WM-Qualifikation: Deutsche Elf:An der Kuchentheke

Michael Ballack schreit viel, Philipp Lahm freut sich auf den Kuchen für sein Jubiläumsspiel und Miroslav Klose nutzt wieder mal die Nationalelf, um sich aus seiner x-ten Krise zu schießen. Die Einzelkritik

Johannes Aumüller, Hannover

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René Adler

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René Adler

Hörte kurz nach der Halbzeitpause, wie die Fankurve hinter ihm "Robert Enke" skandierte. Musste das aber unbedingt als Sympathiebekundung für den erkrankten Enke und nicht als Votum gegen ihn verstehen. War in einer schwächelnden deutschen Mannschaft noch einer der besten Spieler, zeigte nur bei einem Fernschuss eine kleine Unsicherheit und verhinderte kurz vor der Pause nach einer Ecke gegen den völlig freistehenden Elvin Mammadow den Ausgleich. Durfte deshalb nur kurze Zeit nach den "Robert Enke"-Sprechrufen hören, wie die Fans "Rene Adler" skandierten.

Philipp Lahm

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Philipp Lahm

Bestritt gegen Aserbaidschan sein 60. Länderspiel. War während der ersten Hälfte wohl immer wieder mal an der Kuchentafel, um sich ein Stück Jubiläumstorte zu genehmigen. Ließ ungewohnt oft seinen Gegenspieler Nadirow in seinem Rücken entwischen. Versuchte dafür im Gegenzug manchmal, das öde Offensivspiel aufzupeppen - was ihm aber nicht gelang, weil da niemand war, der ein bisschen mitpeppen wollte. Wechselte nach der Pause auf die linke Seite. Bereitete von der neuen Position aus das 2:0 durch Miroslav Klose vor. Und gestattete sich hinten auch keine Jubiläumstortenpausen mehr. Hat Chancen auf eine riesige Torte - die es für das 100. Spiel gibt.

Per Mertesacker

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Per Mertesacker

Hatte nach dem Ausfall von Robert Enke einen schweren Job zu erfüllen: den des Lokalmatadors, schließlich wurde der heutige Bremer in Hannover geboren. Hatte angesichts von Gegenspieler-Namen wie Nadirow, Mammadow oder Javadow wohl gehofft, sich auf das Lokalmatadordasein beschränken, ein Stück von Lahms Jubiläumstorte abbekommen und sich bei sicheren Querpässen vom heimischen Publikum feiern lassen zu können. Musste dann aber mehr arbeiten, als man es angesichts von Gegenspieler-Namen wie Nadirow, Mammadw oder Javadow erwarten sollte. Arbeitete aber von allen Deutschen mit am solidesten.

Heiko Westermann

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Heiko Westermann

Erhielt den Vorzug vor Arne Friedrich, der sich Hoffnungen gemacht hatte, als Rechtsfuß auf der linken Innenverteidiger-Position zu beginnen ("Von der Körperdrehung wäre das nur eine kleine Umstellung"). Fiel kaum auf, weder durch richtige noch durch falsche Körperdrehungen, und wirkte bisweilen ein wenig zurückhaltend. Hätte vielleicht nicht geschadet, wenn die Fankurve hinter ihm mal "Arne Friedrich" skandiert hätte, um den Schalker Westermann mal ein bischen anzustacheln.

Marcel Schäfer

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Marcel Schäfer

Zeigte nur wenige Vorstöße nach vorne, spielte oft unpräzise Pässe und ließ sich in der Defensive mehrfach übertölpeln - trat insgesamt so auf, als habe er vor der Partie gleich mehrere Stücke von Lahms Jubläumstorte gegessen. Wird mit einer solchen Leistung niemals zu 60 Länderspielen und in den Genuss einer eigenen Jubiläumstorte kommen.

Michael Ballack

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Michael Ballack

Darf sich darauf einstellen, in der Casting-Show DSDF (Deutschland sucht den Führungsspieler) bis ins Finale zu kommen und sich dort mit Bayerns Mark van Bommel messen zu müssen. Fußballerisch nur selten auffällig, verbal dafür umso mehr. Brüllte fast jeden seiner Mitspieler mindestens ein Mal an. Sorgte mit einem sicher verwandelten Elfmeter dafür, dass die Deutschen nicht gänzlich verunsichert, sondern immerhin mit einem knappen 1:0 in die Pause gingen.

