WM-Historie (9): 1982:"Ich komme in den Himmel"

Nach dem Zusammen­stoß mit dem Franzosen Patrick Battiston galt Toni Schumacher weltweit als der böse Deutsche. Ein schlechtes Gewissen hat er nicht.

Kurt Röttgen und Ludger Schulze

Herr Schumacher, verfolgt Sie manchmal im Traum der Zusammen­stoß mit dem Franzosen Patrick Battiston beim WM-Halbfinale 1982 in Spanien? Danach waren Sie weltweit der hässliche Deutsche.

Harald Toni Schumacher

Toni Schumacher (Mitte) foult den Franzosen Patrick Battiston bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982.

(Foto: imago)

Toni Schumacher: Ich träume nicht davon und habe auch kein schlechtes Gewissen, falls Sie das meinen. Ich würde heute genauso aus meinem Tor kommen und versuchen, den Ball zu kriegen wie damals. Es war eine unglück­liche Aktion, aber kein Foul.

Warum beharren Sie darauf? Selbst Ihre Mutter war damals anderer Ansicht.

Schumacher: Sie hat die Szene im Fernsehen miterlebt und einige Stunden später zu mir gesagt: "Junge, das sah ganz schlimm aus." Das bestreite ich ja nicht. Battiston kam mit dem Ball auf mich zu, wollte ihn über mich heben, ich bin hochgesprungen. Er hat den Ball nicht richtig getroffen, ich war schon in der Luft, konnte den Schwung nicht mehr abbremsen, flog mit angezogenen Knien auf ihn zu. Ich habe mich noch etwas abdrehen können und Battiston zum Glück nicht frontal erwischt, sondern mit der Hüfte.

Und das halten Sie für einen normalen Zweikampf?

Schumacher: Ja. Der auch nicht in Zeitlupe stattfand wie tausendmal im Fernsehen. Es ging alles wahnsinnig schnell, Battiston empfand das ebenso.

Während sich Ärzte und Sanitäter um ihn bemühten, standen Sie im Tor und spielten mit dem Ball. Diese offenkundige Gefühllosigkeit hat die Menschen so gegen Sie auf­gebracht. Warum haben Sie sich nicht spontan entschuldigt?

Schumacher: Ich hatte Angst vor dem, was kommen könnte. Trésor, Tigana und die anderen Franzosen bildeten drohend einen Kreis um den am Boden liegenden Battiston, die Stimmung war hochexplosiv. Wenn ich da jetzt hingehe, dachte ich, gibt's richtig Zoff. Die schubsen oder treten mich, vielleicht spuckt mich einer an, ich schlage zu und das Ganze eskaliert. Ich war dem nicht gewachsen. Aus Hilflosigkeit bin ich im Tor geblieben.

Battiston hatte einen Halswirbel gebrochen, Zähne verloren und Sie erklärten nach Spielschluss, ihm Jacketkronen kaufen zu wollen. Das klang weniger hilflos als zynisch.

Schumacher: Nach der WM habe ich Battiston in Metz besucht und mich dafür entschuldigt. Ich weiß, dass die Äußerung dumm war. Sie fiel in einer absoluten Ausnahmesituation, nach dem Stress eines Jahrhundertspiels, in der Euphorie über einen großen Sieg. Ich hatte zwei Elfmeter gehalten, wir waren im Endspiel und ich war der vom ganzen Team gefeierte Held. Noch im Gefühlstaumel auf dem Platz rief mir ein Reporter zu, Battiston habe zwei Zähne eingebüßt. Da war ich so erleichtert, dass mir der Satz mit den Jacketkronen rausgerutscht ist. Insgeheim hatte ich nämlich befürchtet, Battiston wäre schwer verletzt, liege womöglich im Koma.

Als das Ausmaß seiner Verletzung bekannt wurde, hätten Sie ins Krankenhaus fahren können.

