Fußball-WM:Diese WM-Teams können Sie nun anfeuern

Die Deutschen sind raus bei der WM, aber es muss ja weitergehen. Hier sieben Mannschaften, die einem gute Gründe liefern, sie zu unterstützen.

Von SZ-Autoren

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Brasilien

World Cup - Group E - Serbia vs Brazil

Quelle: REUTERS

Brasilien ist diesmal etwas für Gewinner. Die kommen weit. Wem das wichtig ist, der muss die Seleção unterstützen. Klar, das Gehampel von Neymar nervt ein wenig, aber come on, die haben es nach dem 1:7 gegen die Deutschen auch verdient, sich zu rehabilitieren. Eigentlich spielen die Brasilianer sogar ziemlich deutsch: Hinten herrschen die grimmigen Türsteher Thiago Silva und Miranda, im Mittelfeld macht Casemiro piekfein Klarschiff und vorne mischen sich Neymar, Coutinho und Paulinho einen fruchtigen Kreativ-Cocktail zusammen.

Tränen (Neymar!) gibt es obendrauf, wie üblich bei den Brasilianern. Drama können sie, das erinnert manchmal an eine Telenovela - aber diesmal können sie auch den Pott holen. Ausgewogenstes Team aus Künstlern, Maschinenraum-Schrubbern und gierigen Erfolgstypen. Ai Se Eu Te Pego!

(jbe)

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Kolumbien

Poland v Colombia: Group H - 2018 FIFA World Cup Russia

Quelle: Getty Images

Dieser Pass! Allein schon wegen dieses Kunstwerks von James Rodriguez gegen Polen sollte die ganze Welt jetzt die Kolumbianer unterstützen. James, der Münchner Exiliant, pinselte in der zweiten Vorrundenpartie seinem Kollegen Juan Cuadrado ein solches Zuckerl vor die Füße, dass man dieses Zuspiel umgehend heiraten wollte. Es war ein flacher Diagonalball aus dem Mittelfeld, mit links über das halbe Feld geschlagen - und so dermaßen präzise, dass man damit wohl auch Karthographen glücklich gemacht hätte.

Cuadrado vollstreckte zum 3:0 und die Weltöffentlichkeit erfuhr wieder einmal, warum dieser magische James so ein Zauberspezi ist. Hoffentlich wiegt seine Verletzung im dritten Gruppenspiel nicht zu schwer. Kolumbien können jetzt all diejenigen anfeuern, denen das schöne Spiel, das "Ooooh" und "Aaaah" am Herzen liegt, nicht das "Huh" der zerstörerischen und ohnehin ausgeschiedenen Isländer. Wer Kolumbien mag, steht für Inspiration, für karibische Leichtigkeit und genau die Art von Pfiff, der bei der DFB-Elf komplett gefehlt hat.

(jbe)

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Belgien

Belgium v Tunisia: Group G - 2018 FIFA World Cup Russia

Quelle: Getty Images

Keine Sorge, die schwarz-rot-goldenen-Gesichtsfarben müssen nicht in der nächsten Biotonne versenkt werden. Belgien ist der Ausweg für alle bemalten Schland-Fans auf den Fanmeilen der Republik. Schwarz, Gelb, Rot (zwar nicht Gold, aber nahe genug dran) sind auch die belgischen Nationalfarben. Die Mannschaft von Trainer Roberto Martínez bietet zudem einige Spielertypen, die den deutschen Nationalspielern nicht unähnlich sind. Wer Liebe zur roboterhaften Passmaschine Toni Kroos pflegt, kann diese schnell recyceln. Im belgischen Kader haben sie mit Kevin De Bruyne auch einen kühlen Passgeber.

Bei seinen Zuspielen zuckt der Mann von Manchester City genau so wenig mit den Gesichtsmuskeln wie Kroos. Emotionsfreie Auftritte haben die DFB-Fans aber genug gesehen, und in Belgiens Team brennt durchaus Ehrgeiz. Bei De Bruyne eben im Verborgenen. Einen großen Titel haben die Belgier im Gegensatz zur deutschen Mannschaft nämlich noch nie gewonnen.

(tbr)

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Dänemark

World Cup - Group C - Denmark vs France

Quelle: REUTERS

Zwei Tore in der Vorrunde können schon reichen, um es in ein Achtelfinale der Fußball-WM zu schaffen, was aus deutscher Sicht Fluch und Trost zugleich sein kann. Das letzte Gruppenspiel der Dänen gegen Frankreich war zwar eher ein Aufruf, sich anderen Sportarten oder Beschäftigungen zu widmen, es war eine prima Partie zum Dahinschlummern oder Häkelnlernen, aber vielleicht schon die beste Vorbereitung für das bevorstehende K.o.-Spiel gegen Kroatien. "Es war langweilig für die Fans, sorry dafür", entschuldigte sogar Spielmacher Christian Eriksen, der in der vergangenen Saison bei Tottenham Hotspur in der Premier League zum aufregendsten Torvorbereiter wurde. So ein ehrlicher Mensch - hach!

