Würzburger Kickers:Bloß ruhig bleiben

FC Würzburger Kickers v Hannover 96 - Second Bundesliga

Ersehnter Drei-Punkte-Schuss: Würzburgs David Kopacz trifft zum 2:1 gegen Hannover 96.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Zum Einstand von Trainer Bernhard Trares gewinnt Würzburg wieder. Beim 2:1 gegen Hannover 96 gibt es einige Veränderungen.

Als sich Bernhard Trares im Kurz-Trainingslager in der Länderspielpause seinen neuen Kader genau ansah, fiel ihm ein Spieler besonders auf beim Zweitliga-Letzten Würzburger Kickers: Der zentrale Mittelfeldspieler Patrick Sontheimer verkörpere "Mentalität" und "Kampfkraft". Also die Dinge, die Trares einst als Spieler selbst verkörperte. Sontheimer, der in der vergangenen Drittliga-Saison noch auf Leihbasis in Würzburg spielte und dann per Kaufoption von der SpVgg Greuther Fürth fest verpflichtet wurde, erhielt im ersten Spiel unter dem neuen Übungsleiter die Kapitänsbinde. Und es hatte dann auch viel mit ihm zu tun, dass die Würzburger zum Einstand von Trares ihren ersten Sieg dieser Saison schafften - 2:1 (0:1) gegen Hannover 96.

Denn Sontheimer, 22 Jahre, 1,68 Meter, zeigte nicht nur Kampf, sondern auch Finesse; beim Ausgleichstreffer in der 53. Minute ließ er eine Hereingabe von Robert Herrmann geschickt passieren, was Stürmer Ridge Munsy die Möglichkeit gab, auch mal ins richtige Tor zu treffen. Beim Gegentreffer hatte Munsy einen Kopfball von Marvin Ducksch mit dem Knie abgefälscht (17.). Und auch am Siegtreffer war Sontheimer beteiligt - er leitete den Konter ein, der eingewechselte Dominic Baumann setzte mit einem Steilpass David Kopacz in Szene, der das 2:1 erzielte.

Trares hatte die Würzburger taktisch umgebaut und auf eine 3-4-3-Formation gesetzt, die praktischerweise auch schnell zu einem 5-4-1 werden kann. Gegenüber dem letzten Spiel von Vorgänger Marco Antwerpen (1:4 in Heidenheim) setzte er zudem auf vier neue Akteure in der Startelf, unter anderem auf Dominik Meisel. Für den 21-Jährigen aus dem eigenen Nachwuchs war es das Zweitliga-Debüt, und auch in der vergangenen Drittliga-Saison kam er nur auf drei Kurzeinsätze mit insgesamt 17 Minuten. Die Karten werden neu gemischt, wollte Trares damit wohl ausdrücken - und nach 15 Minuten hätte sich Meisel fast für die mutige Personalie bedankt: Der Ball war von Lars Dietz in den Strafraum befördert worden, aber Meisel traf ihn in zentraler Position nicht richtig.

Lange sah es so aus, als würden die Würzburger dieser Situation noch hinterhertrauern. Doch in der zweiten Hälfte kippte die Partie. In der Schlussphase hatte Hannover 96, das auf Trainer Kenan Kocak (Hexenschuss) verzichten musste, noch die Möglichkeit zum Ausgleich durch den eingewechselten Hendrik Weydandt (79.), dann war der erste Würzburger Zweitliga-Sieg seit Dezember 2016 (3:0 gegen den VfB Stuttgart) perfekt. "Ich bin froh, dass wir gewonnen haben für die Jungs", sagte Trares. "Wenn man eine Niederlagen-Serie und noch kein Spiel gewonnen hat, geht irgendwann der Glaube raus. Das Wichtigste war, dass wir Fußball gespielt haben und dass wir letztendlich auch verdient gewonnen haben." Er sprach der Mannschaft "Respekt" aus: "Wir sind nach dem Gegentor ruhig geblieben und haben an uns geglaubt."

Bei den Treffern saß der neue Trainer regungslos da, erst nach dem Schlusspfiff zeigte er verhaltene Erleichterung. Er wollte wohl vorleben, was der ebenfalls neue Sportvorstand Sebastian Schuppan formulierte: "Wir brauchen nicht in Freudentaumel fallen, das war der erste ganz kleine Schritt, jetzt muss es weitergehen." Auf dem letzten Tabellenplatz sind die Würzburger schließlich immer noch.

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