WM kompakt:Nur 1,65 Meter fehlen

Speerwerfer Mark Frank verpasst nur knapp Bronze, eine Läuferin aus Bahrain gewinnt am Grünen Tisch Gold, die USA dominieren die Staffelwettbewerbe über 400 Meter. WM kompakt

Olympiasieger Andreas Thorkildsen hat bei den den ersten Speerwurf-Titel in der WM-Geschichte für Norwegen gewonnen. Mit 89,59 Metern im zweiten Versuch siegte er vor Guillermo Martinez aus Kuba (86,41) und dem Japaner Yukifumi Murakami (82,97). Titelverteidiger Tero Pitkämäki (Finnland) wurde Fünfter. Der Rostocker Mark Frank belegte mit 81,32 Metern Platz acht. Timo Häber aus Leipzig hatte die Qualifikation nicht überstanden.

WM kompakt: Mark Frank belegte im Speerwerfen Platz acht.

Mark Frank belegte im Speerwerfen Platz acht.

(Foto: Foto: AP)

Am Grünen Tisch hat sich Maryam Yusuf Jamal aus Bahrain in Berlin die Goldmedaille über 1500 Meter geholt. Die spanische Außenseiterin Natalia Rodriguez war zwar nach 4:03,36 Minuten als Erste ins Ziel gekommen, wurde aber wenige Minuten später disqualifiziert, weil sie die Äthiopierin Gelete Burka in der letzten Runde gerempelt hatte. So stieg die Titelverteidigerin (4:03,74) zur Siegerin auf. Silber gewann Lisa Dobriskey aus Großbritannien (4:03,75), Bronze Shannon Rowbury aus den USA. Eine deutsche Teilnehmerin war nicht am Start.

Die Staffel aus den USA hat zum sechsten Mal bei einer Leichtathletik-WM die 4x400 Meter gewonnen und ist wie das amerikanische Frauenquartett wenige Minuten zuvor zu Gold gestürmt. Angelo Taylor, Jeremy Wariner, Kerron Clement und Einzel-Weltmeister LaShawn Merritt siegten in der Weltjahresbestzeit von 2:57,86 Minuten. Silber sicherte sich das Quartett aus Großbritannien (3:00,53) vor Australien (3:00,90). Die deutsche Staffel war im Vorlauf ausgeschieden. Auch die Frauenkonkurrenz entschieden die USA für sich, das deutsche Quartett mit Fabienne Kohlmann (Karlstadt), Sorina Nwachukwu (Leverkusen), Esther Cremer (Wattenscheid) und Claudia Hoffmann (Potsdam) kam in 3:27,61 Minuten auf Rang fünf.

Marathonläuferin Bai Xue hat am Schlusstag die erste Goldmedaille für China gewonnen. Die 20-Jährige siegte nach 42,195 Kilometern durch die Straßen der Hauptstadt in 2:25:15 Stunden vor der Japanerin Yoshimi Ozaki, die zehn Sekunden später ins Ziel am Brandenburger Tor kam. Dritte in 2:25:32 Stunden wurde in ihrem zweiten Marathon überhaupt Aselefech Mergia aus Äthiopien. Auf dem 17. Platz landete die Kölnerin Sabrina Mockenhaupt, die nach einer guten Renneinteilung in 2:30:07 Stunden ins Ziel kam. Auf dem 34. Platz landete nach 2:38:39 Stunden die Saarbrückerin Susanne Hahn. Ausgestiegen waren bei hohen Temperaturen Europameisterin Ulrike Maisch aus Rostock und die Braunschweigerin Luminita Zaituc.

