Wolfsburg wird Deutscher Meister:Drei Jahre Dominanz

TSG 1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg

Wolfsburgs Lena Goeßling und Zsanett Jakabfi (r.) bejubeln nach dem 1:0-Sieg den vorzeitigen Gewinn der Deutschen Meisterschaft.

(Foto: Michael Deines/dpa)
  • Mit einem 1:0 bei der TSG Hoffenheim gewinnen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg ihr drittes Double nacheinander.
  • Der Titelgewinn ist in diesem Jahr besonders souverän - der Klub kassiert nur eine Niederlage.
  • Nur international verliert der VfL seit drei Jahren immer wieder gegen Olympique Lyon.

Von Ulrich Hartmann

In sozialen Medien wird so manches Geheimnis verraten. Zum Beispiel, wie Fußballerinnen feiern. Im Falle der Frauen vom VfL Wolfsburg gab es im Internet neulich ein Foto von der Heimfahrt nach dem gewonnenen Pokal-Halbfinale beim FC Bayern. Darauf waren folgende Ingredienzien zu erkennen: Pils in Flaschen, Radler in Dosen, spanischer Schaumwein und Eis am Stiel.

Drei Mal schon mussten die Wolfsburgerinnen in diesem Frühjahr auswärts im Bus feiern: nach dem Halbfinale in München, nach dem Pokalfinale am vergangenen Mittwoch in Köln und nun nach dem 1:0-Auswärtssieg bei der TSG Hoffenheim. Damit hat der VfL am vorletzten Spieltag der Bundesliga-Saison den dritten Meistertitel in Serie sowie das dritte nationale Double nacheinander sicher. Die Wolfsburgerinnen hätten sich diesen Titel natürlich auch aufsparen können bis zum kommenden Sonntag, wenn sie am letzten Spieltag daheim gegen Potsdam antreten - aber mit Titeln spielt man nicht, man macht sie klar, so früh es geht. "Wir wollten die Sache nicht unnötig in die Länge ziehen", sagte die Angreiferin Alexandra Popp.

Man darf sich die Kulisse eines Titelgewinns im Frauenfußball nicht allzu bombastisch vorstellen. Im kleinen Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion waren am Sonntagnachmittag viele Plätze frei - sehr viele sogar. Mit Wolfsburg tourt zwar jedes Jahr das beste nationale Frauenfußball-Team durch Deutschland, aber vielen Spielen mangelte es deshalb auch an Spannung. Beim Pokalfinale in Köln, beim 1:0 gegen Freiburg, war das nicht so, weil die Wolfsburgerinnen dort die erste Halbzeit verschlafen hatten. Ähnlich passierte das nun auch in Hoffenheim, wo sie fast über die komplette Spielzeit träge wirkten. Nur kurz vor der Pause gaben sie ein bisschen Gas, und kurz vor der Pause fiel darum ihr 1:0-Siegtor. Da schob Pia-Sophie Wolter eine Vorlage von Caroline Hansen ein. Pernille Harder vergab in der ersten Hälfte zwei hochkarätige Chancen, mit der das Spiel viel früher entschieden gewesen wäre.

Und auch in der zweiten Halbzeit hatte Wolfsburgs Fußball erst mal nichts besonders Meisterliches. "Deutscher Meister wird nur der VfL", sangen die mitgereisten Fans sicherheitshalber erst kurz vor Schluss, weil sie ihren müden Heldinnen offenbar nicht so recht trauten. Mehr Bewegung kam erst nach Abpfiff in die Wolfsburger Spielerinnen. Da rissen sie die Arme hoch, fielen einander um den Hals und hopsten. Aber es war auch in diesem Jubel schon ein bisschen Routine zu erkennen, was nicht so verwunderlich ist angesichts der nun schon drei Jahre währenden nationalen Dominanz.

Zum dritten Mal nacheinander und zum insgesamt fünften Mal sind die Wolfsburgerinnen Meister. Es ist statistisch ihr souveränster Triumph. Von den bisher 21 Spielen haben sie nur eines verloren - im Februar 2:4 in München - und so könnten sie am kommenden Sonntag mit einem weiteren Sieg auf 59 Punkte kommen. Die 100er-Tormarke werden sie indes wohl nicht überbieten. 92 Treffer haben sie seit Sonntag, aber weder diese Ausbeute noch die bislang 23 Treffer ihrer Stürmerin Ewa Pajor stellen einen Bundesliga-Rekord dar. Die meisten Punkte hatte 2005 der Meister 1. FFC Frankfurt (63), die meisten Tore 2006 der Meister Turbine Potsdam (115) und die beste Torschützenkönigin war 2000 die Duisburgerin Inka Grings (38).

Torhüterin Almuth Schult blieb am Sonntag in ihrem 18. Liga-Saisonspiel zum 14. Mal ohne Gegentor, das ist eine beeindruckende Bilanz, die sich auch durch die Pokalsaison gezogen hatte, denn in ihren fünf gewonnenen Pokalspielen kamen die Wolfsburgerinnen diesmal auf ein Torverhältnis von immerhin 29:0.

Die nationale Dominanz geht allerdings mit einer fünfjährigen internationalen Flaute einher. Zuletzt 2014 konnten die Wolfsburgerinnen die Champions League gewinnen. 2015 scheiterten sie im Halbfinale an Paris und danach vier Mal hintereinander an Olympique Lyon: 2016 im Elfmeterschießen des Endspiels, 2017 im Viertelfinale, 2018 in der Verlängerung des Endspiels und kürzlich wieder im Viertelfinale. Es gibt also noch Ziele für die Wolfsburgerinnen nach dem Titel-Hattrick. Eine Feier im Mannschaftsbus kann auf der Heimfahrt aus dem Ausland ja auch viel länger genossen werden.

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