Würzburger Kickers:Flüche und Segen

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Last-Minute-Jubel: Lars Dietz (rechts) feiert seinen Treffer zum 2:2 mit Marvin Pieringer. (Foto: Alexander Scheuber/Getty Images)

Der Tabellenletzte der zweiten Liga kommt zu einem 2:2 beim Karlsruher SC - durch einen kuriosen Treffer in der Nachspielzeit, der die Hoffnungen auf den Klassenverbleib am Leben lässt.

Von Christoph Ruf

Der Mann, bei dem sich die Würzburger Kickers am Freitag für einen ziemlich unverhofften Punktgewinn bedanken durften, zeigte sich reuig: "Das war einfach dumm", sagte KSC-Keeper Marius Gersbeck, der beide Kickers-Treffer zu verantworten hatte. Beim ersten, dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Marvin Pieringer in der 36. Minute, unterlief er einen Freistoß von Rolf Feltscher. Der zweite Lapsus war noch weitaus gravierender, schließlich hatte der Karlsruher SC bis in die Nachspielzeit mit 2:1 geführt. Bis Gersbeck, der in der ersten Hälfte jeden Rückpass brachial nach vorne geschlagen hatte, auf die Idee kam, genau jetzt ins Dribbling gehen zu müssen. Eine Idee, die Würzburgs Lars Dietz prima gefiel. Er schnappte sich den Ball und schoss das 2:2 (90.+3.).

"Ich habe den einen anrauschen sehen und dachte, an dem kann ich vorbeilegen", sagte Gersbeck. "Den anderen habe ich in dem Moment vergessen, so blöd sich das anhört. Da sieht man natürlich schön beschissen aus." Seinem Standing bei den KSC-Fans dürfte der vergangene Freitag indes nichts anhaben. "Gersi" ist in Normalform einer der besten Keeper der zweiten Liga. Viele kennen ihn zudem aus der Fankurve bei Auswärtsspielen. Gersbeck stand als Hertha-Ultra viele Jahre in der Kurve und arbeitet nun bei dem Verein im Tor, mit dessen Fanszene die Herthaner seit vielen Jahrzehnten befreundet sind.

Wer nun die Gefühlsaufwallungen des Würzburgers Trosses auf der Haupttribüne beobachtete, konnte zweierlei herauslesen. Dass man sich intern durchaus noch Hoffnungen macht, doch irgendwie die Klasse halten zu können. Und: dass diese dennoch nicht allzu groß sein können. Denn als kurz nach dem Ausgleich abgepfiffen wurde, war der ein oder andere Fluch zu hören. Ein drittes Tor - und damit statt eines Zählers drei - hätten den Optimismus noch mal realistischer erscheinen lassen. In den drei verbleibenden Partien gilt es schließlich, sechs Punkte auf Osnabrück aufzuholen und neun auf Braunschweig, um die Relegation zu erreichen. Unmöglich ist das angesichts des Spielplans nicht, aber es müsste schon vieles zusammen kommen, um die Kickers doch noch in der Liga zu halten.

Das weiß auch Interimscoach Ralf Santelli, der am Freitag auf Kampfansagen verzichtete und stattdessen sachlich ein Spiel analysierte, das eigentlich mit einer Würzburger Niederlage hätte enden müssen. Wobei auch die Kickers erfreuliche Erkenntnisse mitnehmen konnten. Der einsetzenden Lethargie bei seiner zunehmend mutlos und tempoarm agierenden Mannschaft begegnete Santelli durch die Einwechslung von Martin Hasek, Mitja Lotric, Vladimir Nikolov, Chris David und Frank Ronstadt. "Der Ball ist danach besser gelaufen", sagte der Interimscoach. "Allerdings sind wir wieder zu wenig in die Box gegangen." Selbst herausgespielte Würzburger Torchancen gab es deshalb auch im zweiten Durchgang keine. Doch dank Gersbeck waren die ja auch nicht nötig, um zu jenem segensreichen Treffer zu kommen, der die Würzburger Hoffnungen auf den Klassenverbleib weiterleben lässt.

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