Süddeutsche Zeitung

Würzburger Kickers:Beständig unbeständig

80 Minuten so gut gespielt, dass ein Sieg verdient gewesen wäre. Dann derart schlecht verteidigt, dass eine 1:2-Niederlage zustande kam: Der FWK verliert in Großaspach - und bleibt sich selbst ein Rätsel.

Von Sebastian Leisgang

Leon Bätge konnte nichts dafür. Wenn Mittelstürmer den Ball aus zwei Metern ins leere Tor schießen, heißt es, sie seien da gewesen, wo sie sein mussten, und in diesem Fall war es eben so: Bätge war da, wo ein Torwart sein musste in dieser Situation. Er sprang in die bedrohte Ecke, um das zu verhindern, was er durch seinen Hechtsprung allerdings erst verursachte: Der Freistoß des Großaspachers Zlatko Janjic flog an den Pfosten, von dort an Bätges Rücken und schließlich zum 0:1 aus Sicht der Würzburger Kickers ins Tor.

Es war ein frustrierender Nachmittag für Leon Bätge, 21. Er hatte 80 Minuten lang keinen einzigen Schuss zu parieren gehabt, und als er dann doch mal gefordert war, war er da, wo er besser nicht gewesen wäre in dieser Situation. Janik Bachmann traf wenig später zwar zum Ausgleich für die Kickers, doch das letzte Wort war Jannes Hoffmann vorbehalten, und so verloren die Würzburger am Samstag 1:2 (0:0) bei der SG Sonnenhof Großaspach. Was aber noch weitaus bedenklicher war als die Niederlage an sich: Sie blieben sich selbst ein Rätsel.

Die Kickers unterhalten in dieser Saison eine Mannschaft, die schwer zu verstehen ist. Eine Woche nach dem ebenso flotten wie überaus verdienten 2:1 (2:1) gegen einen aufstrebenden TSV 1860 München unterlag Würzburg nun also dem Abstiegskandidaten Großaspach, der zuletzt fünfmal nicht gewonnen hatte. Nach der Partie gratulierte Trainer Michael Schiele dem Gegner zu einem Sieg, den er "fast verdient" nannte. Er wusste: Seine Mannschaft hatte 80 Minuten lang eigentlich so gut gespielt, dass sie dieses Fußballspiel locker hätte gewinnen können. Er wusste aber auch: Seine Mannschaft hatte zweimal derart schlecht verteidigt, dass sie dieses Spiel wohl eher nicht hätte gewinnen dürfen.

Schiele, 41, ist zwar erst seit eineinhalb Jahren Trainer, zumindest in der ersten Reihe. Aber er hat schon eine Menge erlebt. Er war mal Assistent von Ralph Hasenhüttl, der inzwischen in der Premier League arbeitet, und er hat es in Würzburg in der vergangenen Saison nach der Entlassung von Stephan Schmidt zustande gebracht, nach drei Niederlagen befördert zu werden. Die Launen seiner Mannschaft scheinen aber auch ihn vor ein Rätsel zu stellen. Beständig ist bei den Kickers nämlich nur eines: dass sie unbeständige Resultate erzielen.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2019
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