Süddeutsche Zeitung

WM-Pläne der Fifa:Infantinos "Gegengift"

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Fifa-Präsident Gianni Infantino hat bei einem bemerkenswerten Auftritt vor dem Europarat in Straßburg seine Pläne für eine Fußball-WM im Zweijahresrhythmus ebenso verteidigt wie den kommenden WM-Gastgeber Katar. "Wir müssen die gesamte Welt miteinbeziehen. Wir können dem Rest der Welt nicht sagen: Gebt uns euer Geld und eure Spieler - und schaut am Fernseher zu!", sagte der Chef des Fußball-Weltverbands.

Infantino verstieg sich zur Behauptung, der Fußball wäre in der Lage, mit neuen Angeboten geopolitische Probleme zu beheben: "Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben, damit sie nicht mehr über das Mittelmeer kommen müssen, um vielleicht ein besseres Leben zu finden oder, wahrscheinlicher, den Tod im Meer", erklärte Infantino. Es gehe darum, allen Menschen "Chancen und Würde" zu geben. Der Fußball entwickle sich in eine Richtung, "wo wenige alles haben - und die Mehrheit nichts hat", betonte Infantino: "In Europa findet die WM zweimal die Woche statt, weil hier die besten Spieler spielen. Europa braucht keine weiteren Events." Für den Rest der Welt sei die Lage aber anders.

Neben der Europäischen Fußball-Union Uefa ist auch der südamerikanische Verband Conmebol gegen die Fifa-Pläne, den WM-Rhythmus von vier auf zwei Jahre zu verkürzen. Diese Idee sei "vielleicht nicht die Antwort" auf alle Probleme, sagte Infantino, aber ein "Gegengift" zu den Super-League-Bestrebungen einiger europäischer Vereine - und ein erster Schritt beim Versuch, "alle an Bord zu bringen".

Beim Thema in WM in Katar wolle er "einige Dinge gerade rücken", erklärte der Schweizer in der Debatte zum Kommissionsbericht "Fußballverwaltung: Wirtschaft und Werte". Es sei "einfach nicht wahr", wenn von 6500 toten Arbeitern auf den WM-Baustellen berichtet werde, "es sind drei", behauptete Infantino. "Drei sind immer noch zu viel, aber zwischen drei und 6500 ist ein großer Unterschied." Katar sei "kein Paradies", aber die Arbeitsbedingungen dort seien vergleichbar mit denen in Europa, sagte der Fifa-Chef. Zudem sei die Fifa keine Weltpolizei

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SZ vom 27.01.2022 / sid
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