WM-Affäre:Ex-DFB-Funktionär bestätigt: Beckenbauer-Vertrag seit 2000 bekannt

Horst R. Schmidt und Franz Beckenbauer

Horst R. Schmidt und Franz Beckenbauer: Der ehemalige DFB-Generalsekretär weiß offenbar seit 15 Jahren von dem Geheim-Dokument des Kaisers.

(Foto: dpa)

"Ich glaube auch, dass ich nicht der einzige war, der es gesehen hat", sagt der ehemalige Generalsekretär Schmidt.

In Paris versammelten sich am Freitag die wichtigsten Funktionäre des deutschen Fußballs, um vor dem Länderspiels gegen Frankreich über die Krise des DFB zu beraten. Am Rande dieses Krisentreffens hat der frühere DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt zugegeben, von dem hoch brisanten Beckenbauer-Dokument bereits seit 15 Jahren gewusst zu haben. Er hat aber nichts unternommen, sondern die Existenz des vermeintlichen Bestechungsversuchs einfach verschwiegen.

"Ich kann bestätigen, das Papier im Jahr 2000 gesehen zu haben. Und ich glaube auch, dass ich nicht der einzige war, der es gesehen hat", sagte Schmidt der Bild. "Allerdings ist der ganze Vorgang 15 Jahre her, da kann ich nicht mehr exakt sagen, wie das Schreiben formuliert war." Aufgeklärt wurde der Vorgang damals offensichtlich nicht.

Zuvor hatte die SZ berichtet, dass der DFB die die WM-Affäre 15 Jahre lang verschwiegen hat. Der im Juli 2000 von Franz Beckenbauer mit dem umstrittenen Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner abgeschlossene Vertrag war schon kurz darauf führenden Funktionären des DFB bekannt geworden.

Der Verband unternahm aber offenbar keinerlei Anstrengungen, den dubiosen Vorgang aufzuklären, sondern legte den Vertrag zu den Akten. Beckenbauer hatte Warner Anfang Juli 2000, wenige Tage vor der Entscheidung des Weltverbands Fifa über den Austragungsort der WM 2006, bestimmte Zusagen gemacht. Das galt auch für die von Warner geleitete Fußballorganisation (Concacaf) für die Karibik, Nord- und Mittelamerika. Warner war Mitglied der Fifa-Exekutive, die mit 12:11 Stimmen Deutschland den Zuschlag für die WM gab. Beckenbauers Deal mit Warner wird im Verband heute als möglicher Bestechungsversuch betrachtet.

Bereits kurz nach der Vergabe der WM nach Deutschland erfuhren führende DFB-Vertreter von Beckenbauers Deal. Mit diesem Vorgang waren nach Angaben aus Verbandskreisen neben dem damaligen Generalsekretär Schmidt mindestens ein weiterer, prominenter Spitzenfunktionär befasst. Dazu soll es in den Verbandsakten einen Vermerk vom August 2000 geben, der jetzt von der Anwaltskanzlei Freshfields gefunden wurde. Die Kanzlei ist mit den Ermittlungen im DFB beauftragt.

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