Süddeutsche Zeitung

WM-Arbeiten in Katar:Blatter greift europäische Baufirmen an

"Große Unternehmen aus Deutschland und Frankreich sind verantwortlich": Der Fifa-Boss schiebt die Schuld für Tote auf Katars WM-Baustellen weiter. Dass es bei den Arbeitsbedingungen Probleme gäbe, sei nicht dem Fußball-Weltverband anzulasten.

Weltverbands-Präsident Sepp Blatter führt die menschenunwürdigen Umstände beim Bau der Stadien für die Fußball-WM 2022 in Katar und die Todesfälle unter den Arbeitern auch auf ein Versagen deutscher Unternehmen zurück. "Die Arbeitsorganisation ist schlecht. Das hat nichts mit dem Fußball zu tun. Die großen Unternehmen, vor allem aus Deutschland und Frankreich, sind verantwortlich", sagte der Fifa-Boss am Sonntag dem französischen TV-Sender BeIN Sport.

Blatter rückte durch seine Vorwürfe erstmals Dritte in den Fokus, nachdem sich die weltweite Kritik am künftigen WM-Gastgeber ausschließlich gegen die Katarer gerichtet hatte. In den vergangenen Monaten war angesichts wiederholter Meldungen über Todesopfer auf den WM-Baustellen in Katar mehrfach über einen Entzug der Gastgeberrolle für Katar diskutiert worden. Besonders

internationale Arbeiter-Organisationen forderten von der Fifa mehr Druck auf Katar und notfalls auch Konsequenzen. Hinsichtlich des gleichfalls umstrittenen Termins für die ursprünglich im heißen Sommer geplante WM in Katar unterstrich Blatter seine zuletzt geäußerte Präferenz: "Das Jahresende wäre der beste Termin. Meiner Meinung nach wird man den ursprünglichen Termin verändern, weil es unmöglich ist, in Katar im Sommer zu spielen."

Die Terminierung des WM-Turniers im Wüstenstaat sorgt bereits seit der Vergabe der Endrunde im Dezember 2010 für Diskussionsstoff. Die meisten Nationalverbände, darunter der Deutsche Fußball-Bund (DFB), haben sich zuletzt aus klimatischen Gründen klar für eine Austragung im Winter ausgesprochen.

Nach der WM-Premiere der Torlinien-Technik in Brasilien schloss Blatter eine zeitnahe Einführung auch des Videobeweises im Profifußball aus. "Ich bin überaus konservativ eingestellt, wenn es um den Videobeweis geht. Das würde den Spielfluss beeinflussen", sagte der 78-Jährige. Der Fußball beziehe seine Größe "auch daher, dass ein Spiel 90 Minuten ohne Unterbrechungen läuft".

Blatter steht seit 1998 an der Spitze der Fifa. Seine vierte Amtsperiode endet 2015. Allerdings deutete der Schweizer zuletzt an, noch ein weiteres Mal für das Amt des Weltverbands-Präsidenten kandidieren zu wollen.

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