WM-Torwart:Von Stuhlfauth bis Neuer

Manuel Neuer ist die neue Nummer eins - und wird damit Nachfolger etlicher Torwart-Größen. Eine Reise durch das deutsche Tor.

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WM 2010

Deutschland hat eine neue Nummer eins. Am Freitag verkündete Bundestrainer Joachim Löw, dass Manuel Neuer vom FC Schalke bei der WM in Südafrika im Tor stehen wird. Eine neue Entscheidung des Bundestrainers war nötig geworden, nachdem sich der geplante Stammtorhüter René Adler in der Bundesliga-Rückrunde verletzt hatte. Neben Neuer fahren noch Tim Wiese (links) und Jörg Butt (rechts) mit nach Südafrika.

Neuer ist der nächste Name in einer Reihe an großen deutschen Torhütern. Ein Blick in die Vergangenheit:

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Heiner Stuhlfauth

Es gab viele gute deutsche Torhüter, aber keiner außer Heiner Stuhlfauth ist Träger des "Adlerschilds". Was nicht verwunderlich ist, denn diese Auszeichnung verlieh Reichspräsident Hindenburg, Stuhlfauth erhielt sie 1931, am Ende seiner Karriere.

Zuvor war er der populärste deutsche Torwart nach dem Ersten Weltkrieg gewesen. Sechsmal erreichte er mit dem 1. FC Nürnberg das Finale um die Deutsche Meisterschaft, fünfmal hielt er sein Tor sauber.

Stuhlfauth war berühmt für seine weiten Ausflüge aus dem Tor, durch hervorragendes Stellungsspiel gab er fast eine Art Libero. Auch seine Fußabwehr war gefürchtet. In Nürnberg ist Stuhlfauth Legende, ein Ausspruch von ihm gehört zum Inventar des Clubs: "Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein und die Bewohner Nürnbergs zu spielen. Möge all dies immer bewahrt werden und der großartige 1. FC Nürnberg niemals untergehen."

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Anton Turek

Anton, genannt Toni Turek begründete mit einer phänomenalen Leistung im Endspiel der WM 1954 medial das Torwartland Deutschland. Schon nach 24 Minuten kürte ihn der Radioreporter Herbert Zimmermann zum "Teufelskerl" und "Fußballgott". Als Turek kurz vor Schluss wieder waghalsig einem Ungarn entgegensprang, rief Zimmermann in die deutschen Wohnzimmer hinein: "Toni Toni, du bist Gold wert."

Turek war 1954 in Bern bereits 35 Jahre alt, das Finale gegen Ungarn war sein 19. Länderspiel. Es folgte nur noch ein weiteres. "Meine beste Zeit habe ich im Kriege verpasst. Ich war in Frankreich, Italien und Russland", sagte Turek später.

Manche meinten allerdings, dass der in Duisburg geborene Turek weder vorher noch danach so gut gehalten hat, wie in den letzten 80 Minuten im Berner Wankdorfstadion. Trainer Sepp Herberger sah in ihm "einen der ganz Großen in der Reihe der besten Torwächter, die es je gegeben hat", gleichzeitig aber auch "einen leichtsinnigen Bruder, der eine starke Neigung hatte, seine großartige Torwartkunst gelegentlich eindringlich zur Schau zu stellen" (Jürgen Leinemann, Sepp Herberger. Ein Leben, eine Legende. Berlin, Rowohlt, 1997).

Turek war bei seinen Gegenspielern gefürchtet: Erstens wegen seiner Begabung, Spielsituationen vorherzusehen und Angriffe frühzeitig zu unterbinden. Zweitens wegen seiner enormen Reaktionsschnelligkeit. Und drittens wegen der Ruhe, mit der Turek das Tor hütete. Da er genau sah, ob ein Ball ins Tor ging oder vorbei, reagierte er bei knappen Schüssen oft mit demonstrativer Gelassenheit.

Privat hatte Toni Turek weniger Glück. Mit 58 Jahren wachte er eines Morgens auf und war von der Hüfte abwärts gelähmt. Er erholte sich nie wieder ganz von dieser rätselhaften Krankheit. Nach einem Schlaganfall starb Turek 1984 im Alter von 65 Jahren.