Schumacher: Völlig richtig. Und es tut mir leid, dass ich es nicht gemacht habe. Berti Vogts hat es noch Anfang 2006 im ZDF ein Versagen der DFB-Delegation genannt, dass seinerzeit niemand mit mir ins Krankenhaus gefahren ist. Wäre mein damaliger Manager Rüdiger Schmitz an dem Abend in Sevilla gewesen, hätten wir Blumen gekauft und uns so lange an Battistons Krankenbett gesetzt, bis er uns gesagt hätte: Alles okay, es wird schon wieder.

Sie wurden "Mörder" oder "Monster von Sevilla" genannt, die Vergleiche reichten bis Auschwitz: "Schumacher SS". Ein französischer Journalist schrieb, Sie hätten das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich "auf den Stand vor Adenauer und de Gaulle zurückgeworfen". Was haben Sie ­empfunden, als Sie das lasen?

Schumacher: Diese Tragweite habe ich überhaupt nicht verstanden. Ich war damals ein total unpolitischer Mensch, aber plötzlich verantwortlich dafür, dass in Frankreich alle antideutschen Ressentiments neu aufflackern konnten. Das hörte sich für mich so an, als würde ich den nächsten Krieg aus­lösen. So viel Hass hatte ich noch nie gespürt. Als ich beim ersten Länderspiel nach der WM gegen Frankreich das Stadion von Straßburg betrat, sah ich mich als lebensgroße Puppe am Galgen ­baumeln.

Es wurde ein eher ungemütlicher Abend, oder?

Schumacher: Ich bin ganz bewusst schon eine halbe Stunde vor Spielbeginn zum Warmmachen auf den Platz gegangen. Das Publikum sollte sich an mir abreagieren können. Mir war klar, um was es für mich ging: Wenn ich diesem Druck nicht standhielt, war meine internationale Karriere beendet. Ich war voll konzentriert, hatte mich durch autogenes Training vorbereitet, auf der Busfahrt ins Stadion mit Peter Maffays Lied "Revanche" eingestimmt: "... schlagt mich tot, erst dann könnt ihr sicher sein, dass ich mich nicht mehr wehren werde". Das entsprach meiner Gemütslage.

Sie hatten keine Angst?

Schumacher: Das Spielfeld war eingezäunt und von Polizisten mit Schlagstöcken gesichert, sonst hätten die Franzosen mich zerfetzt. Überall hingen Transparente mit Hakenkreuzen und Aufschriften wie "Nazi" oder "Dachau-Scherge". Eier, Kartoffeln, Äpfel, Tomaten, Steine - alles haben sie nach mir geworfen. Sie haben gepfiffen und getobt, wann immer ich den Ball hatte, aber sie haben mich nicht klein gekriegt. Frankreich siegte 1:0, durch einen unhaltbaren Schuss. Ich bot eine starke Leistung, und viele Zuschauer spendeten mir im Verlauf des Spiels immer öfter freundlichen Applaus. Mit Battiston habe ich das Trikot getauscht. Aber erst in der Kabine, nicht auf dem Platz. Wir wollten keine Show.

"Ich war empört über die lasche Einstellung"

Auch mit den Italienern bekamen Sie Ärger. Staatspräsident Sandro Pertini beschwerte sich, Sie hätten ihm nach dem WM-Finale in Madrid den Handschlag verweigert. Was störte Sie an diesem liebenswürdigen Herrn von beinahe 90 Jahren?

Schumacher: Aber wirklich nichts! In meiner Enttäuschung über die Niederlage habe ich ihn auf der Ehrentribüne wohl übersehen. Das erfuhr ich einige Monate später durch eine Beschwerde beim Auswärtigen Amt. Der Fußballfan und damalige FDP-Fraktionschef Wolfgang Mischnick vermittelte, ich schrieb einen Entschuldigungsbrief nach Rom und wurde von Pertini im Quirinalspalast empfangen. "Komm' her, du großer Sportsmann", sagte er, breitete seine Arme aus, und wir fielen uns um den Hals wie alte Freunde. Das war einer der schönsten Augenblicke meiner Karriere.

Worüber hat Pertini mit Ihnen gesprochen?

Schumacher: Von einer Entschuldigung wollte er nichts mehr hören. Wir haben in wunderbar entspannter Atmosphäre über das Endspiel geredet, Italiens 3:1-Sieg analysiert, hatten eine sehr schöne junge Dolmetscherin. Mitten im Gespräch fragte Pertini: "Willst du nicht lieber mit ihr im Garten spazierengehen als hier mit mir reden?" Dabei lachte er herzhaft und zog an seiner Pfeife.

