DFB-Pokal:Stolz und Enttäuschung

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Da sah es noch nach Sensation aus: Würzburgs Moritz Hannemann bejubelt seinen Treffer zum 2:1. (Foto: Bratic/Nordphoto/Imago)

Würzburg verliert erst nach Elfmeterschießen gegen Hoffenheim und darf sich dennoch als Sieger fühlen.

Von Sebastian Leisgang

Als das Spiel gespielt war, sagte Markus Zschiesche einen brillanten Satz. Seine Regionalligamannschaft war zwar gerade aus dem DFB-Pokal ausgeschieden, weil sie nach 120 aufregenden Minuten im Elfmeterschießen 4:5 gegen die TSG Hoffenheim verloren hatte – doch eines war Zschiesche und den Würzburger Kickers gelungen. Der 42-Jährige sagte also: „Wir wollten den Leuten zeigen: Wir können was.“

Der Satz war gerade deshalb so schön, weil er danach klang, als würden Zschiesches Spieler ihr Geld damit verdienen, indem sie Autos reparieren, in einem Supermarkt an der Kasse sitzen oder Mathematik unterrichten. Die Kickers aber spielen von Berufs wegen Fußball – und das zeigten sie am Freitagabend auf ziemlich eindrucksvolle Art und Weise, als sie es zum zweiten Mal in ihrer Klubgeschichte im DFB-Pokal mit Hoffenheim zu tun hatten.

In der regulären Spielzeit war der Regionalligist dem Sieg näher als der Europa-League-Teilnehmer

Wie schon 2019 lieferte Würzburg der TSG einen großen Kampf, führte in der Verlängerung sogar mit 2:1, ehe der Favorit in der 107. Minute ausglich und ins Elfmeterschießen musste. In der regulären Spielzeit war der Regionalligist dem Sieg sogar näher als der Europa-League-Teilnehmer, doch am Ende brachte ein Fehlschuss von Dominik Meisel die Entscheidung. Weil alle Hoffenheimer vom Punkt trafen, schied Würzburg aus. Die Kickers hatten verloren und doch gewonnen. Verloren, weil sie ausgeschieden sind – gewonnen aber, weil sie derart aufmüpfig, erfrischend und mitreißend aufgetreten waren, dass sie eine Menge Beifall bekamen und etliche Herzen eroberten. 

Ein Fußballspiel bleibt ja nur dann im Kopf, wenn es die Menschen berührt. Und dieses Duell auf dem Dallenberg berührte gleich 9511 Menschen. Hinterher meinte Zschiesche: „Wir lassen uns gerne auf die Schulter klopfen, wir müssen aber realistisch sein: Wir sind trotzdem raus.“ Zschiesches Gemüt schwankte zwischen Stolz und Enttäuschung, doch mit einigem Abstand dürfte auch bei Würzburgs Trainer das im Vordergrund stehen, was die 120 Minuten überdauern wird: Die Kickers hatten nicht wie KfZ-Mechatroniker, Kassierer oder Mathematiklehrer gespielt. Sie hatten gezeigt, was sie können – und das auf ziemlich eindrucksvolle Art und Weise.

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