Süddeutsche Zeitung

Wolfsburg gewinnt 2:1:Glasners Plan

Der VfL überzeugt gegen Aufsteiger Köln - und der neue Trainer gibt eine Grundsatzerklärung zu seinem Stil ab.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Die Frage, die ihn ereilte, lag auf der Hand. Und Oliver Glasner, der neue Trainer des VfL Wolfsburg, nutzte sie am Samstag nach dem 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln, um eine Grundsatzerklärung abzugeben.

Ob man wohl in Prozentzahlen ausdrücken könne, wie nahe seine neue Mannschaft der vollständigen Umsetzung seiner fußballerischen Ideen gekommen sei, wurde der Österreicher nach seinem Debüt in der deutschen Bundesliga gefragt. Und Glasner verneinte das nicht nur. Sondern ließ erkennen, dass er nicht an die Perfektion glaubt. Jedenfalls nicht im Fußball. "100 Prozent werden wir sowieso nicht erreichen", sagte Glasner, 44.

Wer daraus schließen sollte, dass Glasner nicht nach der Perfektion streben würde, der dürfte genauso irren wie jener, der da meinen könnte, man hätte ihr schon am Samstag nahekommen können. Wie auch, im ersten Spiel der neuen Spielzeit, im ersten Spiel mit neuer Philosophie? Und dennoch. Es war, wie VfL-Manager Marcel Schäfer zurecht lobte, "ein wirklich ordentlicher Auftritt" der Wolfsburger, bei dem man "klar gesehen" habe, "was der Trainer auf die Mannschaft übertragen möchte." Was das ist? Eine nach Dominanz strebende Mentalität, der erkennbare Wille, Protagonist zu sein, ohne dabei den Ballbesitz zum Mantra zu erklären, mutig attackierende Außenverteidiger. Es sei schön, sagte Schäfer, "dass wir über die Dinge, die wir noch verbessern müssen, nach einem Sieg reden können."

Dieser Sieg gegen die Kölner, er war verdient. Der VfL ging nach einer Viertelstunde durch ein Traumtor von Maximilian Arnold in Führung. Nach einem Einwurf von der rechten Seite hatten Jonas Hector und Florian Kainz per Kopf nur unzureichend klären können; Arnold nahm den Ball aus 20 Metern mit dem Außenrist des linken Fuß volley und jagte ihn mit viel Effet an den linken Pfosten, unerreichbar für Kölns Torwart Horn. Das zweite Tor kam dem, was Glasner vorschwebt, schon näher. Nach einem Ballverlust durch Stürmer Wout Weghorst eroberte der - ebenfalls österreichische - Debütant Xaver Schlager in der Hälfte der Kölner das Spielgerät zurück und passte es auf Weghorst, der erst Kölns Verteidiger Rafael Czichos aussteigen ließ und dann vom Strafraum abzog. Auch hier blieb Horn ohne Chance. Die Kölner kamen nach einem katastrophalen Fehler von VfL-Innenverteidiger Robin Knoche durch den spät eingewechselten Simon Terodde noch zum Anschlusstreffer - da aber lief schon die Nachspielzeit. Es war mithin zu spät, um dem Spiel noch die Wendung zu geben, die aus ihrer Sicht dem Spielverlauf angemessener gewesen wäre.

Kölns Trainer Achim Beierlorzer, der ebenfalls sein Debüt als Bundesligacoach feierte, fand die Niederlage allerdings keineswegs zwingend. Seine grundsolide Mannschaft wirkte gut strukturiert, attackierte das 3-4-3-System der Wolfsburger mutig mit drei Angreifern, und kam auch durch Fernschüsse zu Chancen - zunächst durch Anthony Modeste (11.), später durch Dominick Drexler (25.). Nach der Partie haderten die Kölner mit dem Schiedsrichter, der sich nach einem Foulspiel von Josuha Guilavogui an Dominick Drexler beim Stand von 0:1 gegen einen möglichen Strafstoß entschied. "Ein klarer Elfmeter", wetterte Beierlorzer nach der ergebnistechnisch missglückten Rückkehr Kölns in die Bundesliga.

"Es ist immer gut, in der Bundesliga zu sein. Aber es reicht nicht, einfach darüber glücklich zu sein. Wir müssen mehr zeigen", erklärte ein ernüchterter Modeste nach der Niederlage. Die nächste Gelegenheit bietet sich für die Kölner bereits am Freitag. Dann empfangen sie Borussia Dortmund.

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Quelle:
SZ vom 18.08.2019
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