Sie waren als Torwart ehrgeizig bis zur Aggressivität. Waren Sie in Spanien besonders angespannt, weil Ihnen diese Weltmeisterschaft wie ein Albtraum erschien?

Schumacher: Ich war empört über die lasche Einstellung von Spielern, die doch, so dachte ich jedenfalls, wie ich Weltmeister werden wollten. Erst wollte ich heimfahren, dann habe ich mir gesagt: Du musst eben noch mehr trainieren, noch besser spielen, damit wir trotzdem gewinnen. Dabei habe ich sicher überdreht, mich schwer getan, die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit zu erkennen.

Was Sie in Ihrem Buch "Anpfiff" über das Trainingslager am Schluchsee im Schwarzwald schreiben, entspricht mehr dem Bild vom Mallorca-Trip eines Kegelklubs als dem von ambitionierten Profifußballern bei der WM-Vorbereitung. Wir zitieren: "Nicht selten wurde um 20.000 bis 30.000 Mark gepokert. Andere bumsten bis zum Morgengrauen und kamen wie nasse ­Lappen zum Training gekrochen. Wieder andere gossen reichlich Whisky in sich rein, schlimmer als Quartalssäufer." Irgendwie hatten wir uns Nationalspieler anders vorgestellt.

Schumacher: Mir ging das alles gegen den Strich, ich habe es nicht mitgemacht. Für die anderen war ich deswegen "anormal". Den Schluchsee tauften wir in "Schlucksee" um, und ich war heilfroh, als wir endlich abreisten. Aber in Spanien verhielt sich ein Teil unserer Truppe auch nicht disziplinierter. Nach dem Abendessen wurde gezockt. Beim Training sah man genau, wer Tausende verloren und den Kummer im Rotwein ertränkt hatte.

Wieso hat Bundestrainer Jupp Derwall nicht eingegriffen?

Schumacher: Der hat das so nicht mitbekommen. Derwall war wie ein gütiger Vater zu uns, er hatte für alles Verständnis. Und wir waren wie Kinder, die ausprobieren, wie weit sie gehen können. Wir haben ihn geliebt, nicht gefürchtet und nicht respektiert. Sanktionen gegen undisziplinierte, willensschwache oder faule Spieler gab es nie. Ich denke manchmal an sein letztes Spiel, als wir bei der Europameisterschaft 1984 gegen Spanien ausschieden. Nach dem Duschen habe ich mit ihm auf dem Platz noch eine Zigarette geraucht, obwohl ich kein Raucher war. Wir wussten beide, dass es vorbei war. Er hat mir furchtbar leid getan.

Welche Rolle spielte Paul Breitner?

Schumacher: Paul war sechs Jahre weg von der Nationalmannschaft, nach der Rückkehr 1981 übernahm er sofort das Ruder. Er trank gern seinen Rotwein, gab auf dem Platz aber immer Gas, insofern war das okay.

Kein Spiel hat Deutschland je so geschadet wie das 1:0 gegen Österreich, das beiden half und Algerien aus dem Turnier warf. Die Zuschauer in Gijón skandierten "Schiebung" und beschimpften die Spieler als "Hurensöhne", Kommentatoren sprachen weltweit von Betrug am Fußball. In Ihrem Buch heißt es: "Es gab keine Absprache, aber eine Art stillschweigendes Abkommen. Breitner hatte mir mehr oder weniger klar gesagt: Das 1:0 genügt uns." Kamen Sie sich hernach als cooler Rechner vor oder waren Sie eher beschämt?

Schumacher: Fangen wir mit dem Positiven an: Ich habe in 90 Minuten zwei Bälle auf mein Tor bekommen und beide gehalten - einen Einwurf und eine Rückgabe. Natürlich hatte ich einen dicken Hals vor Zorn über die Entwicklung eines WM-Spiels, in dem nach einer Viertelstunde die Aktivitäten weitgehend eingestellt wurden. Aber was hätte ich denn tun sollen? Mir den Ball nehmen und nach vorne stürmen? Heute wäre ein Stillhalteabkommen zu Lasten eines Dritten nicht mehr möglich, weil die entscheidenden Gruppenspiele zur gleichen Zeit stattfinden.