Nach einem handfesten Streit vor einer Diskothek in Berlin-Schöneberg hat die Polizei drei WM-Athleten von den Bahamas, zwei kubanische Leichtathleten und einen WM-Wettkämpfer aus den USA vorübergehend festgenommen. Vier Menschen wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei wurden gegen alle inzwischen wieder freigelassenen Sportler nach dem Vorfall in der Nacht zum Sonntag Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Die Polizei gab keine Namen der betroffenen Athleten bekannt. Der Streit war gegen 4 Uhr vor der Tür der Disco ausgebrochen. Etwa 20 Personen, darunter zahlreiche Athleten aus den USA, den Bahamas und Kuba begehrten Einlass, berichtete die Polizei. Das Tanzlokal war überfüllt und die Sportlergruppe war von Türstehern gebeten worden, in einem Vorraum zu warten. Dies hat laut Polizei zu Pöbeleien und auch zu gezielten Flaschenwürfen gegen Disco-Mitarbeiter geführt. Drei Türsteher hätten Verletzungen am Kopf und Schnittverletzungen im Gesicht erlitten. Sie hätten sich mit Pfefferspray gewehrt. Ein Sportler zog sich Augenreizungen zu. Auch nach dem ersten Gewaltausbruch sei es später zu weiteren Flaschenwürfen aus einer Gruppe kubanischer Sportler heraus gekommen, heißt es bei der Polizei.

Sprinter Usain Bolt hat seine dritte Goldmedaille geholt. Nach den Siegen über 100 und 200 Meter gewann Bolt am Samstag auch mit der jamaikanischen Staffel über 4 x 100 Meter. Steve Mullings, Michael Frater, Bolt und Schlussläufer Asafa Powell waren in 37,31 Sekunden nicht zu schlagen, verfehlten aber ihren Weltrekord von 37,10. Rang zwei ging an Trinidad and Tobago (37,62) vor Großbritannien (38,02).

Der Australier Steven Hooker hat die Goldmedaille im Stabhochsprung gewonnen. Der am rechten Oberschenkel verletzte Olympiasieger übersprang in seinem zweiten Sprung des Wettbewerbs auf Anhieb 5,90 Meter und verwies damit ein französisches Duo damit noch auf die Plätze. Silber ging an Romain Mesnil mit 5,85, Bronze mit 5,80 an den in diesem Jahr auf 6,01 m verbesserten Renaud Lavillenie. Keine Rolle spielten die beiden deutschen Finalisten. Alexander Straub aus Filstal kam mit 5,65 m auf den siebten Platz, nur 14. wurde Malte Mohr aus Leverkusen nach dürftigen 5,50 m. Der dritte deutsche Springer war in der Qualifikation gescheitert. Björn Otto (Uerdingen/Dormagen) war nicht über 5,55 m hinausgekommen.

Der Kenianer Abel Kirui gewann am vorletzten Tag der Leichtathletik-WM in Berlin Marathon-Gold. In 2:06:54 Stunden, der besten Siegerzeit der WM-Geschichte, triumphierte der 27-Jährige nach 42,195 Kilometern am Brandenburger Tor vor seinem Landsmann Emmanuel Mutai (2:07:48). Bronze gewann in 2:08:35 der Äthiopier Tsegay Kebede. In Abwesenheit von Olympiasieger Samuel Wanjiru und Titelverteidiger Luke Kibet (beide Kenia) sorgte Kirui vor einigen Hundertausend Zuschauern für den dritten Marathon-Triumph der WM-Geschichte seit 1987 für das ostafrikanische Läuferland. Es war zugleich Kenias drittes Gold in Berlin.

Die deutsche Frauenstaffel über 4 x 400 Meter hat am Samstag bei der Leichtathletik-WM in Berlin überraschend das Finale erreicht. Als Dritte ihres Vorlaufes in 3:25,08 Minuten zogen Fabienne Kohlmann (Karlstadt), Sorina Nwachukwu (Leverkusen), Esther Cremer (Wattenscheid) und die Potsdamerin Claudia Hoffmann in den Endlauf an diesem Sonntag ein. Schnellstes Quartett war die russische Staffel mit 3:23,80 Minuten.