Gebeutelte deutsche Fans können es nun also mit dänischer Vernunft angehen, sich noch ein bisschen eingrooven in diese WM und die Jubelenergie nicht bei unnötigen Kantersiegen verschwenden, wenn doch ein Törchen schon reicht fürs Weiterkommen. Die dänischen Fans heißen nicht ohne Grund Roligans (Wortabstammung von rolig - ruhig), Dänen schneiden in Glücklichkeitsstudien kurz unter hormonbesoffen ab, und dann gibt es da ja auch noch die schönen Erinnerungen an den völlig unerwarteten EM-Titel 1992. Nachdem sie in Brasilien gar nicht qualifiziert waren, ist zudem auch neben Eriksen eine Truppe um den Leipziger Yussuf Poulsen und das Talent Pione Sisto am Start, die noch recht hungrig auf Erfolg ist. Soll ja helfen, bei so einem Turnier.

(ska)

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Schweiz

WM 2018 - Serbien - Schweiz

Quelle: dpa

Die Schweiz, der kleine Nachbar im Südwesten, ist in Wahrheit größer als Deutschland. In vielerlei Hinsicht. Zürich ist die teuerste Stadt Europas, wo man für ein Wiener Schnitzel schon mal 45 Franken ausgeben kann. Sagenhafte 46 Alpengipfel liegen über 4000 Meter - und besser Fußball spielen sie auch noch, zumindest erfolgreicher. Man muss die Schweiz einfach lieben, sie ekstatisch vor dem Fernseher oder im Biergarten unterstützen. Bei der WM in Russland stehen die Schweizer im Achtelfinale und haben gegen Schweden nun beste Chancen, ins Viertelfinale vorzurücken. Und das tollste: Man muss sich nicht groß an neue Namen gewöhnen.

Mehr als die Hälfte der Kicker im Schweizer Kader spielen in der Bundesliga oder haben dort für hochwertige Klubs gespielt. Die Namen von Yann Sommer, Josip Drmic und Xherdan Shaqiri sind einem fast so vertraut wie die vom Müller Thomas, Kroos Toni oder dem Neuer Manuel. Und das mit der eigenartigen Landessprache kann man vernachlässigen, die die meisten Menschen hierzulande nicht richtig verstehen können. Es reicht ein Schweizer Satz in Mundart aus, um die Mannschaft anfeuern zu können: Hopp Schwiiz, auf das ihr Weltmeister werdet!

(schma)

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England

***BESTPIX***England v Panama: Group G - 2018 FIFA World Cup Russia

Quelle: Getty Images

Zu den Toren, die man wirklich nicht in der Wiederholung sehen will, gehören meist die Elfmeter. Unten links, oben rechts, in die Mitte - hat man alles schon gesehen. Andererseits: Diesen Schuss von Harry Kane, den kann man sich schon drei oder vier Mal anschauen. Wie er gegen Panama anläuft, 1:0 steht es da, wie der Torwart ahnt, wohin der Ball gehen wird. Aber wie derselbe Ball so schnell in den Winkel rauscht wie ein Zug durch den Eurotunnel. Diese Engländer, die Kanes und Lingard und Stones sind ein Phänomen bei dieser WM, sie verkörpern das, was den Deutschen fehlt: Sie sind relativ unerfahren, aber hungrig, und, das vor allem, sie schießen verdammt viele Tore.

Nach zwei Spieltagen sind es schon acht, fünf davon erzielte dieser wahnsinnig wuchtige Harry Kane von den Tottenham Hotspurs (deutsche Stürmer-Tore: null). Gut, mit Tunesien (2:1) und Panama (6:1) hatte England noch nicht die stärksten Gegner des Turniers, an diesem Donnerstagabend geht es gegen Belgien. Aber egal, wie es ausgeht: Besser als 2014 ist England allemal - damals wurden sie Letzter, in einer Gruppe mit Italien, Uruguay und Costa Rica.

(chge)

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Schweden

-

Quelle: AP

Zugegeben: Den allerschönsten, pursten Fußball spielen die Schweden nicht. Es ist ja viel mehr so, dass dieses Team aus baumlangen Kleiderschränken (Granqvist!) und bis zuletzt noch arg Ladegehemmten besteht. Erinnert sei an Stürmer Toivonen, der in der französischen Liga in einer Saison exakt null Tore erzielte, ehe er gegen Deutschland traf. Und trotzdem kann man sich mit den Jungs aus dem Norden freuen: Sie haben sich vom ewigen Zlatan emanzipiert, sie verteidigen wie eine Horde Wikinger und sie haben den Deutschen in Sachen politischer Haltung einiges voraus.

Während hierzulande Mesut Özil und Ilkay Gündogan nach ihrer ungeschickten Erdogan-Aktion ausgepfiffen wurden, war von den DFB-Kollegen wenig zu hören. Bei den Schweden stellte sich nach den heftigen Drohungen gegen Unglücks-Stürmer Jimmy Durmaz die gesamte Mannschaft vor die Kamera und brummte: "Fuck Racism!" Die Schweden, die sind charakterstark.

(jbe)

© SZ.de/jbe/ska/schma/rus
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