Die Stimmung daheim war im Keller. Sie wurde durch die Finalteilnahme nur geringfügig besser. Auch im Team brodelte es weiter. "Lass dich endlich auswechseln, du schadest uns nur", raunzte Stielike in der Halbzeit des Finals den nicht ganz gesunden Rummenigge an.

Schumacher: Wir haben doch nicht wegen Karl-Heinz Rummenigge gegen Italien verloren. Platt waren wir, ausgelutscht vom Halbfinale. Rumme­nigge war ein Weltklassestürmer, den setzt man auch ein, wenn er nur 70 Prozent bringt.

So haben Sie vier Jahre später in Mexiko nicht mehr geredet. Da wollten Sie wegen Rummenigge abreisen.

Schumacher: Weil im WM-Quartier "La Mansion Galindo" endlos darüber palavert wurde, ob er sich für seine blöd­sinnige Bemerkung von der "Kölner Mafia" entschuldigt oder nicht, habe ich schließlich gesagt: Ihr könnt mich mal!

Was meinte Rummenigge mit ­"Kölner Mafia"?

Schumacher: Dass ich Stimmung gegen ihn mache, weil ich neidisch auf seine Kapitänsbinde sei sowie die Posi­tion seiner Konkurrenten Allofs und Littbarski stärken wolle. Beckenbauer, Magath oder Völler waren über die vor der Presse erhobenen Vorwürfe genauso verärgert wie wir Kölner.

Wie man weiß, sind Sie geblieben.

Schumacher: Irgendwann hatte sich meine Wut gelegt. Auch wegen der klaren Haltung von Delegationschef Egidius Braun, als er die Sache in die Hand nahm. Wir haben alle verfügbaren Zeitungen nach angeblichen Zitaten von mir durchforstet, aber keins gefunden. Den Artikel im Spiegel, auf den sich Rummenigge hartnäckig berief, haben wir uns aus Deutschland faxen lassen. Darin war mein Name nicht mal erwähnt. Braun verlangte von Rummenigge eine öffentliche Klarstellung. Als der sich mit der Begründung weigerte, er verliere sein Gesicht, wurde Braun deutlich: "Dann muss ich dich heimschicken." Nach der WM hat mir Kalle Rummenigge in einem sehr persönlichen Brief geschildert, wie unzufrieden er in Mexiko wegen seiner langwierigen Verletzung war. Das hatte Klasse.

"Ein Torwart überschreitet Grenzen"

Jean-Paul Sartre hat auch über ­Torleute nachgedacht. "Ein guter Tormann", so der französische Philosoph, "ist ein Spieler, der mehrfach seine Mannschaft durch individuelle Handlungen, durch Überschreitung seiner Machtbe­fugnisse in einer eigenwilligen ­Aktion gerettet hat." Wir nehmen an, Sie erkennen sich wieder.

Schumacher: Ein Tormann ist ständig in exponierter Position, kann sich nicht verstecken. Er riskiert mehr als der Feldspieler, wenn er sich etwa einem Angreifer kopfüber vor die Füße wirft. Und er überschreitet Grenzen, wenn er seinen Torraum verlässt. Dafür braucht er Selbstvertrauen, das hatte ich. Ich habe mir immer suggeriert: Ohne dich geht es nicht, du musst die Fehler der anderen ausbügeln.

Was haben Sie sich gesagt, wenn Sie den Fehler selbst gemacht ­hatten? Wie beim ersten Tor im WM-Finale 1986 gegen Argentinien.

Schumacher: Während des Spiels galt die Regel: Ich war nie schuld an einem Tor. Warum sollte ich mit Selbstvorwürfen meine Konzentration stören? Zu Hause habe ich schonungslos analysiert, bin dann in den Keller gegangen und habe so lange mit meinen Fäusten auf den Sandsack eingeschlagen, bis die Knöchel bluteten. In Mexiko habe ich nach dem Spiel zu einem RTL-Reporter gesagt: Ich habe gehalten wie ein Arsch, deshalb sind wir jetzt nicht Weltmeister. An einem guten Tag hätte ich alle drei Tore verhindert.

