Würzburger Kickers:Wiederaufbau in Weiß

Trainer Torsten Ziegner Zwickau nachdenklich Einzelbild Aktion Action Fussball 3 Liga SpVgg

"Ich habe immer davon gelebt, Teamplayer zu sein." - Torsten Ziegner.

(Foto: Sven Leifer/foto2press/imago)

Als neuer Trainer soll Torsten Ziegner die Kickers wieder in bessere Zeiten führen. Dafür soll er Verlässlichkeit und Unaufgeregtheit verkörpern - Eigenschaften, die dem Klub an der Seite von Felix Magath abhanden gekommen sind.

Von Sebastian Leisgang

Wer verstehen will, worum es dieser Tage bei den Würzburger Kickers geht, jetzt, da die Gegner nicht mehr Hamburg und Hannover heißen, sondern Halle und vielleicht Havelse, wer also verstehen will, was jetzt zählt, der muss im Grunde nur darauf achten, wie Sebastian Schuppan und Torsten Ziegner übereinander reden.

Der Anfang der Woche, der Medienraum im Dallenbergstadion, es ist die erste Kickers-Pressekonferenz seit mehr als einem Jahr, bei der die Journalisten vor Ort sein dürfen. Schuppan, 34, und Ziegner, 43, sitzen auf dem Podium und erklären, worauf es beim Würzburger Wiederaufbau nach dem Abstieg aus der zweiten Fußball-Bundesliga ankommt. Als Schuppan über Ziegner spricht, sagt er: Ziege. Als Ziegner über Schuppan spricht, sagt er: Schuppi.

Es ist zu spüren, dass da zwei Funktionäre sitzen, die sich schon jetzt nahe sind, weil sie dieselbe Sprache sprechen. Und gerade darum geht es ja bei diesem Bündnis: dass eine Richtung erkennbar wird, ein gemeinsamer Weg. Niemand sagt das an diesem Vormittag explizit, aber im Grunde ist das der Plan: Ziege und Schuppi wollen ein Duo bilden, wie es Michael Schiele und Daniel Sauer drei Jahre lang waren. Ein Team, das sich gegenseitig ergänzt, das sich stützt, bei dem der Einzelne vor allem das einbringt, was dem anderen abgeht.

"Mir geht es darum", sagt Ziegner, "dass die Leute gerne ins Stadion kommen und sich in der Stadt nicht dafür schämen, ein Kickers-Trikot zu tragen." Das, so Ziegner, werde "immer über allem stehen". Gerade deshalb hat Schuppan ihn ja geholt: weil er dafür steht, alle mitzunehmen. Weil er jene Verlässlichkeit und Unaufgeregtheit verkörpert, mit der die Kickers nach einem höchst turbulenten Jahr an der Seite von Felix Magath wieder in Verbindung gebracht werden wollen.

Fast eineinhalb Jahre saß Ziegner zu Hause in Jena - er hätte gerne hospitiert, aber das ging nicht wegen Corona

"Ich habe immer davon gelebt, Teamplayer zu sein", sagt Ziegner. Sich einzubringen, sich aber auch unterzuordnen, für seine Haltungen einzustehen, das große Ganze aber nicht ins Wanken zu bringen - das ist Ziegners Ansatz. Damit hat er den FSV Zwickau in die dritte Liga geführt und dort später den Halleschen FC zu einer Spitzenmannschaft geformt, ehe er im Februar des vergangenen Jahres, als die Ergebnisse nicht passten, freigestellt wurde.

Anfangs habe er die freie Zeit genießen können, sagt Ziegner. Irgendwann habe er aber doch gespürt, dass ihm der Fußball fehle. Er hätte gerne hospitiert, vielleicht beim FC Liverpool unter Jürgen Klopp, den er aus seiner Zeit bei der zweiten Mannschaft von Mainz 05 kennt. Oder bei Borussia Mönchengladbach unter Marco Rose, der für Ziegner "ein sehr enger Freund" ist. Auch bei Bayer Leverkusen hätte sich eine Tür öffnen können, der frühere Nationalspieler Bernd Schneider ist ja sein Trauzeuge. Aber: Corona.

Fast eineinhalb Jahre saß Ziegner zu Hause in Jena. Nun ist er in Würzburg und bittet seine neue Mannschaft an diesem Mittwoch zum ersten Mal auf den Trainingsplatz. Es ist der Auftakt zu arbeitsreichen Wochen - sowohl für Ziegner auf dem Platz als auch für Schuppan in der Geschäftsstelle. "Dass der Kader noch nicht fertig ist, ist klar", sagt der Sportvorstand. 16 Spieler haben den Verein verlassen, auch Patrick Sontheimer, der eine große Bereicherung für die Mannschaft gewesen wäre. Dass der Mittelfeldspieler ablösefrei geht, ist zwar ein Einschnitt, doch Ziegner hält den Kader für "gut genug, um unsere Ziele zu erreichen".

Als er das sagt, trägt er ein weißes T-Shirt, Schuppan ein weißes Hemd. Man kann das für Zufall halten, man könnte es aber auch als Botschaft verstehen, denn: Welche Farbe passt besser zu einem Neuanfang als Weiß?

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