Wutreden im Fußball:"Scheißstimmung" im Land der "Mülleimer"

Die Pressekonferenz der Bayern-Bosse ist im Kanon des Genres "Wutrede" schon jetzt ein Klassiker. In Erinnerung sind noch viele andere Ausraster des Fußballs. Ein Rückblick.

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FC Bayern - Präsident Uli Hoeneß 2018 in München

Quelle: dpa

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"Geht's eigentlich noch?", fragte Karl-Heinz Rummenigge, als es vergangenen Freitag um die Kritik an einigen Bayern-Spielern ging. Dann packte der Vorstandschef der Bayern gleich noch Artikel 1 des Grundgesetzes aus. Alles andere als würdevoll war dann der Auftritt von Uli Hoeneß nur wenige Minuten später: Auf der mittlerweile legendären Pressekonferenz - bei der die Bosse auch die Presse scholten - stellte der Klubpräsident fest, Ex-Bayern-Profi Juan Bernat habe "einen Scheißdreck" gespielt. Dabei mahnten er und Rummenigge höchstselbst zu mehr Respekt im Umgang miteinander an. Nur eben zu den Bedingungen des FC Bayern.

Die Polter-Rede der Bayern-Bosse ist der aktuellste Vulkanausbruch aus der Welt des deutschen Fußballs. Schon früher gab es Beispiele, die den Kanon des Genres "Wutrede" bereicherten.

SC Freiburg v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Bruno Labbadia beschwerte sich 2012 als Trainer des VfB Stuttgart auf der Pressekonferenz nach einem 2:2 gegen Leverkusen: "Ich finde, es ist eine gewisse Grenze erreicht hier. Ich kann gewisse Dinge nicht akzeptieren, wenn ein Trainer wie der letzte Depp dargestellt wird, als hätte er gar keine Ahnung. Ich muss ganz ehrlich sagen, die Trainer in der Bundesliga sind nicht die Mülleimer von allen Menschen. Da ist eine totale Grenze erreicht - auch hier in Stuttgart. Als normaler Bundesliga-Trainer muss man sich heute die Frage stellen, gehe ich einen schweren Weg, wie ihn der VfB Stuttgart gehen muss, gehe ich den mit, oder sage ich: am Arsch geleckt! Das Fass ist absolut voll!"

Bayer 04 Leverkusen - FC Barcelona

Quelle: dpa

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Rudi Völler diskutierte 2016 mit Sky-Reporter Sebastian Hellmann. Trainer Roger Schmidt hatte beim 0:1 gegen Dortmund für eine Spielunterbrechung gesorgt, weil er entgegen der Schiedsrichter-Anweisung nicht auf die Tribüne ging. "Was haben Sie eigentlich mit dem Roger Schmidt? Es ist doch viel wichtiger, dass er keinen Elfmeter gepfiffen hat, oder finden Sie nicht? Was meinen Sie? Wer hat uns denn mehr geschadet, der Roger Schmidt oder der Schiedsrichter? Nicht, wenn das Mikro aus ist, sagen, du hast ja Recht."

Giovanni Trapattoni

Quelle: Getty Images

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Giovanni "Trap" Trapattoni erklärte im März 1998 als Trainer des FC Bayern nach einer 0:1-Niederlage gegen Schalke: "Ein Trainer nicht ein Idiot. Ein Trainer seh, was passiere in Platz. Zwei oder drei diese Spieler waren schwach wie eine Flasche leer." Später fragte er noch verzweifelt: "Was erlauben Strunz?" - auch mit Bayern-Profi Thomas Strunz war er nicht zufrieden. Dreieinhalb Minuten dauerte die Schimpftirade, dann der legendäre Aphorismus: "Ich habe fertig."

SC Paderborn - Stefan Effenberg

Quelle: dpa

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Stefan Effenberg konnte 1999 die Kritik an ihm "nicht mehr hören." Deswegen erklärte er allen: "Man muss aufpassen, mit dem was man sagt, was man schreibt und wie man das rüberbringt. Weil ich bin einer, der lässt sich das nicht gefallen. Freunde der Sonne."

Jahreshauptversammlung FC Bayern München

Quelle: dpa

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Uli Hoeneß (im Bild rechts) redete sich schon einmal bei der Mitgliederversammlung der Bayern im November 2007 in Rage. Ein Fan hatte sich über die schlechte Stimmung in der Münchner Arena beschwert. Die Antwort des damaligen Managers: "Das ist eine populistische Scheiße. (...) Eure Scheißstimmung! Da seid ihr doch verantwortlich und nicht wir. (...) Was glaubt ihr eigentlich, wer Euch alle finanziert? Die Leute in den Logen, denen wir die Gelder aus der Tasche ziehen." Erst gab es Buhrufe, dann Applaus.

Rolf Jürgen Otto Dynamo Dresden

Quelle: imago sportfotodienst

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Rolf-Jürgen Otto, neureicher Kneipier, Boxveranstalter und Bauunternehmer, war in den 1990er Jahren Präsident von Dynamo Dresden. Auf einer legendären Pressekonferenz erklärte er schweißgebadet: "Ich bin eigentlich fassungslos! Fans gegen Otto! Schwarzes Geld beim DFB! Es ist eine gezielte Mafia gegen diesen Verein und dieses Präsidium! Das kann doch alles nicht normal sein! Die haben alle die Rechnung ohne den Wirt gemacht, die haben die Rechnung ohne mich gemacht! Wann ich als Präsident hier aufhöre, das bestimme ich - und kein anderer!" Später wurde er wegen Veruntreuung von etwa drei Millionen Mark zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Dynamo Dresden - MSV Duisburg

Quelle: dpa/dpaweb

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Willi Konrad verlor 1995 als Geschäftsführer bei Dynamo Dresden die Fassung, nach der Frage eines TV-Reporters nach verschwundenen Vereinsgeldern: "Was soll die doofe Frage? Sind Sie in Ihrem Kopf nicht normal oder was? Ich haue Ihnen in die Fresse, mehr sind Sie nicht wert. Unverschämtheit, mir solch' eine Frage zu stellen. Dreckschwein."

Thomas Doll

Quelle: picture alliance / dpa

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Thomas Doll war 2008 Trainer von Borussia Dortmund und beschwerte sich über die Berichterstattung: "Wörns und Kovac sind nächste Saison gar nicht mehr hier. Die sollen aber am Freitag die Kohlen aus dem Feuer holen. Und noch acht andere Spieler. Da lach' ich mir doch den Arsch ab. Dass man nicht mal anfängt und sagt: Geile Kiste, hey, internationaler Fußball, im Finale gut aus der Affäre gezogen. Nein, nur wenn man Schlechtes suchen will, sieht man was Schlechtes." Seinen Job konnte er damit nicht retten, auf ihn folgte Jürgen Klopp.

Training Session VfL Wolfsburg

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Klaus Augenthalers Pressekonferenz im Jahr 2007 als Trainer des VfL Wolfsburg dauerte gerade einmal 42 Sekunden: "Guten Tag! Es gibt vier Fragen und vier Antworten. Die Fragen stelle ich, die Antworten gebe ich auch."

Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

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Rudi Völler schimpfte 2003 als DFB-Teamchef nach dem Qualifikationsspiel auf Island gegen die Berichterstattung der ARD: "Delling, das ist ein Sauerei, was der sagt. Die Geschichte mit dem Tiefpunkt, und noch mal ein Tiefpunkt. Da gibt's noch mal einen niedrigen Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören."

© SZ.de/jbe/stein
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