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Bernd Trautmann

Berühmt, ja weltberühmt wurde Bernd Trautmann durch einen beinahe tödlichen Unfall. Der deutsche Torhüter von Manchester City warf sich einem gegnerischen Angreifer entgegen und blieb lange bewegungslos liegen. Die letzte Viertelstunde des Pokalfinals vom 5. Mai 1956 gegen Birmingham City hielt er durch und verhalf seinem Klub noch mit einigen Paraden zum großen Triumph (3:1) - bei der Untersuchung Tage darauf stellte man einen Bruch des zweiten Halswirbels fest.

Trautmann, in England Bert genannt, mag es nicht, auf dieses Ereignis reduziert zu werden. Und es wird seiner Karriere auch nicht gerecht. Aber es ist das Schlaglicht, weshalb Trautmann auch in Deutschland noch berühmt ist.

1923 in Bremen geboren, wurde er am Ende des Krieges zuerst schwer verletzt (16 Granatsplitter fanden sich in seinem Körper), dann geriet er in britische Gefangenschaft. Durch sein außergewöhnliches Können im Tor durfte er hin und wieder das Lager in St. Helens in Nordengland verlassen, schließlich verpflichtete ihn Manchester City. Dort galt er bald als bester Torwart der Insel. Mit seinem Wagemut, seiner Fairness und seiner Körperbeherrschung wurde er zum "besten Botschafter Nachkriegsdeutschlands". Trautmann erhielt sogar als erster Ausländer den Titel Englands Fußballer des Jahres.

Gordon Banks, Torwart der englischen Weltmeistermannschaft 1966, sagte: "Bernd Trautmann ist der beste Torwart der Welt. Er wird immer mein Vorbild sein." Im Jahr 2007 wurde er von den Fans zum besten Spieler aller Zeiten bei Manchester City gewählt.

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Fritz Herkenrath

Fritz Herkenrath war 1958 Nationaltorhüter bei der Fußball-WM. Nach dem Erfolg von 1954 hatte er das Tor der deutschen Elf von Toni Turek übernommen und trat in Schweden zur Titelverteidigung an. Er wurde als "Herbergers fliegender Schulmeister" bekannt. Seine Beständigkeit und Zuverlässigkeit galten als Inbegriff des seriösen Keepers in den fünfziger Jahren. Mit sicherem Stellungsspiel und guten Faustparaden verhalf er der deutschen Mannschaft bis ins Halbfinale des Turniers.

Seine sportliche Laufbahn erlebte 1955 ihren Höhepunkt, als Herkenrath mit Rot-Weiß Essen Deutscher Meister wurde. 1958 bei der WM in Schweden schied Deutschland im Halbfinale aus.

Nach Ende seiner Fußball-Karriere 1962 widmete sich der Diplomsportlehrer ganz den pädagogischen Aufgaben und wurde Dozent für Leibeserziehung an der Hochschule in Aachen, später Studienprofessor an der Universität Düsseldorf.

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Wolfgang Fahrian

Anfang der sechziger Jahre erlebte das Torwartland eine wundersame Blitzkarriere mit ebenso schnellem Niedergang. Als Wolfgang Fahrian 20 Jahre alt war, im Frühjahr 1962, stellte Bundestrainer Sepp Herberger den Zweitliga-Torwart aus Ulm zum ersten Mal ins deutsche Tor. Gegen Uruguay brachte Fahrian die Beobachter zum Staunen. Fahrian nannte es einmal sein "Lieblingsspiel".

Herberger entschied sich dann auch für die WM 1962 in Chile für Fahrian als Nummer eins. Fachleute sahen in ihm einen der besten Torhüter des Turniers, zusammen mit dem Russen Lew Jaschin wurde er in die Weltauswahl berufen.

Der Schwabe war das Gegenbild der vielen kräftigen, eckigen Torhüter in der deutschen Torwartgeschichte. Er beeindruckte die Zeitzeugen mit seiner katzenartigen Gewandtheit und Eleganz, mit seiner enormen Schnelligkeit und Reflexen. Er war bekannt dafür, harte Schüsse aus kurzer Distanz zu fangen und gleich wieder abzuwerfen. "Selten habe ich einen Torwart mit solch tollkühnen Paraden gesehen", sagte Fritz Walter.

Seine DFB-Karriere war nach zehn Länderspielen allerdings schon wieder beendet. Bei seinem Wechsel von Ulm zu Hertha BSC Berlin 1964 hatte er Handgeld kassiert, was damals verboten war. Als einziger aus einer Reihe beschuldigter Fußballer gab er den Vorgang zu und wurde zum schwarzen Schaf abgestempelt. Sechs Monate wurde Fahrian gesperrt, "es war der Knackpunkt meiner Karriere", sagte er.