Bei seinem 200-Meter-Weltrekord hat Usain Bolt die zweite Hälfte des Rennens in 9,27 Sekunden zurückgelegt. Dies ergab eine biomechanische Analyse des Final-Rennens am Donnerstag bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin. Der 23-jährige Jamaikaner hatte über 200 Meter mit 19,19 Sekunden einen Weltrekord aufgestellt. Für die ersten 100 Meter benötigte Bolt, der mit 0,133 Sekunden die beste Reaktionszeit der Finalisten beim Start hatte, 9,92 Sekunden. Die 150-Meter Durchgangszeit betrug 14,44 Sekunden. Eindrucksvoll sind auch seine 50-Meter-Zwischenzeiten. Von 0 bis 50 Meter brauchte Bolt 5,60 Sekunden, von 50 bis 100 nur 4,32, von 100 bis 150 4,52 und für den Schlussspurt 4,75. Über die 4,32 im zweiten Lauf-Abschnitte sagte US-Legende Michael Johnson: "Die Kurve war unglaublich. Niemand ist jemals so eine Kurve gelaufen und wahrscheinlich wird es auch kein anderer schaffen."

Dwight Phillips hat seine dritte Goldmedaille im Weitsprung nach 2003 und 2005 gewonnen. Der US-Amerikaner sprang im zweiten Versuch 8,54 Meter und nutzte damit die Gunst der Stunde. Denn nach drei Versuchen war Olympiasieger und Titelverteidiger Irving Saladino aus Panama im Finale ausgeschieden. Silber holte sich mit 8,47 Meter Hallen-Weltmeister Godfrey Khotso Mokoena aus Südafrika vor dem Australier Mitchell Watt, der auf 8,37 Meter kam. Beide deutschen Weitspringer waren in der Qualifikation gescheitert. Der vom Verletzungspech geplagte Hallen-Europarekordler Sebastian Bayer aus Bremen kam nicht über 7,98 Meter hinaus, Nils Winter aus Leverkusen erzielte 7,69 Meter.

Kenias Langstreckenläuferinnen haben den großen Rivalen Äthiopien auch im 5000-Meter-Finale der Leichtathletik-WM in Berlin düpiert. In einem spannenden Spurt holte sich Vivian Cheruiyot in 14:57,97 Minuten Gold vor ihrer Landsfrau Sylvia Jebiwott Kibet in 14:58,33. Nur Dritte wurde Titelverteidigerin Meseret Defar aus Äthiopien in 14:58,41 Minuten. Schon über 10.000 Meter hatte Linet Chepkwemoi Masai aus Kenia den Äthiopierinnen das sicher geglaubte Gold weggeschnappt. Das 5000-Meter-Rennen fand ohne deutsche Beteiligung statt.

Das Land Berlin muss für die Leichtathletik-WM womöglich tiefer als geplant in die Tasche greifen. Innensenator Ehrhart Körting bestätigte, dass zusätzlich zu den bereits kalkulierten Kosten in Höhe von 20 Millionen ein weiterer Fehlbetrag im sechsstelligen Bereich droht. "Das ist eine Größenordnung, die bitter ist, aber keine Katastrophe ist", sagte der SPD-Politiker der Berliner Zeitung.Die finanzielle Lücke sei unter anderem durch den Ticketverkauf entstanden. Je nachdem, wie viele Karten man noch absetzen könne, werde sich der Betrag aber verringern, so Körting. Senat und WM-OK kalkulierten im Vorfeld, dass 360.000 Karten verkauft werden müssten, um Einnahmen von 14,85 Millionen zu erzielen. Zwar wurden tatsächlich 360.000 Karten verkauft, allerdings seien neben den teuren Tickets vor allem die preiswerten Karten weggegangen.

Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin bleibt weiterhin ein Quotenrenner. Bei der ARD-Übertragung am Freitagabend, als unter anderem der Dresdner Hochspringer Raul Spank die Bronzemedaille gewann, sahen im Schnitt 6,15 Millionen Zuschauer zu. Dies entsprach einem Marktanteil von 23,9 Prozent. Vor der Tagesschau hatte die Übertragung durchschnittlich 2,92 Millionen Zuschauer (14,4 Prozent) vor den Fernseher gelockt. Den 50-km-Wettbewerb im Gehen am Vormittag sahen im Schnitt 1,02 Millionen (16,8 Prozent).

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