Süddeutsche Zeitung

WM-Gegner Costa Rica:Warnung an die Deutschen

Costa Rica komplettiert das WM-Teilnehmerfeld und die deutsche Gruppe. Das Team wird von zwei Veteranen geprägt - soll in Katar aber ganz anders aussehen, wenn es nach Trainer Suárez geht.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die Euphorie in Costa Rica nimmt kein Ende, man konnte das in der Nacht zum Donnerstag bestens sehen. Tausende säumten die Straßen, als sich die Fußball-Nationalmannschaft des mittelamerikanischen Landes nach der WM-Qualifikation, die im fernen Doha errungen worden war, in einem offenen Doppeldeckerbus vom Flughafen auf den Weg in das kleine Städtchen Alajuela machte; der Verband hat dort eine Anlage.

Was gefeiert wurde, hatte sich am Dienstag zugetragen: Durch ein Tor von Stürmer Joel Campbell (3.) setzte sich Costa Rica im Playoff gegen Neuseeland durch - die Mittelamerikaner komplettierten damit das Teilnehmerfeld der WM. Die "Ticos", wie sie genannt werden, werden in der Gruppe D gegen Spanien, Japan und Deutschland spielen - und das wurde in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land wie ein Titelgewinn gefeiert.

"¡Gracias, Costa Rica!", war auf dem Fahrzeug zu lesen, das die nach 20 Flugstunden völlig übernächtigten Spieler nach Alajuela fuhr. "Diese Rückkehr zeigt, wie einig sich das Land sein kann", sagte Verteidiger Óscar Duarte. Er ist einer von einem halben Dutzend Spielern, die sich Hoffnungen machen können, nach 2014 und 2018 ihre dritte WM in Serie zu spielen. Die wichtigsten Säulen der "Ticos" werden ebenfalls zum dritten Mal dabei sein: Torwart Keylor Navas und Spielmacher Bryan Ruiz, beide 36.

Keylor Navas und Bryan Ruiz werden nach der WM wohl nicht mehr für Costa Rica auflaufen

Dass die "Ticos" dabei sein dürfen, sei nicht weniger als ein Mirakel, schrieb die Zeitung La Nación mit Blick auf die quälende Qualifikation. Costa Rica habe sich "trotz der Verbandsfunktionäre, trotz der Armut der Liga" und "trotz der lang anhaltenden und gerechtfertigten Scheidung zwischen Fans und Team" qualifiziert. Oder, positiv gewendet: "Weil fußballerische Wunder existieren, weil es Heilige gibt, die Torwartkleidung tragen" - und weil "Veteranen dabei sind, die würdig ihre Uniform tragen können."

Das gilt unter anderem für Ruiz, der bald 37 wird und nach der WM seine Karriere beenden will. Er verspüre "schon jetzt Nostalgie", sagte der Mittelfeldmann, der bei illustren Vereinen wie PSV Eindhoven, FC Fulham, Sporting Lissabon und FC Santos gespielt hat und nun in Alajuela agiert. Navas, 36, hat angedeutet, nach der WM auf Nationalelfeinsätze verzichten zu wollen; seinen bis 2024 laufenden Vertrag in Paris will der Ex-Torwart von Real Madrid erfüllen. Ruiz und Navas eint die Hoffnung, dass ihr letztes Spiel für die "Ticos" nicht beim letzten Vorrundenspiel gegen Deutschland stattfindet.

Man werde sich bis dahin enorm verbessern müssen, hatte Trainer Luis Fernando Suárez nach dem 1:0-Sieg von Doha zu den Gruppenspielen gesagt. Der Kolumbianer hatte das Team Ende Juni 2021 übernommen, Costa Rica lag in der Qualifikationsrunde abgeschlagen zurück. Er musste anfangs viel Kritik ertragen, nun gilt er als Hexer.

Suárez blickt seiner dritten WM-Teilnahme als Coach entgegen. Bei der WM 2006 führte er Ecuador ins Achtelfinale (0:1 gegen England); 2014 schaffte er es mit Honduras zur WM nach Brasilien. Ein WM-Spiel haben die Costa Ricaner gegen Deutschland zu Buche stehen, 2006 setzte es das 2:4 vom WM-Auftaktspiel in München. "Wir müssen besser werden. Sehr viel besser", sagte Suárez in Doha und ließ eine Warnung an die deutschen Reporter in Doha folgen: "Ihr werdet nicht diese, sondern eine völlig andere Mannschaft sehen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5604004
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/mok/jkn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.