Süddeutsche Zeitung

WM-Qualifikation:Messe ohne Messi

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Vielen starken Nationen droht das Aus. Vielleicht sollte sich Sepp Blatter eine Regeländerung überlegen, damit all die Messis und Ribérys und auch der weltbeste Trainer 2010 doch dabei sind.

Christof Kneer

Ob Nelson Valdez ein Stürmer ist, ist bis heute nicht endgültig bewiesen. Es gibt Indizien, die dafür sprechen (er spielt vorne und schießt manchmal Tore), aber auch Indizien, die dagegen sprechen (er spielt vorne und schießt manchmal überhaupt keine Tore). Spätestens im kommenden Sommer wird man erfahren, was dieser Valdez für einer ist, dann tritt er auf der öffentlichsten Bühne auf, die seine Sportart zu bieten hat: bei der Fußball-WM in Südafrika. Ratsam wäre es also, sich schleunigst über Paraguay zu informieren - jene Elf, die dank eines 1:0 gegen Argentinien (Torschütze: Valdez) die Qualifikation sicher hat. Was weiß man über Paraguay? Es gibt dort einen, nun ja, Stürmer namens Valdez - und drei Spieler, die Cáceres heißen.

Für die Riesen wird es eng

Wer einen Blick auf die Qualifikations-Tabellen wirft, der wird feststellen, dass man sich im Sommer 2010 wohl an ein paar neue Namen gewöhnen muss. Es könnte eine WM im Namen des Cáceres werden, eine Messe ohne Messi. Zwar zählt es zu den ewigen Qualifikations-Trends, dass sich die gelangweilten Riesen anfangs gerne von feurigen Zwergen ärgern lassen, um sich am Ende noch rechtzeitig zusammenzureißen. Diesmal aber könnte es wirklich eng werden für die Riesen, gerade in Europa, wo ihnen womöglich nichts anderes übrig bleiben wird, als sich in der Relegation gegenseitig zu bekämpfen.

Es hat schon immer Turniere gegeben, bei denen einige der weltbesten Profis fehlten. Es gab ja immer Spieler, die alles hatten, bloß keine Landsleute, die wenigstens halb so gut spielen konnten wie sie. Ryan Giggs ist Waliser und hat als solcher niemals eine WM spielen dürfen, ebenso wenig wie George Best (Nordirland), George Weah (Liberia), Jari Litmanen (Finnland) oder Borat (Kasachstan). Diesmal aber könnte es schlimmer kommen, und wenn es ganz schlimm kommt, muss der Weltverband seinen Boss Sepp Blatter dringend auffordern, eine WM-Wildcard für eine Ausscheider-Elf bereitzustellen.

Diese Elf könnte ein Spektakel werden, mit dem Tschechen Cech im Tor, mit den Portugiesen Bosingwa und Carvalho sowie dem Franzosen Gallas in der Abwehr, mit dem Argentinier Mascherano, dem Portugiesen Deco und dem Franzosen Ribéry im Mittelfeld sowie dem Vierersturm Cristiano Ronaldo/Messi/Henry/Arshawin (oder, ähem, Mario Gomez). Womöglich ist diese Elf einen Tick zu offensiv, was aber gar nichts macht. Denn trainiert würde diese Elf vom weltbesten Trainer, der nie bei einer WM war: von Otto Rehhagel.

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Quelle:
SZ vom 11.09.2009
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