Wolfsburgs Niederlage gegen Hoffenheim:"Wir waren furchtbar"

1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg

Bloß weg hier: Wolfsburgs Profis kassierten in Hoffenheim sechs Tore.

(Foto: dpa)

Sechs Gegentore, ein Platzverweis, ungewohnt passiv in der Defensive: Der VfL Wolfsburg spielt beim 2:6 gegen 1899 Hoffenheim nicht wie ein Champions-League-Kandidat. Die Hoffenheimer vollbringen derweil Historisches.

Klaus Allofs verlor kurz die Orientierung: "War das das vierte Gegentor? Das fünfte?", fragte Wolfsburgs Sportdirektor, als er die Defensivleistungen seiner Mannschaft im Fernsehinterview sichtete. Deutlich entschlossener fiel dann Allofs Urteil aus: "Wir waren furchtbar."

Der VfL Wolfsburg ist bei 1899 Hoffenheim mit der höchsten Saisonniederlage vom Champions-League-Kurs abgekommen. 18 Tage nach dem Sieg im Pokal-Achtelfinale bei den Kraichgauern und nach zuletzt vier Siegen in Serie mussten sich die Niedersachsen am Sonntag mit 2:6 (1:4) geschlagen geben und verpassten den Sprung auf den vierten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Christian Träsch (80.) sah zudem wegen groben Foulspiels die Rote Karte.

Wenn du es nicht schaffst von Weiß zu Weiß zu spielen, sondern immer Blau anspielst, dann wirst du so abgestraft wie wir heute", sagte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel. Dann ergänzte er, im Einklang mit seinem Sportdirektor: "Schlechter wie in der ersten Halbzeit ging es nicht."

Roberto Firmino (4. Minute), Niklas Süle (37.), Anthony Modeste (39./43.), Sejad Salihovic (82. Foulelfmeter) und Sven Schipplock (86.) erzielten vor 24.519 Zuschauern in der Sinsheimer Arena die Tore für Hoffenheim. Wolfsburg gelang durch Bas Dost (15.) nur der zwischenzeitliche Ausgleich und ein spätes Tor durch Ivan Perisic (76.).

1899 Hoffenheim blieb dank der besten Saisonleistung auch im fünften Spiel in Serie ohne Niederlage und hat bei zehn Punkten Vorsprung auf Platz 16 kaum noch Abstiegssorgen. Die Wolfsburger sind mit 39 Punkten weiter Fünfter in Lauerstellung auf die an diesem Wochenende ebenfalls geschlagenen Leverkusener (43 Punkte) und Schalke (41) auf den Champions-League-Rängen drei und vier. Allerdings geht es in der kommenden Woche gegen den FC Bayern.

Ein Spiel mit vielen Toren konnten die Zuschauer vor der Partie erwarten - nie gab es weniger als drei Treffer zwischen den beiden Klubs. Im Pokal hieß es kürzlich 3:2 für Wolfsburg. Und die Spieler bestätigten die Statistik sehr schnell. Nach einem Doppelpass von Modeste mit Salihovic schoss Firmino mit seinem zwölften Saisontor zur Führung ein. Kevin Volland (11.) hätte mit einem Distanzschuss VfL-Torwart Diego Benaglio kurz darauf beinahe überrascht.

Ungewohnte Wolfsburger Passivität

Wolfsburg wirkte ungewohnt passiv, bestrafte den ersten 1899-Fehler aber sofort. Luiz Gustavo nahm einen schlechten Pass von Modeste im Mittelfeld auf. Ivan Perisic flankte, Dost traf per Kopf zum Ausgleich ein - das vierte Saisontor für den in der Rückrunde starken Niederländer.

Hoffenheim war nicht geschockt - im Gegenteil. Volland (19.) schob den Ball knapp vorbei. Es entwickelte sich ein schnelles Spiel mit viel Leidenschaft. Modestes (34.) Kopfball nach Ecke Salihovic strich Zentimeter über das Tor.

Hoffenheim hätte die erneute Führung verdient gehabt. Und holte sie sich mit einem Dreierpack innerhalb von sechs Minuten. Süle traf per Kopfball, als Benaglio eine Flanke von Salihovic nicht erreichte. Zwei Minuten später traf Modeste per Flachschuss nach schöner Vorarbeit von Sebastian Rudy. Modeste erhöhte noch vor der Pause per Kopfball, nachdem er zuvor an Benaglio gescheitert war.

Wolfsburg machte in der zweiten Hälfte zunächst lange nicht den Eindruck, als ob sie das Spiel drehen wollten. Enttäuschend agierte lange Zeit vor allem De Bruyne. Der Belgier gab dann aber den Pass zu Perisics Tor - und Hoffenheim wackelte, aber nur kurz. "In der Hinrunde ging so ein Spiel auch mal 4 zu 4 aus. Wir sind da einen Schritt weiter gekommen. Wir haben uns von dem zweiten Gegentreffer nicht aus der Ruhe bringen lassen", würde Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen später sagen.

Als Träsch Volland umgrätschte, gab es Platzverweis (zu hart) plus Strafstoß (berechtigt). Hoffenheims Experte Salihovic verwandelte sicher. Schipplock veredelte die Hoffenheimer Vorstellung mit dem sechsten Tor - so viele Tore hatte 1899 zuvor in keinem Bundesligaspiel erzielt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: