Als sie da so vor den mitgereisten Fans stehen und sich artig applaudierend für deren Unterstützung bedanken, gleichen die selbsternannten Wölfe eher begossenen Pudeln: Der Saisonstart ist soeben gründlich daneben gegangen, der Handball-Zweitligist aus dem unterfränkischen Rimpar, der neuerdings auf den Namen Wölfe Würzburg hört, ist gleich in der ersten DHB-Pokalrunde gegen den Drittligisten TuS Fürstenfeldbruck ausgeschieden. Nebenan feiern die Gastgeber ihren knappen 25:24-Sieg, der sie in Runde zwei des Pokalwettbewerbs bringt und die Hoffnung nährt auf einen besonders attraktiven Gegner: In der zweiten Runde steigen die Bundesligisten ein.
Schon der Start in den Tag lief alles andere als glatt für die Handballer aus Würzburg. Erst eine Dreiviertelstunde vor dem offiziellen Spielbeginn am Spätnachmittag kamen sie nach gut 300 Kilometern Anreise in der Kreisstadt im Westen von München an, aufgehalten von einem längeren Stau auf der Autobahn. Mit einer Viertelstunde Verspätung wurde die Partie dann angepfiffen. "Wir sind hergekommen, um weiterzukommen", gesteht Rückraumspieler Lukas Böhm nach dem Spiel. Man habe sich bei diesem "letzten Gradmesser für die Saison" Selbstbewusstsein holen wollen. Am kommenden Sonntag beginnt die neue Zweitligasaison, mit einem Gastspiel beim HC Elbflorenz Dresden. Doch es kam so wie schon im Vorbereitungsspiel eine Woche zuvor: Auch das hatten die Wölfe gegen die Brucker Panther verloren - auch das mit einem Tor Unterschied.
Regisseur mit neun Toren: Jonas Link, aus Würzburg nach Fürstenfeldbruck gewechselt, macht den Unterschied
Gerade erst hatten sie sich einen neuen Namen gegeben. Vor fünf Jahren, da hatten die Wölfe richtig Blut geleckt. Damals, 2017, spielten sie bis zum letzten Zweitliga-Spieltag sogar um den Aufstieg in die Bundesliga mit, wurden schließlich Tabellenvierte. Es war die erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte. Ihrem Vereinsnamen DJK Rimpar hatten sie längst die Bezeichnung Wölfe angehängt, nun hat der Handballklub den Ortsnamen ganz aus seinem Logo getilgt und nennt sich neuerdings Wölfe Würzburg. Seit Jahren schon tragen sie ihre Heimspiele in der zehn Kilometer entfernten Stadt am Main aus, nun ist der Schritt vom einstigen Dorfverein, der sich aus der Landesliga bis in die zweite Bundesliga hochgearbeitet hat, zum Großstadtklub vollzogen. Es sei keine leichte Entscheidung gewesen, erzählt der geschäftsführende Gesellschafter Roland Sauer, man habe sich intensiv mit dem e.V. ausgetauscht. Die Marktgemeinde Rimpar findet sich auch nicht als Anhängsel im Vereinsnamen: "Es gibt nichts Halbes, das wäre nicht konsequent", sagt Sauer.
Nicht nur der Name ist neu, auch im Team gab es einen Umbruch. Sieben Spieler haben den Verein verlassen oder aufgehört, fünf Neulinge müssen integriert werden. Jene, die den Lauf der Mannschaft im vergangenen Jahrzehnt bestimmt haben, die "goldene Generation", wie sie sie bei den Wölfen nennen, sind nun alle weg, deren letzter, Julian Sauer, verabschiedete sich mit dem Ende der vergangenen Spielzeit. Auch Jonas Link ist wieder fort. Der 30-jährige Rückraumspieler war vom Ligakonkurrenten Bietigheim gekommen und hatte zuletzt eine halbe Saison in Würzburg zugebracht. Nun spielt er für den TuS Fürstenfeldbruck. Seine Regie und seine neun Tore vom Samstag hatten entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Spiels.
Julian Thomann ist genauso alt wie Link und in Würzburg Trainer. In Fürstenfeldbruck habe seine Mannschaft in der Schlussviertelstunde "keinen richtigen Zugriff mehr gekriegt", sagt er nach der Partie, die 60 Minuten lang ebenso umkämpft wie ausgeglichen war. Keine der beiden Mannschaften konnte sich absetzen, die Gäste lagen längere Zeit knapp in Führung, ließen sich jedoch kurz vor Schluss noch überholen. Nach Links Treffer zum 25:24, 50 Sekunden vor dem Ende, konnten die Gäste nicht mehr kontern. Klar wurde damit auch, warum sie Jonas Link eigentlich ganz gerne behalten hätten.