Wolfgang Fahrian wurde erfolgreicher Spielerberater.

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Hans Tilkowski

Der Dortmunder ist auf immer mit der Legende von Wembley verbunden. Wie der Schuss von Geoffrey Hurst über ihn hinweg an die Unterkante der Latte sauste, und der Ball dann irgendwo im Dunstkreis der Torlinie auftupfte. Der Linienrichter Bachramow entschied auf Tor für England, die Deutschen verloren das WM-Finale 1966.

Tilkowski hatte noch 1962 völlig überraschend den Kampf ums deutsche WM-Tor gegen den jungen Wolfgang Fahrian verloren, und sich anschließend beleidigt zurückgezogen. Doch danach erlebte Tilkowski seine beste Zeit als Fußballprofi, mit Borussia Dortmund gewann er zuerst den DFB-Pokal, dann den Europapokal der Pokalsieger gegen den FC Liverpool, zudem wurde er zum Fußballer des Jahres gewählt. So erlebte er 1966 in England doch noch eine WM als Nummer eins.

Tilkowski galt als "die personifizierte Sachlichkeit zwischen den Pfosten", in der Tradition von Toni Turek war sein Torwartspiel von Ruhe und gutem Stellungsspiel geprägt. Weniger von der spektakulären Parade.

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Jürgen Croy

Berühmt ist Jürgen Croy im früheren Westdeutschland nicht, dabei gehört auch er in die Reihe der besten deutschen Torhüter. Der "Panther von Planitz" stand 94 Mal für die DDR im Tor und sicherte seinem Land mit schönen Paraden sowohl den legendären 1:0-Sieg in der Vorrunde der WM 1974 gegen die BRD als auch die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1976 in Montréal. Im Osten wurde er als "Wundertorwart" und "Torwartlegende" bezeichnet. Internationale Experten stellten ihn auf eine Stufe mit Sepp Maier und Dino Zoff.

Der 1946 geborene Torwart trat auch deshalb international wenig in Erscheinung, weil er als einer der wenigen Topspieler in der DDR bei seinem Heimatklub bleiben durfte. Mit Sachsenring Zwickau spielte er aber nur selten im Europapokal, in der Saison 1975/76 erreichte der Verein das Halbfinale im Pokalsieger-Cup. Zuvor hatte er gegen den AC Florenz einen Elfmeter selbst verwandelt.

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Sepp Maier

Vermutlich war der gebürtige Niederbayer der kompletteste aller deutschen Torhüter. Als "Katze von Anzing" für seine Reflexe gefürchtet, beherrschte Sepp Maier auch seinen Strafraum und zeigte kaum Fehler im Stellungsspiel. Maier war ein tragendes Mitglied der erfolgsreichsten Mannschaften im deutschen Fußball: der FC Bayern München und der Nationalmannschaft Anfang der siebziger Jahre. In dieser Phase gewann er alle bedeutenden Titel des Weltfußballs: WM 1974, EM 1972, Europapokal der Landesmeister 1974-76.

Maiers Temperament glich so gar nicht dem des Torwartland-Begründers Toni Turek. Statt Ruhe und Gelassenheit strahlte der Torwart Aggressivität aus und war wegen seiner Zornesausbrüche gefürchtet. Auch sein Ehrgeiz war berüchtigt, in 14 Bundesligajahren, in denen er es zwischen dem 20. August 1966 und dem 9. Juni 1979 auf 473 Einsätze brachte, verpasste er nur drei Spiele und verschwieg mitunter sogar Verletzungen.

Bis 1979 stand der als Gaudibursch bekannte Maier im Tor des FC Bayern und der Nationalmannschaft. Er sagte einmal, dass er gerne bis zur WM 1982 weitergemacht hätte, dann wäre Maier 38 Jahre alt gewesen. Doch ein selbstverschuldeter Autounfall beendete seine Karriere plötzlich. Er erlitt Rippenbrüche, einen Armbruch, eine Gehirnerschütterung und einen Zwerchfellriss und musste aufhören.

Später holte ihn Franz Beckenbauer als Torwarttrainer in die Nationalmannschaft, auch beim FC Bayern bekam er diesen Job.

