Würzburger Kickers:Nicht mehr Herr im Haus

Würzburger Kickers: Da langst du dir ans Hirn: Der Würzburger Stürmer Saliou Sané bei der 0:2-Niederlage in Osnabrück.

Da langst du dir ans Hirn: Der Würzburger Stürmer Saliou Sané bei der 0:2-Niederlage in Osnabrück.

(Foto: Frank Scheuring/foto2press/imago)

Die Kickers schlittern immer tiefer in die Krise: Das 0:2 in Osnabrück wirft Fragen nach Trainer Danny Schwarz auf - und abseits des Fußballs ist es der Rückzug von Thorsten Fischer, der den Drittligisten umtreibt.

Von Sebastian Leisgang

Eineinhalb Jahre ist es mittlerweile her, dass Würzburg in die zweite Liga aufgestiegen ist. Es war ein Sommertag Anfang Juli, die Sonne stand als Farbtupfer im Himmelblau über dem Dallenberg, und unten auf dem Rasen, da hatten es die Kickers mit dem Halleschen FC zu tun. Die letzten 90 Minuten der Saison, das große Finale eines langen Jahres, das erst dann ein gutes Ende nahm, als Sebastian Schuppan in der Nachspielzeit mit einem Elfmeter das bahnbrechende 2:2 erzielte.

Auch in dieser Saison treffen die Unterfranken in ihrem letzten Heimspiel auf Halle, und das könnte ja durchaus sein: dass es dann wieder kurz vor Schluss einen entscheidenden Elfmeter gibt. Nur: Wer würde dann eigentlich schießen? Vielleicht Felix Magath? Wenn ihm nicht gerade ein Pausentee dazwischenkommt, ist das zumindest nicht auszuschließen. Wobei, Magath würde sich das Würzburger Trikot vermutlich nicht mal dann anziehen, wenn Michael Schiele im Tor von Halle stehen würde.

Auch eher unwahrscheinlich ist, dass sich Thorsten Fischer der Sache annehmen würde. Genau genommen weiß man ja nicht mal, ob der Investor der Kickers überhaupt imstande wäre, einen Elfmeter zu schießen. Was man seit Montag aber zumindest erahnen kann: Er würde bestimmt absichtlich vorbeischießen.

Zu Beginn dieser Woche hat man ja erfahren, dass Fischer Aschaffenburg viel cooler findet als Magdeburg. In einem Schreiben hat sich der Geschäftsführer einer Druckerei für einen Rückzug in die Regionalliga ausgesprochen - ein Schritt, den keine der handelnden Personen bei den Kickers mitgehen wollte. Fischer sagte deshalb nach beinahe acht Jahren als Vorsitzender des Aufsichtsrats: Das war's.

Fischers Rückzug soll nicht nur mit Unstimmigkeiten in der Geschäftsstelle zu tun haben, sondern auch mit der mangelnden Unterstützung der Stadt

Ein Anruf bei einem, der den Investor aus seinen Anfangstagen bei den Kickers bestens kennt. Er sagt: Fischers Rückzug habe nicht nur mit Unstimmigkeiten in der Geschäftsstelle zu tun, sondern auch mit der mangelnden Unterstützung der Stadt. Fischer sei innovativ, ehrgeizig und unwahrscheinlich ambitioniert - er fühle sich aber im Stich gelassen. Fischer sei ein Macher, er habe Jahr für Jahr siebenstellige Summen aufgewendet, um das Würzburger Fußballprojekt voranzubringen, doch jetzt, da die Kickers in der vergangenen Saison schon zum zweiten Mal am Versuch gescheitert sind, sich in der zweiten Liga zu halten, da habe Fischer eben einen Entschluss gefasst, dem in erster Linie unternehmerisches Denken zugrunde liege.

Am Dallenberg gehen sie nun davon aus, dass sie einen Weg finden werden. Schon die vier neuen Spieler, die im Januar nach Würzburg gekommen sind, haben andere Sponsoren als Fischer finanziert, und für die laufende Saison, so ist es zu vernehmen, ist offenbar nicht mit Engpässen zu rechnen. Was aber, wenn der Klub am Ende mit Ach und Krach im Abstiegskampf besteht und nächste Saison erneut in dieser dritten Liga spielt, die schon andere Vereine wirtschaftlich überfordert hat? Oder, noch schlimmer: Was ist, wenn die Kickers absteigen? Wer will sich dann noch am Dallenberg engagieren?

Seit Wochen taumeln die Kickers nun schon vor sich hin. Durch das 0:2 am Dienstagabend in Osnabrück ist die Mannschaft inzwischen seit neun Spielen sieglos. Im Gegensatz zu den ersten beiden Partien des Jahres mussten sich die Würzburger Anhänger an der Bremer Brücke zwar nicht über einen späten Gegentreffer ärgern, weil sich die Kickers dieses Mal ja schon vorsichtshalber vor und nach der Halbzeit jeweils ein Tor eingehandelt hatten - als Danny Schwarz hinterher aber das Spiel analysierte, da blieb auch Würzburgs Trainer nichts anderes übrig, als offen einzuräumen: "Am Ende müssen wir fast froh sein, dass es nur 2:0 ausgegangen ist."

Auch unter seiner Führung ist längst eine Eigendynamik entstanden, der die Kickers schon seit Wochen nicht Herr werden. "Ein paar Dinge müssen wir knallhart ansprechen, weil einfach zu viele Spieler auf dem Platz waren, die weit unter ihren Möglichkeiten agiert haben. Dass es dann nicht reicht, muss jedem klar sein." Auch das sagte Schwarz am Dienstagabend und stellte ernüchtert fest: "So können wir nicht weitermachen."

Nur: Kann der Verein so weitermachen?

Auch unter Schwarz kommen die Kickers nicht voran. In den ersten zwölf Spielen seiner Amtszeit hat Würzburg nur zehn Punkte geholt, eine Ausbeute, die eher nach Aschaffenburg als nach Magdeburg klingt. Die Lage am Dallenberg scheint ziemlich verfahren - und Fischer, der Macher, wird nicht mehr helfen, um den Klub noch einmal auf Kurs zu bringen.

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