So echauffiert sich Gertjan Verbeek
Die gepflegte Medienschelte hat ihren festen Platz in der Geschichte der Fußball-Bundesliga, in diesem Zusammenhang sei kurz an Bruno Labbadia erinnert. Als er noch den VfB Stuttgart coachte, echauffierte er sich auf herausragende Weise über manches Geschreibsel der Journalisten. "Die Trainer sind nicht die Mülleimer von allen", klagte Labbadia: "Ich kann gewisse Dinge nicht akzeptieren, wenn der Trainer wie der letzte Depp dargestellt wird, als hätte er gar keine Ahnung. Die Zuschauer sind aufgewiegelt durch absolute Unwahrheiten."
Nun gab es wieder einen solchen Labbadia-Moment, nicht in der Eliteliga, aber eine Klasse drunter, in Liga zwei. Der Tatort: der Raum der Pressekonferenz des VfL Bochum vor dem Auswärtsspiel gegen Arminia Bielefeld ( 17:30 Uhr, Liveticker auf SZ.de). Der Protagonist: Bochums Trainer Gertjan Verbeek. Sein Gegner: eine große Boulevardzeitung.
Verbeek, 53, wurde angesprochen auf die Erwartungshaltung, die an den VfL in dieser Saison gerichtet ist. Manch einer fordert den Aufstieg vom überraschenden Tabellenführer, auch Verbeek hatte sich diesbezüglich geäußert. "Wir sind angetreten, um Meister zu werden", hatte der Coach im Sportfernsehen gesagt: "Die Ambition muss immer sein: Raus aus der 2. Liga und aufsteigen in die Bundesliga. Aber das wird schwer."
Was sind "Ambitionen", was sind "Ziele"?
Die Bild-Zeitung machte daraus die zugespitzte Schlagzeile: "Verbeek spricht vom Meistertitel" - zu viel für den Niederländer. Gegenüber der versammelten Presserunde sagte er:
" Bild, nee. Warum schreibt ihr immer so eine Scheiße? Warum spielt ihr immer zwei Parteien gegeneinander aus? (...) Ihr seid ja Arschlocher, das seid ihr."
Der Kollege will nun protestieren, da wird Verbeek erneut laut.
"Ja, ey. Du arbeitest doch für Bild, oder nicht? (...) Und du schreibst immer falsch. Jajajajaja. (...) Du bist unglaublich, immer, immer wieder. Immer willst du zwei Parteien haben, die gegenüber einander stehen. Immer. Und ihr lügt auch noch, das ist (...) Bild."
Als sich dann ein weiterer Kollege meldet, keift Verbeek:
" Sport 1? Genau dasselbe! Hör doch mal zu, was ich vor der Kamera gesagt habe."
Rückendeckung vom Verein
Anschließend erklärt Verbeek, im Ton wieder etwas kultivierter, die Verdrehung seiner Worte. Er habe von Ambitionen gesprochen, nicht von festen Zielen, die sein Klub in dieser Saison hege. "Wir haben die Ambition, den Aufstieg zu machen, aber es ist nicht das Ziel, den Aufstieg zu machen. Das ist ganz etwas anderes", so der Niederländer. Das hat nun gewiss jeder in Bochum verstanden.
Sein Klub stellte sich übrigens hinter Gertjan Verbeek. Der Coach habe eingeräumt, dass die verwendeten Kraftausdrücke nicht die richtige Wortwahl gewesen seien. "Die Kernaussagen bleiben davon aber unberührt", heißt es in der Erklärung, "und in dieser Sache hat Gertjan Verbeek unserer Meinung nach vollkommen recht."
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