Weltmeister zu werden war ein Lebensziel, das Sie vier Jahre zuvor schon einmal verfehlt hatten. ­Fürchteten Sie, eine dritte Chance würde es nicht geben und haben sich deshalb zuviel abverlangt?

Schumacher: Es war ja meine WM, ich bekam tolle Kritiken, alles lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bis zum ­Finale. Über 20 Minuten waren bereits gespielt und ich hatte noch nichts zu halten bekommen. Es gab Freistoß für Argentinien, in dem Moment habe ich ganz sicher zuviel gewollt. Den Ball holst du dir, dachte ich, schneller Abwurf, Konter, Tor für uns. Als ich abgesprungen war, wusste ich schon: Den kriegst du nicht. Ich hatte nicht bedacht, dass Mexiko-City 2240 Meter hoch liegt und der Ball in der dünneren Luft anders fliegt. Hier konnte Bob Beamon bei den Olympischen Spielen 1968 sagenhafte 8,90 Meter weit springen. Aber erzähl' so etwas mal nach einem verlorenen WM-Endspiel. Da sagt doch jeder: Der spinnt, typisch Torwart.

1990 wurde Deutschland Weltmeister, allerdings ohne Sie. Dafür hatten Sie als Autor Erfolg. Wie oft wurde "Anpfiff" verkauft?

Schumacher: Anderthalb Millionen Mal. Das Buch ist im März 1987 erschienen, in 16 Sprachen übersetzt worden und hat mein Leben ziemlich verändert.

Sie flogen beim 1. FC Köln raus, bei der Nationalmannschaft. Mit dem neuen Klub Schalke stiegen Sie ab, gingen drei Jahre ins Fußball-Exil nach Istanbul. Und alles nur, weil Sie über Doping in der Bundesliga und Prostituierte im Trainingslager schrieben. Hatten Sie solche Konsequenzen erwartet?

Schumacher: Nein. Was in dem Buch stand, war für mich ja normal, ständig erlebte Praxis. Ich habe selbst Captagon ausprobiert und war dabei, wie andere sich mit Ephedrin oder ähnlichem Zeug aufputschten. Einen Münchner Nationalspieler nannten wir "wandelnde Apotheke". Mit mir ist man nach der Devise ver­fahren: Ich liebe den Verrat, aber ich hasse Verräter. Nicht Doping wurde angeprangert, sondern ich, weil ich ein Tabu thematisiert hatte. Der Deutsche Fußball-Bund hat dann Dopingkontrollen eingeführt und auch noch behauptet, mit meinem Buch habe das nichts zu tun.

Was hat Sie am meisten geschmerzt?

Schumacher: Dass ich 1990 nicht Weltmeister geworden bin. In aller Bescheidenheit: Da wäre ich noch Nummer 1 gewesen. Beckenbauer hätte nur hinter mir zu stehen brauchen, dann hätten mich die Funktionäre niemals aus der Nationalelf werfen können.

Haben Sie mit Beckenbauer über das Buch gesprochen?

Schumacher: Klar. Er sagte, das kriegen wir schon hin. Ich hatte grenzenloses Vertrauen zum Franz, wäre mit ­verbundenen Augen auf einen Abgrund zugegangen, bis er Halt gesagt hätte. Vielleicht habe ich seine Macht auch überschätzt.

Über eine Passage Ihres Buches haben wir uns gewundert: "Ich fürchte den Tod nicht. Es kann da drüben nur schöner werden, als es hier und jetzt ist." Das klingt so gar nicht nach rheinischer Frohnatur.

Schumacher: Dieser depressive Zug ist wohl ­familiär bedingt. Aber ich glaube an ein Weiterleben nach dem Tod und bin wie jeder echte katholische Rheinländer fest davon überzeugt, dass ich in den Himmel komme. Der ist hier im Kölner Raum, mit ewigem Blick auf den Dom.

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