Würzburg gegen den DFB:Geld gegen genehme Pfiffe

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Thorsten Fischer, Geschäftsführer einer Onlinedruckerei und Aufsichtsratschef der Würzburger Kickers. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Dass Würzburgs Aufsichtsratschef seine Verträge mit dem DFB wegen angeblicher Schiedsrichterfehler derart öffentlichkeitswirksam kündigt, ist Geschäftskalkül - und sendet eine fatale Botschaft.

Kommentar von Sebastian Leisgang

Knapp fünf Jahre ist es jetzt her, dass in Würzburg eine Nachricht die dortige Fußballgemeinde in Aufruhr versetzte. Die Würzburger Kickers waren gerade in die zweite Bundesliga zurückgekehrt, nach fast vier Jahrzehnten im niederklassigen Geschäft - und nun kündigten sie in einer kryptischen Mitteilung an, in den nächsten Tagen "eine gravierende Entscheidung im personellen Bereich" bekanntgeben zu wollen. Was hatte das zu bedeuten? Sollte - Uiuiui! - wirklich was dran sein an dem Gerücht, dass Ivica Olic kommt? Also der echte? Der, der mal beim FC Bayern war?

Um Licht ins Dunkel zu bringen, luden die Kickers dann zu einer Pressekonferenz in ein Möbelhaus und stellten dort überdimensionale, rund zwei Meter hohe Stühle auf. Die Botschaft war alles andere als subtil: Es gab etwas Großes zu verkünden, und dafür, so sah es der Aufsichtsratsvorsitzende der Kickers, Thorsten Fischer, war das größte Möbelhaus der Stadt gerade groß genug.

Wegen Schiedsrichterentscheidungen
:Sponsor will Vertrag mit DFB kündigen

Nach dem Spiel gegen Nürnberg ist der Aufsichtsratschef der Würzburger Kickers so entrüstet, dass er das millionenschwere Sponsoring seiner Firma mit dem Deutschen Fußball-Bund beenden will. Fehlentscheidungen bezeichnet er als "mutwillig".

Von Sebastian Leisgang

Ivica Olic ging dann tatsächlich in die zweite Liga - allerdings zum TSV 1860 München, während die Kickers verkündeten, dass Bernd Hollerbach seinen Vertrag um drei Jahre verlängert habe und auch in Zukunft als Trainer und Manager den Weg vorgeben solle. Wow!

Fischer weiß, was es braucht, um von sich reden zu machen

All das sollte man im Kopf haben, wenn man jetzt über diese Nachricht urteilt, die am Sonntagnachmittag aus Würzburg verschickt wurde. Fischer, so die Mitteilung, kündigt seine millionenschweren Sponsorenverträge mit dem Deutschen Fußball-Bund, da ihm die Zahl an angeblich "krassen, ich sage mittlerweile mutwilligen Fehlentscheidungen" der DFB-Schiedsrichter gegen die Kickers "keine andere Wahl" lasse. Als Investor hat der Unternehmer Fischer nicht nur Würzburg den Weg in den professionellen Fußball bereitet - mit seiner Online-Druckerei wirbt er auch bei Spielen der deutschen Nationalelf und ist Namenssponsor der Frauen-Bundesliga.

Fischer weiß, was es braucht, um von sich und seinem Unternehmen reden zu machen. Er ist ein Meister der Inszenierung, das zeigt die Geschichte aus dem Möbelhaus ebenso wie die Nachricht vom Sonntag. Dass Fischer seine Verträge mit dem DFB derart öffentlichkeitswirksam kündigt, ist also Geschäftskalkül - es sendet aber auch eine fatale Botschaft, indem Fischer finanzielles Engagement an Schiedsrichter-Entscheidungen knüpft. Man stelle sich nur mal das Echo vor, sollte es beim nächsten Würzburger Spiel nun einen umstrittenen Elfmeter für die Kickers geben.

Der Verband ließ am Montag lediglich mitteilen: Die Schiedsrichter würden ihre Entscheidungen "grundsätzlich unabhängig" treffen. "Dass diese in der Öffentlichkeit Emotionen hervorrufen können, ist im Fußball völlig normal."

Ivica Olic ist mittlerweile übrigens Trainer bei ZSKA Moskau, während beim Tabellenletzten in Würzburg Ralf Santelli als Interimslösung auf der Bank sitzt. Die Kickers werden wohl in die dritte Liga zurückkehren, aber immerhin haben sie auf dem Weg dorthin noch mal ein bisschen von sich reden gemacht.

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