Würzburger Kickers:Des Trainers neue Wörter

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Derzeit oft Grund zum Jubeln: Die Würzburger mit Dominic Baumann, Simon Skarlatidis, Dave Gnaase und Janik Bachmann siegten sowohl in Uerdingen als auch gegen Aalen. (Foto: Karina Hessland / Getty Images)

Beim Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers ist nach der Winterpause der Erfolg zurückgekehrt - auch weil Michael Schiele eine andere Ansprache wählt.

Von Sebastian Leisgang

Gut fünf Minuten dauert das Gespräch jetzt. Michael Schiele hat ein paar Sätze gesagt, die vertraut klingen. Sie heben die Fußballwelt nicht aus den Angeln, man kennt sie aus dem Mund anderer Trainer. Im Wesentlichen hat Schiele über den Aufwand gesprochen, den seine Mannschaft stets betreibe, und für den sie sich, man ahnt es, nun endlich belohne. Dann aber sagt der Trainer der Würzburger Kickers auf einmal diesen einen Satz. Nur einen einzigen, einen recht unscheinbaren noch dazu, nicht mehr - doch man wird einiges lernen.

Michael Schiele, 40, sagt: "Ich habe noch mehr eingefordert."

Dieser Satz, so belanglos er daherkommt, ist mehr als nur die Antwort auf die Frage, wie er, Schiele, den Kickers den Erfolg zurückgebracht habe. Dieser Satz sagt einiges aus über den Trainer Michael Schiele selbst. Er sagt einiges aus über die Siege und die Niederlagen - und über das Wesen der Würzburger Mannschaft.

Vor der Winterpause hatten die Kickers gerade mal eines von elf Spielen gewonnen und sich im Abstiegskampf angemeldet. Es brach eine gewisse Schwermut über den Dallenberg herein und brachte Schiele um die Weihnachtsstimmung: Jetzt gehe es etwas rauer zu. "Vom Training her nedde", aber bei den Ansprachen, verrät er. Er rede inzwischen eben ein bisschen anders mit seiner Mannschaft, sagt Schiele, ohne auszuführen, ob er damit auch meint, dass er zu den Spielern nun nicht mehr "nedde" sagt, wenn er "nicht" meint.

"Ich habe noch mehr eingefordert": Dieser Satz erzählt auch deshalb eine Menge über Schiele, weil er veranschaulicht, dass dieser Trainer in seiner bisher knapp anderthalbjährigen Amtszeit immer wieder aufs Neue bereit ist, sich zu verändern, ohne sich selbst untreu zu werden. Als die Mannschaft in den ersten Saisonwochen drei Niederlagen in Serie hinnehmen musste, wich Schiele von seinem bevorzugten System mit Dreierkette ab, berief eine Viererkette und führte das Team mit fünf Siegen und drei Unentschieden wieder in die Spur. Und nun, in der Winterpause, eben die neue Ansprache, die den Blick auch auf die Spieler lenkt.

Schon im Laufe der Vorrunde drängte sich der Eindruck auf, dass die Kickers eine launische Mannschaft sind. Eine Mannschaft, die nicht nur den üblichen Formschwankungen unterliegt und deshalb mal so, mal so spielt. Sondern eine Mannschaft eben, die die Gegner an manchen Tagen in Grund und Boden schießt - und an anderen ohne Grund bodenlos spielt. Das haben auch die ersten beiden Auftritte nach der Winterpause nahegelegt.

Die Würzburger sind locker fähig, ein hochdekoriertes Team wie den KFC Uerdingen in einem Auswärtsspiel zu beherrschen und 3:0 zu gewinnen - und sich sechs Tage später gegen ein vom Abstieg bedrohtes und sehr limitiertes Team wie den VfR Aalen nur mit Ach und Krach und einem Last-Minute-Tor ein 2:1 zu erkämpfen. Schiele weiß um die Stimmungsschwankungen seiner Mannschaft, auch deshalb fordert er jetzt noch mehr ein, in der Hoffnung, seinen Spielern die Launen auszutreiben.

"Der Wille ist größer", antwortet Schiele jetzt auf die Frage, was im Vergleich zu den Spielen vor dem Jahreswechsel anders sei. Bei jenem Sieg gegen Aalen etwa habe die Mannschaft zwar "ein bisschen Glück" gehabt, allerdings auch "bis zum Schluss an das Siegtor geglaubt" - und es nach einem weiten Ball in Person von Kapitän Sebastian Schuppan tatsächlich erzielt. Auch das zeichnet die Kickers nun offenbar aus: dass sie sich, ohne einen Hoch-und-weit-Stil zu pflegen, nicht zu schade sind für Tore, die nur deshalb in Spielzusammenfassungen gezeigt werden, weil es eben Tore sind.

Zwei Siege aus den ersten zwei Spielen, "das isch top", sagt Schiele, "damit hätten nicht viele gerechnet". Der Punkt ist nur: Am Wochenende steht den Kickers ein Auswärtsspiel bei Energie Cottbus bevor. Die Lausitzer stecken im Abstiegskampf - und stellen die launische Würzburger Mannschaft damit in erster Linie vor eine mentale Herausforderung.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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