Was es braucht, um auf allerhöchstem Niveau im Basketball was zu reißen? Es hilft natürlich, ein paar Zentimeter größer zu sein als die Durchschnittsperson. Ein paar Muskeln können nicht schaden. Und eine feinfühlige Wurfhand. Leonie Fiebich, 24, bringt alle drei Charakteristiken mit: Sie ist 1,93 Meter groß, hat sich in den vergangenen Jahren eine stattliche Athletik antrainiert und wie das mit dem Werfen klappt, lässt sich derzeit in der US-Profiliga WNBA verfolgen. Dort steuert der Betrieb der weltweit talentiertesten Spielerinnen auf die Playoffs zu, mit Fiebich in Bestform.
Die gebürtige Landsbergerin absolviert bei New York Liberty ihr erstes Jahr in den USA, sie hat vom Verein eine Wohnung in Brooklyn gestellt bekommen, aber ihr neuestes sportliches Kunststück führte sie in Texas auf: 16 Punkte erzielte Fiebig beim 105:91 gegen die Dallas Wings, versenkte drei von vier Dreipunktewürfen und gewann so klar das deutsche Duell mit der Berlinerin Satou Sabally. Während Sabally, 26, immer noch Deutschlands beste Basketballerin, diesmal nicht so sicher traf (neun Zähler), klickte es bei Fiebich: Sie egalisierte ihren bisherigen Karrierebestwert.

Basketballerin Leo Fiebich:Alles heftig in der neuen Welt
Basketball läuft anders in den USA, auch bei den Frauen. Auf diese Erfahrung hat Leonie Fiebich lange warten müssen. Vor vier Jahren wurde sie in die US-Profiliga gedraftet, nun absolviert sie ihre ersten Spiele für New York – und lernt die Härten der Liga kennen.
Es läuft prächtig für die Flügelspielerin und ihren Klub, der wenige Wochen vor der K.-o.-Runde mit der besten Bilanz auf Platz eins der Tabelle steht und somit als Titelfavorit gilt. Neben Fiebich haben die Liberty auch Satous Schwester Nyara Sabally, 24, unter Vertrag genommen, die sich nach einer Schulterverletzung zurückgekämpft hat. Die Partie in Dallas war entsprechend eine Art Klassentreffen der besten deutschen Spielerinnen. Der Aufschwung des Frauenbasketballs made in Germany ließ sich zuletzt bei Olympia bestaunen, wo das DBB-Team das Viertelfinale erreichte und die 3x3-Mannschaft eine ziemlich sensationelle Goldmedaille bejubelte.
Fiebichs Qualitäten sprechen sich gerade herum in Amerika, sie wird sogar als Kandidatin für den Titel des besten Liga-Neulings gehandelt (favorisiert ist freilich wohl die überragende Caitlin Clark von Indiana Fever). Speziell von der Dreierlinie hat Fiebich gerade einen Lauf: Sie trifft konstant mehr als 50 Prozent ihrer Versuche, ein enormer Wert für eine Akteurin im Rookiejahr. So ist auch ihr Selbstbewusstsein gestiegen. Während sie die ersten Monate noch ins Spektakel der WNBA hineinfinden musste, traut sie sich immer mehr zu. „Wenn ich freie Würfe kriege, dann nehme ich sie“, erklärte sie neulich nach einem Sieg gegen Meister Las Vegas Aces den Reportern. Längst spricht sie auch jenes in den USA übliche Sportler-Englisch, um die „physicality“ und die „crowd“ in den Hallen zu beschreiben.
Fiebich hat festgestellt, dass die Gegnerinnen sie anfangs ein wenig unterschätzt und offen stehen gelassen haben. So ist das meist bei unbekannten Newcomern, speziell, wenn sie aus dem fernen Europa kommen. Sie hat die vielen Einladungen dann genutzt, hat sich zu einer präzisen Schützin entwickelt und sich so ihre Minuten von der Bank erarbeitet. An ihr führt im stark besetzten Team der Liberty nun kein Weg mehr vorbei. Schließlich gilt im Basketball: Wer trifft, hat recht.