Stéphanie Frappart bei der WM:Die Beste ihres Fachs

Stéphanie Frappart bei der WM: Stephanie Frappart hat schon Erfahrungen auf den größten Bühnen gesammelt, nun darf sie auch bei einer Männer-WM ein Spiel leiten.

Stephanie Frappart hat schon Erfahrungen auf den größten Bühnen gesammelt, nun darf sie auch bei einer Männer-WM ein Spiel leiten.

(Foto: Mike Egerton /PA/Imago)

Beim Duell Deutschland gegen Costa Rica wird zum ersten Mal in der WM-Geschichte eine Frau ein Spiel leiten, die Französin Stéphanie Frappart. In Katar gibt es kaum einen Schiedsrichter mit einer besseren Reputation.

Von Felix Haselsteiner

Es gibt gute Argumente dafür, dass Stéphanie Frappart am Donnerstag einen ganz normalen Abend in ihrem Leben als Schiedsrichterin verbringen wird. Seit sie 19 Jahre alt ist, pfeift die Französin schließlich Fußballspiele - von Männern und Frauen. Erst in Frankreichs siebter Liga, von 2009 an in der dritten Liga, dann für zehn Jahre lang in der Ligue 2 und schließlich, seit 2019, auch in Frankreichs erster Liga sowie im Pokal, dort unter anderem das Finale, das - wie ein WM-Spiel - 90 Minuten dauert und von 22 Fußballern nach den offiziellen Regeln gespielt wird.

Es ist vielmehr dem System geschuldet, dass es als einigermaßen sensationell gilt, dass Frappart die Partie zwischen Deutschland und Costa Rica leiten wird, als erste Frau in der Geschichte von Männer-Weltmeisterschaften. Denn eigentlich sollte in der modernen Fußballwelt nichts Besonderes mehr daran zu finden sein, dass eine Frau ein hochklassiges Fußballspiel verantwortet. Insbesondere nicht dann, wenn es sich um die Beste ihres Fachs handelt.

Frapparts Erfolge als Schiedsrichterin enden nicht in Frankreichs erster Liga. Sie wurde bei den Welt- und Europameisterschaften der Frauen eingesetzt, bei Olympischen Turnieren und schließlich auch in der Champions League der Männer, der Nations League und der WM-Qualifikation. 2019 leitete sie den Uefa-Super-Cup zwischen dem FC Liverpool dem FC Chelsea. Mit anderen Worten: Es finden sich nur wenige männliche Unparteiische in Katar, die ein bessere Reputation vorweisen können als Frappart.

Der Fifa geht es wohl darum, ein möglichst weibliches Team zusammenzustellen

Es gehört allerdings auch im Jahr 2022 noch zur Wahrheit, dass sich eine Frau deutlich mehr empfehlen muss, um für eine Männer-WM in Frage zu kommen, als ein Mann. Drei Schiedsrichterinnen nominierte die Fifa für das Turnier, Frappart kommt nun als Erste auch als Chefin zum Einsatz, bislang war sie genauso wie Yoshimi Yamashita und Salima Mukansanga nur als vierte Offizielle eingeteilt. Der Einsatz war überfällig, der Weltverband wählte nun ein Spiel, das sich nicht gerade dem Vorwurf der Irrelevanz aussetzen muss.

Unterstützt wird Frappart an der Seitenlinie von Neuza Back und Karen Diaz, beide Linienrichterinnen haben ebenfalls ihren ersten Einsatz bei der WM, was insofern ungewöhnlich ist, als dass die männlichen Linienrichterteams in der Regel aus demselben Land kommen. In diesem Fall ging es aber wohl auch der Fifa darum, ein möglichst weibliches Team zusammenzustellen (vierter Offizieller ist Said Martinez).

Frapparts Einsatz bei der Weltmeisterschaft ist möglicherweise auch das ersehnte Ende der Sensationen. Nachdem beim größten Männerturnier der Welt eine Frau eingesetzt wurde, sollte das die zeitgemäße Normalität sein. Ein Erfolg, den sich Frappart oder auch die ehemalige Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb als Vorreiterinnen über Jahrzehnte erarbeitet haben. Und von dem sogar Männer profitieren werden, wie Bundestrainer Hansi Flick: Unnötige Fragen wie die, ob er denn Bedenken bezüglich der Schiedsrichter-Ansetzung habe, wird er hoffentlich nicht mehr beantworten müssen. Er habe, sagte Flick, natürlich "hundertprozentiges Vertrauen".

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Stéphanie Frappart (l.) bei der Fußball-WM 2022 in Katar

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