Thomas Hitzlsperger

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Thomas Hitzlsperger

War oft am Ball, machte mit dem Ball aber so gut wie nie etwas Besonderes. Manchmal war ihm anzumerken, wie ihn das ständige Hin- und Hergeschiebe nervte, dann schoss er einfach mal aufs Tor. Hätte nicht geschadet, wenn die Fankurve hinter ihm mal "Simon Rolfes" skandiert hätte, um den Stuttgarter Hitzlsperger mal ein bischen anzustacheln. Oder "Sami Khedira". Oder vielleicht sogar "Carsten Ramelow".

Bastian Schweinsteiger

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Bastian Schweinsteiger

Bestritt gegen Aserbaidschan sein 70. Länderspiel. Begann voller Elan, lief viel und hatte zwei, drei gute Ideen - bis ihm irgendwann einfiel, dass er sich zur Feier des Tages wohl vorgenommen hätten, 70 Fehlpässe zu spielen. Hatte dieses Soll gefühlt schon nach der ersten Halbzeit erreicht. Spielte deshalb in der zweiten Halbzeit überhaupt keine Pässe mehr. Es muss ihm zu denken geben, wie laut das Publikum klatschte, als ihn Löw in der Mitte der zweiten Halbzeit für Trochowski auswechselte.

Mesut Özil

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Mesut Özil

Musste nach den Lobhudeleien nach dem Südafrika-Spiel den Eindruck gewinnen, dass er auf der Spielmacher-Position schon jetzt in einer Liga mit Günther Netzer, Wolfgang Overath und Thomas Häßler anzusiedeln ist. Bemühte sich gegen Aserbaidschan nach Kräften, diesen Eindruck zu zerstören. Beschränkte sich deshalb auf zwei gute Aktionen im Spiel und passte sich ansonsten der schwachen deutschen Leistung an. Dürfte in den nächsten Tagen nicht mit Netzer, Overath und Häßler in einem Atemzug genannt werden.

Lukas Podolski

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Lukas Podolski

Bundestrainer Joachim Löw erinnerte sich vor dem Spiel wohl an zwei Dinge. Dass erstens im Kampf mit Russland um Gruppenplatz eins vielleicht das Torverhältnis entscheidet, und dass zweitens Lukas Podolski gerne gegen die sogenannten kleinen Teams trifft. Also spielte der Kölner anstelle des erwarteten Trochowski auf der linken Offensivseite. Dass Podolski derzeit nicht in guter Form ist und ein ziemlich maues Defensivverhalten an den Tag legt, hatte Löw mal geflissentlich vernachlässigt. Zu Recht, wie sich zeigte: Der Kölner blieb trotz schwacher Leistung auf dem Feld und tat am Ende noch was fürs Torverhältnis.

Mario Gomez

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Mario Gomez

War die bedauernswerteste Person des Abends. Hing vollkommen in der Luft, hatte keine Bindung zum Spiel und bekam gerade mal eine gescheite Flanke serviert (seinen Kopfball hielt Aserbaidschans Kamran Agajew mit einer tollen Parade). Schaute mehrfach verzweifelt in Richtung Podolski, Ballack oder Schweinsteiger. Freut sich vermutlich ungemein auf die Rückkehr zum FC Bayern, wo zwar auch dieser Schweinsteiger umherläuft, aber daneben auch so mancher Spieler, der in einer Vierstelstunde mehr Flanken schlägt als die deutsche Elf am Mittwochabend im ganzen Spiel.

Miroslav Klose

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Miroslav Klose

Kam zur Pause für Gomez, rettete einen verkorksten deutschen Fußball-Abend mit seinen Treffern zum 2:0 und 3:0 und schoss sich selbst aus seiner x. ten Krise. Die Nationamannschaftszeit hat damit ihren Zweck erfüllt, nämlich Miroslav Klose ein Seelsorge-Spiel zu schenken. Der Stürmer darf sich dennoch nicht auf die Rückkehr zum FC Bayern freuen, weil er im Klub wahrscheinlich wieder dort sitzen wird, wo er gegen Aserbaidschan zunächst saß: auf der Bank.

Andreas Beck

Kam zur Pause für Schäfer und sorgte auf der rechten Seite für viel Schwung. Legte Podolski eine Chance auf, bereitete ein Tor von Klose vor. Darf zur Belohnung für die gute Leistung ein Stück Kuchen essen und berechtigterweise darauf hoffen, beim Spiel gegen Russland in der Startformation zu stehen.

Piotr Trochowski

Erhielt viel Applaus, als er für den enttäuschenden Schweinsteiger kam. Wollte aber nicht, dass diese Aktion die applausträchtigste Aktion bleiben sollte und versuchte trotz der ungewohnten Position auf der rechten Seite viel. Scheiterte aber mit zwei Schüssen am aserbaidschanischen Torhüter.

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