WM 2006:Wieder Katar

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger vermutet Stimmenkauf bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland. Zwanziger klagt: "Das korrupte Fifa-System hat vor Deutschland nicht Halt gemacht."

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger hat in der Affäre um die Vergabe der WM 2006 erstmals konkret den Vorwurf der Manipulation gegen das damalige Bewerbungskomitee um Franz Beckenbauer erhoben. Jüngste Erkenntnisse im seit 18 Monaten schwelenden Skandal um das WM-Turnier 2006 in Deutschland "zerstörten meinen Glauben an eine saubere Bewerbung", sagte Zwanziger Bild am Sonntag: "Da kann es nach den heutigen Erkenntnissen keine zwei Meinungen mehr geben." Zwanziger begründete seine Anschuldigungen mit neuen Ergebnissen der Schweizer Ermittlungsbehörden. Demnach soll angeblich von deutscher Seite versucht worden sein, einer Firma des beim Weltverband Fifa einflussreichen und inzwischen wegen Korruption gesperrten Katarers Mohamed Bin Hammam die TV-Rechte an der EM 2004 in Portugal zu beschaffen (siehe SZ vom 11. März 2017).

"Der Weg", sagte Zwanziger nun, "führt wieder einmal nach Katar zu Bin Hammam. Der hat für uns gestimmt und weitere Stimmen besorgt. Dafür hat er Gegenleistungen gefordert, die mit den TV-Rechten für 2004 in Aussicht gestellt wurden. Das war unzulässig. Das korrupte Fifa-System hat auch vor Deutschland nicht Halt gemacht." In Bezug auf die bis heute nicht plausibel erklärte Zahlung der deutschen WM-Macher im Jahr 2005 von 6,7 Millionen Euro (10 Millionen Schweizer Franken) an die Fifa hatten alle beteiligten Personen und auch der DFB einen Zusammenhang mit dem Kauf von Stimmen bei der Vergabe der WM 2006 ausgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen Steuerhinterziehung außer gegen den früheren DFB-Chef Wolfgang Niersbach und den ehemaligen Generalsekretär Horst R. Schmidt auch gegen Zwanziger.

Den vom DFB in Auftrag gegebenen und mehrere Millionen Euro teuren Freshfields-Report zur unabhängigen Ausleuchtung der Affäre - ausdrücklich ohne Fund von Hinweisen auf einen Stimmenkauf - hält Zwanziger für bedeutungslos. "Der Bericht ist in seinen Schlussfolgerungen sehr fragwürdig. Im Grunde ist er sein Geld nicht wert", sagte der frühere Verbandschef und attackierte die heutige DFB-Spitze: "Man könnte meinen, er diente wohl von Anfang dem Zweck, die Führungspersonen des sogenannten neuen DFB aus der Verantwortung zu nehmen. Der Bericht ist in vielen Punkten angreifbar, sein Zustandekommen intransparent, es gab erkennbar keine Ausschreibung, zwischen DFB und Freshfields bestehen personelle Verquickungen, das Verhalten von Personen des Auftraggebers wird beschönigt." ,

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