Würzburger Kickers:Eheberatung Santelli

Würzburger Kickers: "Es sollte grundsätzlich so sein, dass du dein Wohnzimmer mit aller Macht verteidigst und ungebetene Gäste wieder nach Hause schickst." - Trainer Ralf Santelli.

"Es sollte grundsätzlich so sein, dass du dein Wohnzimmer mit aller Macht verteidigst und ungebetene Gäste wieder nach Hause schickst." - Trainer Ralf Santelli.

(Foto: Julien Christ/Beautiful Sports/Imago)

Nach einer perfekten Woche und drei Siegen hintereinander haben die Kickers wieder Hoffnung auf den Drittliga-Verbleib. Der Trend soll im Heimspiel gegen Fortuna Köln fortgesetzt werden.

Von Benjamin Markthaler

Für einige Stunden war am Dienstag mal Ruhe in der Geschäftsstelle der Würzburger Kickers. Aufgrund von technischen Störungen seien weder Telefon noch Internet funktionsfähig, teilte der Verein auf Twitter mit. Vielleicht tat das aber mal ganz gut nach der ereignisreichen vergangenen Woche: einfach mal abgeschottet von der Außenwelt die positiven Erlebnisse sacken lassen.

Es war eine, wenn nicht die perfekte Woche. Den Last-Minute-Sieg gegen Wehen Wiesbaden und einen 4:1-Erfolg im Pokal gegen den Lokalrivalen Schweinfurt am Mittwoch rundeten die Kickers mit einem 3:1-Sieg gegen die Reserve des BVB am Sonntag ab. Drei Erfolgserlebnisse hintereinander - in der ganzen Drittliga-Saison hatte es zuvor insgesamt nur vier gegeben. Auch deshalb rangiert die Mannschaft noch immer auf dem 18. Platz, fünf Punkte fehlen zum rettenden Ufer. Aber nach den jüngsten Eindrücken ist mit den Kickers zu rechnen.

Der Weg dahin war hart, zehn Spiele waren die Kickers jahresübergreifend ohne Sieg, eine Veränderung musste her und die Verantwortlichen versuchten es zum zweiten Mal in dieser Saison mit einem Trainerwechsel. Ralf Santelli übernahm Mitte Februar für Danny Schwarz. Es schien aber, als würde trotzdem alles beim Alten bleiben. Die ersten zwei Spiele wurden verloren, der Nicht-Abstiegsplatz 16 rückte in immer weitere Ferne, die Verantwortlichen mussten sich so langsam mit der Regionalliga beschäftigen, in der die Würzburger zuletzt 2014/2015 spielten.

Marvin Pourié bekam eine zweite Chance - und ist eines der Gesichter des Aufwärtstrends

Aber seither sind die Kickers wie ausgewechselt: Dem Sieg gegen Schlusslicht TSV Havelse folgte zwar eine erwartbare Niederlage gegen den souveränen Tabellenführer Magdeburg - danach aber kam die Serie von drei Siegen.

Sogar Marvin Pourié weiß man wieder zu schätzen. Eigentlich war der Offensiv-Spieler im Sommer als Hoffnungsträger gekommen und tat zumindest auf dem Platz das, was von ihm erwartet wurde: Mit vier Toren in 15 Spielen war er der Top-Torschütze, ein kleiner Lichtblick in der wenig überzeugenden Mannschaft. Anfang des Jahres reichte seine Leistung auf dem Platz aber nicht mehr aus, um das zu rechtfertigen, was wohl neben dem Platz und vor allem im Training passierte. Er wurde aus dem Kader gestrichen, sollte sich nach einem neuen Verein umblicken. Schon bei seinen vorherigen Stationen war der 31-Jährige immer wieder angeeckt. "Es ist wie in einer Ehe: Da kann es zu dem Punkt kommen, an dem es nicht mehr passt", sagte sein damaliger Trainer Schwarz.

Santelli gab der "Ehe" und damit Pourié aber eine zweite Chance - und der wusste sie zu nutzen. Im ersten Einsatz traf der Stürmer 15 Minuten nach seiner Einwechslung, in den anschließenden Spielen durfte er - mit Ausnahme des Pokalspiels gegen Schweinfurt - beginnen und steuerte ein weiteres Tor und eine Vorlage bei. Pourié ist eines der Gesichter des Aufwärtstrends.

Gegen Fortuna Köln soll der an diesem Freitagabend fortgesetzt werden - trotz des Austragungsortes. Denn die Bilanz zu Hause ist bislang miserabel, der Heimsieg gegen Dortmund war der zweite der gesamten Saison. Und der erste könnte bald wegfallen, wenn Türkgücü München aus der Tabelle gestrichen würde. "Es sollte grundsätzlich so sein, dass du dein Wohnzimmer mit aller Macht verteidigst und ungebetene Gäste wieder nach Hause schickst", sagte Santelli vor der Partie. Der "Dalle", wie die Würzburger den Berg, auf dem das Stadion steht, nennen, soll wieder ein Vorteil werden.

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