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Wolfgang Kleff

Maiers rheinländischer Konterpart hieß irgendwann Otto. Fans gaben Wolfgang Kleff diesen Beinamen, weil der langjährige Torhüter von Borussia Mönchengladbach dem Komiker Otto Waalkes recht ähnlich sah. Vor allem der längeren blonden Haare wegen. Kleff spielte später wirklich in einem Otto-Film eine Nebenrolle.

Kleff blieb vielen als Spaßvogel in Erinnerung. Einen seiner schönsten Sprüche teilte er einem Reporter mit, der während eines Spiels neben seinem Pfosten stand: "Sepp Maier hat seinen Hund erschossen. Immer, wenn er ihn gefragt hat: 'Wer ist der beste Torwart?', hat er geantwortet: 'Kleff, Kleff!'"

Doch nicht nur als Clown im Trikot, auch als Torwart hinterließ Kleff bleibenden Eindruck in der deutschen Fußballgeschichte. In der legendären Fohlen-Elf aus Gladbach Anfang der siebziger Jahre gab er den zuverlässigen Schlussmann, gewann vier Meistertitel und einen Uefa-Cup, dazu noch eine Meisterschaft und einen Uefa-Cup als Ersatzmann, nachdem er sich 1976 verletzt hatte. Auch Weltmeister und Europameister ist Kleff, allerdings ohne bei den Turnieren ein Spiel gemacht zu haben, weil der ewige Maier Sepp ein unüberwindliches Hindernis darstellte.

2008 feierte Kleff, 61-jährig, noch einmal ein Comeback. In der Bonner Landesliga half er wegen der Verletzung der Stammtorhüter aus, prallte allerdings nach 40 Minuten mit einem Stürmer zusammen und musste ausgewechselt werden.

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Norbert Nigbur

Niemand weiß, wie erfolgreich die Nationalmannschaft und der FC Bayern München in den siebziger Jahren aufgetreten wären, wenn sich Sepp Maier nicht entschieden hätte, Torhüter zu werden, sondern weiter als Maschinenschlosser gearbeitet hätte. Jeder Schalker aber weiß, wer in diesem Fall das Gehäuse der DFB-Auswahl gehütet hätte: das Gelsenkirchener Idol Norbert Nigbur, den die Fans der Königsblauen in ihre Jahrhundert-Elf wählten. (Mönchengladbachs Wolfgang Kleff lässt man da mal großzügig außen vor.)

Nigbur, geboren am 8. Mai 1948, zeichneten vor allem seine schnellen Reflexe und kühnen Paraden aus. Das habe er als Handball-Torwart gelernt, verriet er einmal. Diese Interpretation der Torwart-Position brachte ihm jedoch teilweise den Ruf eines Showmannes ein. Zudem zählten die Strafstöße zu seinen großen Stärken. Die Schalker Fans feierten ihn als "Elfmetertöter", die Bundesliga-Statistik weist ihn als einen der Torhüter mit den meisten Elfmeter-Paraden aus, und besonders ein Spiel blieb nachdrücklich in Erinnerung: In einem DFB-Pokal-Drama der Saison 1971/72 hielt er gegen Köln drei von sieben Elfmetern und verwandelte am Ende selbst einen.

So sehr er im Verein (erst bei Schalke, dann bei Hertha, dann wieder bei Schalke) Erfolge feiern durfte, so sehr blieb ihm das in der Nationalelf verwehrt. Zunächst blockierte Maier das DFB-Gehäuse. Und als er nach Maiers Rücktritt Ansprüche auf die Nummer eins anmeldete und sich bereits als Stammtorhüter für die EM 1980 wähnte, musste er sich einer Meniskusoperation unterziehen - und zuschauen, wie sich Toni Schumacher in der DFB-Elf etablierte.

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Harald Schumacher

Wenn Sepp Maier temperamentvoll war, dann muss sein Nachfolger im DFB-Trikot als besessen und aufbrausend gelten. Die ihm wohl gesonnen waren, hießen Harald, genannt Toni Schumacher einen "positiv Verrückten". Andere fanden, dass er es einige Male übertrieben habe mit dem Ehrgeiz.

