Wolfsburg - Gladbach (18 Uhr):Der schwächste Bayern-Jäger 

FC Augsburg v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Glücklich in Wolfsburg - und trotzdem unter Druck: Trainer Martin Schmidt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

In Wolfsburg sind sie mit der Arbeit von Trainer Schmidt zufrieden. Doch die Konkurrenz stichelt.

Von Anna Dreher, Wolfsburg

Jetzt, wo es wieder anfängt zu schneien, aber in Niedersachsen halt noch nicht so richtig, ist das Heimweh von Martin Schmidt wahrscheinlich noch ein bisschen stärker als sonst. Der Trainer des VfL Wolfsburg hat dem Berliner Tagesspiegel diese Woche in einem Interview gesagt, dass er täglich über eine Webcam in die Schweiz blickt. Nicht einmal, sondern eher zwei- oder dreimal pro Tag. In ein paar Sekunden gehe das über sein Smartphone, mit ein paar Fingerbewegungen sei er in der Belalp im Kanton Wallis, seiner längst verschneiten Heimat. Wenn er die Bilder über die Webcam sieht, wird das Heimweh besser. Und Schmidt lebt nun ja auch schon seit sieben Jahren in Deutschland. Er kann damit umgehen.

Vergangene Woche aber ist zum Heimweh ein Gefühl gekommen, das er schon fast nicht mehr kannte, obwohl er es schon oft erlebt hat: zu verlieren. Schmidt und der VfL Wolfsburg waren acht Spieltage ungeschlagen. Sieben davon endeten nacheinander mit einem Remis, eine bislang einzigartige Serie in der Fußball-Bundesliga. Aber vergangene Woche war es dann wieder da, dieses Gefühl. Auf den ersten Sieg in der Liga unter Schmidt gegen den SC Freiburg (3:1) folgte die erste Niederlage beim FC Augsburg (1:2) in Unterzahl. Entscheidend dabei waren auch zwei kontroverse Schiedsrichterentscheidungen unter dem Einsatz des Videobeweises, aber das soll jetzt eigentlich gar nicht mehr wichtig sein. Schmidt ist mit dieser Niederlage umgegangen wie mit seinem Heimweh: Er hat sie aus der Distanz betrachtet und war dann wieder relativ schnell im Hier und Jetzt. Und damit bei seinem nächsten Spiel am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach.

"Wir kommen mit der Überzeugung, dass wir überall gewinnen können", sagt Hecking

"Das ist das Team der Stunde, keine Mannschaft holte in den vergangenen vier Spielen mehr Punkte als die Gladbacher", sagte Schmidt diese Woche, um dann zu ergänzen: "Aber wir haben seit August kein Heimspiel mehr verloren." Die Stimmung im Team sei brutal gut, keiner lasse sich hängen, auch nach der Niederlage nicht. Und trotzdem wollte der 50-Jährige keinen Favoriten in dem Spiel nennen, in dem er wohl nur auf Jakub Blaszczykowski, Ignacio Camacho und den rotgesperrten Maximilian Arnold verzichten muss. Rein tabellarisch würde diese Wahl dann auch nicht auf seine Mannschaft fallen.

Wolfsburg steht mit 14 Punkten auf Rang 14, nur zwei Punkte entfernt vom Relegationsplatz. Schmidt leistet gute Arbeit, sagen sie in Wolfsburg - bisher aber noch ohne durchschlagende offensive Erfolge. Nicht zu verlieren, das reicht in Wolfsburg nicht, das entspricht nicht dem eigenen Anspruch des Pokalsiegers von 2015. Wolfsburg, hatte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl vor dem Spiel gesagt, müsste vom Kader und den Möglichkeiten einer der natürlichen Bayern-Jäger sein. Davon aber ist der VfL derzeit weit entfernt. Gladbach hingegen belegt mit 24 Punkten den vierten Tabellenplatz, schoss auswärts bisher so viele Tore wie keine andere Mannschaft und hat neben 1899 Hoffenheim als einziges Team in dieser Saison den FC Bayern München geschlagen.

"Wir kommen mit der Überzeugung, dass wir überall gewinnen können, das ist unser Credo", sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking, der bis Oktober 2016 bei Wolfsburg an der Seitenlinie stand. Allerdings hat Mönchengladbach zuletzt im November 2003 in Wolfsburg gewonnen. Es liegt also nahe, mit dem nächsten Wolfsburger Unentschieden zu rechnen. Ein Remis notierten die Buchmacher vor dem Spiel mit der Quote 3,30 - so niedrig wie für kein anderes Unentschieden an diesem Bundesliga-Spieltag.

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