) will künftig jugendlicher, frischer und hipper rüberzukommen. Streetball, der Hinterhofsport der Neunziger Jahre, wird dann endgültig in der besseren Gesellschaft angekommen sein. "Das ist der Basketball, mit dem ich aufgewachsen bin", hob Schröder hervor: "Ich spiele das gerne, weil man hier mal neue Moves ausprobieren kann, die man in der Halle nicht machen würde."

Die Variante mit drei Akteuren, bei der auf einen Korb gespielt wird, ist artverwandt mit der herkömmlichen Form des Basketballs mit fünf Spielern. Alles auf dem Court ist aber schneller, hektischer und auch ein bisschen anarchischer. Zwölf Sekunden bleiben einem Team, um zu punkten. Es ist ein Spiel, wie es Schröder und die NBA-Profis um LeBron James und James Harden lieben, mit vielen Duellen Mann gegen Mann, in denen sie ihre athletischen Stärken voll entfalten können.

In Serbien kann mit dem Sport gutes Geld verdienen

International dominieren jedoch nicht die Amerikaner; Serbien ist zuletzt Weltmeister geworden, im Finale gegen die Niederlande. In diesen Ländern wie auch in Frankreich haben sie schon früh die Attraktivität des 3x3-Formats als eigenständige Sportart erkannt, es gibt eigens dafür geschaffene Trainingszentren, zahlreiche Trainer und Spieler, die vom Sport leben können. "Die verdienen richtig gutes Geld damit", erzählt Blümel.

Von solch professionellen Strukturen kann er hierzulande nur träumen, das 3x3 steckt noch in den Kinderschuhen, "international sind die anderen Nationen uns enteilt", gibt der Bundestrainer zu. In Deutschland wird es höchstens als Freizeitbeschäftigung der Bundesligaprofis wahrgenommen, es gibt nur drei hochwertige Turniere. "Fast niemand aus der Basketball-Community kennt überhaupt die Regeln", sagt Blümel. Er hofft, dass sich mit dem Auftritt Schröder etwas verändern wird, er wünscht sich eine Turnierserie im Sommer. Schröder wird übrigens Anfang September nach Hamburg zurückkehren, dann als Nationalspieler. Wieder mit zwei Körben.

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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