Zum Beispiel im Halbfinale der WM 1982, in dem er Patrick Battiston unkontrolliert entgegensprang, der Franzose minutenlang regungslos auf dem Rasen lag und eine schwere Gehirnerschütterung und einen Halswirbelbruch erlitt. Außerdem verlor Battiston ein paar Zähne, woraufhin Schumacher nach dem Spiel sagte, er werde ihm ein paar Jacketkronen kaufen. Schumacher war daraufhin vor allem in Frankreich der Inbegriff des "hässlichen Deutschen".

In Deutschland hingegen erlangte er mit Kölner Humor und bodenständiger Berufsauffassung große Popularität. Als Torhüter stand er ohnehin über aller Kritik und war ein würdiger Nachfolger von Sepp Maier. 1980 wurde er Europameister, 1982 und 1986 verlor er zwei WM-Finals. Legendär wurde der Ausspruch von TV-Moderator Rolf Kramer. Als in Mexiko der Argentinier Burruchaga kurz vor Schluss alleine auf ihn zulief, flehte er fast: "Toni, halt den Ball - Nein!" Es war das 2:3.

Das Ende der Karriere leitete Schumacher selbst ein. Im März 1987 erschien sein Buch "Anpfiff", das von vielen als Generalabrechnung mit dem deutschen Fußball bezeichnet wurde. Darin erhob er Dopingvorwürfe und kritisierte Mitspieler scharf. Schumacher galt daraufhin als Nestbeschmutzer im Fußball-Business, der DFB suspendierte ihn, der 1. FC Köln löste den Vertrag. "Anpfiff" war der Karriereknick für Schumacher. Ob er es noch einmal schreiben würde? "Lieber ein Knick in der Laufbahn als im Rückgrat", sagte er.

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Ulrich Stein

Nicht wenige glaubten, dass Mitte der achtziger Jahre Ulrich, genannt Uli Stein der beste Torwart der Welt war. Den im Vergleich kleinen (1,84 Meter) und schmächtigen (76 Kilo) Stein nannte das SZ-Magazin einmal einen "Teufelskerl mit vier Händen, der auf der Linie keine Schwerkraft kennt". Er gewann mit dem Hamburger SV zwei Meistertitel und den Europapokal der Landesmeister 1983. Stein war wie Schumacher oder später Kahn ein Besessener, der hart gegen sich selbst war. Aber auch hart gegen andere.

Stein hat bis heute den Ruf als Enfant terrible des Fußballs. Traurige Berühmtheit erlangte er 1986, als er als erster Nationalspieler von einer WM vorzeitig heimgeschickt wurde. Er hatte Teamchef Franz Beckenbauer "Suppenkasper" genannt und anschließend zusammen mit drei Mitspielern den Zapfenstreich um drei Stunden überzogen. Allerdings musste nur Stein nach Hause fliegen.

Ein Jahr später verpasste Stein im Supercup-Finale Bayern-Stürmer Wegmann einen Fausthieb - das Badboy-Image bekam er nicht mehr los. Nach seiner Karriere folgte er Berti Vogts einige Male als Torwarttrainer ins Ausland, zuerst nach Nigeria, dann nach Aserbaidschan.

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Bodo Illgner

Der eher zurückhaltende Bodo Illgner steht im Schatten seiner Vorgänger und Nachfolger im Tor der Nationalmannschaft. Einer der erfolgreichsten Hüter des DFB-Tores ist er dennoch, alleine schon wegen seines WM-Titels 1990. Durch seine Parade im Elfmeterschießen des Halbfinals gegen den Engländer Stewart Pearce hat er daran auch großen Anteil.

Illgners Spiel und Auftritte in der Öffentlichkeit standen eher in der Tradition der nüchternen Ahnen Toni Turek oder Hans Tilkowski. Für Glamour sorgte hingegen seine Ehefrau Bianca. Sie war auch seine Managerin und bestimmte einige Vorgehensweisen des Torwarts Illgner neben dem Platz. So betrieb sie 1996 per Neun-Stunden-Verhandlung den Blitztransfer von seinem Klub 1. FC Köln zu Real Madrid. Beim ersten Spiel im Bernabéu fand sich Bianca auf einem Seitenrang wieder, nach einem Besuch in der Geschäftsstelle saß sie künftig auf der Haupttribüne.

In Madrid erkämpfte sich ihr Mann Bodo einen guten Ruf. Der sehr athletische Torwart behielt auch in kniffligen Situationen die Ruhe und gewann mit den Spaniern 1998 die Champions League.

