Würzburger Kickers:Einfach genervt

Cheftrainer Michael Schiele FC Wuerzburger Kickers nachdenklich beim Spiel FC Ingolstadt 04 gegen

„Wir haben schon sehr ängstlich gespielt.“ – Würzburgers Trainer Michael Schiele konnte nicht gefallen, was er in Ingolstadt sah.

(Foto: Oliver Strisch/Eibner/imago)

Die Kickers müssen auch beim FC Ingolstadt eine deutliche Niederlage hinnehmen. Der zweitjüngste Kader der dritten Liga bekommt offenkundige Probleme, 90 Minuten lang mitzuhalten.

Von Johannes Kirchmeier

Alle paar Minuten wieder ploppte dieser Spruch auf den LED-Banden im Ingolstädter Sportpark auf: "Einfach kriegst du woanders. Die Schanzer 2019/20", stand da auf der Werbefläche. Überlegt hatte sich den Slogan also eigentlich der Gastgeber des Drittliga-Spiels vom Freitagabend. Doch wie das manchmal so ist mit den wohlüberlegten Dingen: Der Spruch, mit dem auch der örtliche Baumarkt oder ein schwedischer Möbelgroßmarkt werben könnten, steht in diesen Tagen den Gästen deutlich besser. 0:3 (0:0) unterlagen die Würzburger Kickers dem ungeschlagenen Tabellenführer FC Ingolstadt - und vielleicht dachte sich der Würzburger Vorstandsvorsitzende Daniel Sauer auf der Tribüne auch mal beim Blick auf die Bandenwerbung: "Mensch, da hätten wir auch drauf kommen können." Schließlich rutschten seine Kickers auf einen Abstiegsplatz ab.

Zudem schauen sie auf eine besonders schwierige englische Woche zurück, in allen drei Spielen unterlagen sie, erst 4:5 gegen Unterhaching, dann 0:3 gegen Großaspach und letztlich in Ingolstadt: "Man hat gesehen, wer sieben und wer drei Punkte hat. Wir haben schon sehr ängstlich gespielt und hatten viele Ballverluste", sagte Würzburgs Trainer Michael Schiele. Die elf Gegentreffer binnen sechs Tagen kassierte der Niederländer Eric Verstappen, einst Juniorennationalspieler, mittlerweile 25 Jahre alt und zu Beginn des Jahres von Tennis Borussia Berlin gekommen. Der Keeper trug keine Schuld an den Toren, doch als er durch den Kabinentrakt marschierte, war er natürlich trotzdem niedergeschlagen: "Einfach nervig" seien die drei Niederlagen gewesen, wiederholte er immer wieder. "Aber wir kämpfen uns da raus", sagte er. "Ich weiß 100 Prozent sicher, dass wir mit dieser Mannschaft und dem Willen, den wir haben, da rauskommen."

Sein Trainer Schiele muss es nun bis zu den beiden Pokalspielen (Dienstag Totopokal beim SV Mosbach, Samstag DFB-Pokal gegen 1899 Hoffenheim) irgendwie schaffen, die Truppe wieder aufzurichten, deren Ersatzspieler zu allem Überfluss am Samstag auch noch ein Testspiel 1:4 gegen die U19-Junioren des FC Augsburg verloren. Und deren Stammspieler schon nach vier Saisonspielen in der dritten Liga in Muster verfallen, mit denen sich ein Klassenverbleib erfahrungsgemäß schwer verträgt: "Wir machen uns im Moment das Spiel immer selber kaputt", sagte Verteidiger Hendrik Hansen. "Wir hatten super Auswärtsspiele bis zur 75. Minute. Und dann kamen immer individuelle Fehler dazu."

Der zweitjüngste Kader der Liga bekommt Probleme, über 90 Minuten mitzuhalten. In Unterhaching vor einer Woche unterlag der Klub nach 4:2-Führung noch 4:5 in den Schlussminuten. In Ingolstadt starteten die Gastgeber mit dem Toreschießen auch erst in der 78. Minute, auch durch die Mithilfe der Würzburger: "Wir haben den Gegner eingeladen", fand Schiele, als er darüber sprach, dass seine Spieler den Ball vor dem ersten Gegentor verloren; über Maximilian Thalhammer kam die Kugel flink in den Strafraum zu Fatih Kaya, der aus der Drehung zum 1:0 traf.

Maximilian Thalhammer stellt unter Beweis, warum ihm der FCI die Freigabe verweigerte

Das 2:0 erzielte Stefan Kutschke nach einem sehr zweifelhaften Handelfmeter (83.), FCI-Angreifer Kaya schoss dem Würzburger Innenverteidiger Sebastian Schuppan an den an den Körper angelegten Arm, "er kann sich seinen Arm nicht abschneiden", fand der nahe Beobachter Verstappen. Per sehenswertem Lupfer über den herausstürmenden Verstappen hinweg sorgte Kutschke dann für den Endstand (90.+2) und wusste auch, bei wem er sich bedanken musste für den Erfolg: "Mit den Einwechslungen von Fatih, Thalle und Cani kam mehr Leben ins Spiel." Tatsächlich entschied am Freitag wohl vor allem die Kaderbreite der beiden Vereine die Partie: Denn die ab der 63. Spielminute zur Verstärkung gekommenen Kaya, Thalhammer und Caniggia Elva waren in der Schlussphase an allen gefährlichen Angriffen des FCI beteiligt.

Besonders der defensive Mittelfeldspieler Thalhammer, der zu Saisonbeginn noch verletzt war, habe "überragend" gespielt, fand sein Trainer Jeff Saibene. Thalhammer riss das Spiel in den letzten 20 Minute an sich, wirkte als cleverer Balleroberer und -verteiler und zeigte damit schon in seinem ersten Drittliga-Einsatz, wieso er in dieser Saison zu einem wichtigen Spieler seiner Mannschaft im Aufstiegskampf erwachsen könnte. In der vergangenen Spielzeit war der 22-jährige Freisinger noch Stammspieler beim Zweitligisten SSV Jahn Regensburg, an den ihn der FCI verlieh. Nach dem Abstieg der Ingolstädter machten sich die Regensburger Hoffnung auf eine Weiterverpflichtung, doch Ingolstadt verwehrte die Freigabe. Aus allerspätestens jetzt äußerst nachvollziehbaren Gründen.

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