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Andreas Köpke

Seltsam genug, dass ein Torwart, der fünf Mal abstieg, allgemein zu den Besten im Torwartland gezählt wird. Doch die vielen Niedergänge lagen weniger am Können von Andreas Köpke als an einem vermaledeiten Unglück bei der Wahl seiner Klubs.

Nachdem er 1996 wieder einmal aus der Bundesliga abgestiegen war (mit Eintracht Frankfurt), stand er dennoch im Tor der Nationalmannschaft bei der EM in England. Und spielte sich dort in eine Reihe mit seinen großen Vorgängern. Mit großartigen Leistungen brachte er Italien in der Vorrunde zur Verzweiflung, ebenso Kroatien im Viertelfinale. Als er im Elfmeterschießen des Halbfinals gegen Gastgeber England einen entscheidenden Strafstoß hielt, avancierte er zum Helden. Köpke wurde 1996 zum Welttorhüter des Jahres gewählt.

Köpke fiel auf dem Platz durch stoische Ruhe, eine beeindruckende Strafraumbeherrschung und starke Reflexen auf. Seit 2004 ist er Torwarttrainer der Nationalmannschaft und auch hier ein Nachfolger von Sepp Maier.

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Oliver Kahn

Oliver Kahn ist dreimaliger Welttorhüter, Sieger der Champions League, Weltpokalgewinner, und Vizeweltmeister.

Kahn, genannt der Titan, schaffte es als erster Torhüter bei einer WM als "Bester Spieler der Weltmeisterschaft" ausgezeichnet zu werden. Er sicherte der deutschen Mannschaft, die als krasser Außenseiter in das Turnier in Japan und Südkorea 2002 gestartet war, den Finaleinzug.

Das Lob der Fußballwelt hatte Kahn aber nicht immer auf seiner Seite. Die häufigen Attacken auf Gegenspieler in der Bundesliga zeigten einen unbeherrschten Choleriker, der getrieben vom Ehrgeiz auch oft über das Ziel hinausschoss.

Der gebürtige Karlsruher war 1994 vom KSC zum FC Bayern gewechselt, mit dem er acht Meisterschaften gewann. Die schlimmste Niederlage (neben dem WM-Finale 2002) erlitt er im Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United. Zwei Jahre später holte Kahn den Erfolg nach. Im entscheidenden Elfmeterschießen wehrte er drei Bälle vom FC Valencia ab.

Dass Oliver Kahn nach seinem Karriereende 2008 der Fußballwelt ein anderes Bild als das vom Ehrgeiz Getriebenen hinterlässt, verdankt er vor allem einem Moment während der WM 2006. Kurz vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien sprach er Jens Lehmann, der ihn aus dem Nationaltor verdrängt hatte, per Handschlag Mut zu.

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Jens Lehmann

Beinahe wäre Jens Lehmann in der Nationalelf nicht über die Nummer zwei als Torwart hinausgekommen. Doch für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gab der Nationaltrainer Jürgen Klinsmann dem bereits 36-Jährigen sein Vertrauen. Im Viertelfinale gegen Argentinien wurde Lehmann zum Helden, er hielt zwei Elfmeter. Dabei holte er nach jedem Schuss einen kleinen Zettel aus dem Stutzen, den ihm der Torwarttrainer Andreas Köpke gegeben hatte. Wie viel die Aufzeichnungen bei Lehmanns Ecken-Wahl geholfen haben, ist nicht überliefert.

In der Bundesliga stand Lehmann von 1988 bis 1998 im Tor von Schalke 04. In der Saison 1996/1997 verhalf er unter anderem mit einem gehaltenen Elfmeter Schalke 04 zum Gewinn des Uefa-Pokals.

Nach einem kurzen Aufenthalt beim AC Mailand wechselte Lehmann im Frühjahr 1999 zu Borussia Dortmund. Im Jahr 2003 folgte der Sprung auf die Insel zum FC Arsenal.

Der in der Bundesliga als überheblich und provokant geltende Torwart, gewann in der Premier League an Ruhe und agierte auch außerhalb des Platzes entspannt. Er erreichte mit den "Gunners" 2006 das Champions-League-Finale, indem er allerdings schon in der 18. Minute die rote Karte sah. Die Konkurrenz mit Manuel Almunia um das Tor bei Arsenal und die Sorge um den Platz als Nationaltorhüter brachten Lehmann 2008 zurück nach Deutschland, zum VfB Stuttgart.

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© (sueddeutsche.de)
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