WM-Affäre des DFB:Netzer klagt gegen Zwanziger

Theo Zwanziger und Günter Netzer

Theo Zwanziger und Günter Netzer im Jahr 2005. Heute streiten sie vor Gericht.

(Foto: dpa)
  • Hat der DFB die Stimmen von vier Asiaten vor der Vergabe der WM 2006 gekauft? Günter Netzer wehrt sich dagegen, dies je behauptet zu haben.
  • Doch Ex-DFB-Chef Zwanziger gibt sich in allen Belangen siegessicher.
  • Auch die angeblich bevorstehenden Ermittlungen der Fifa-Ethikkommission nimmt er gelassen.

Das Landgericht Köln hat den Eingang der Klage von Günter Netzer gegen den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger bestätigt. "Es liegt vor, das Verfahren ist hier anhängig, und hier würde auch verhandelt werden, sollte es dazu kommen", sagte Gerichtssprecher Achim Hengstenberg dem SID am Mittwoch. Weitere Auskünfte zum Inhalt der Klage seien derzeit nicht möglich.

Die beiden Fußball-Größen streiten über eine angebliche, sehr brisante Aussage Netzers im Zuge der Affäre um die Fußball-WM 2006. Zwanziger, 70, hatte dem Nachrichtenmagazin Spiegel gesagt, Netzer, 71, habe bei einem persönlichen Treffen in Zürich 2012 berichtet, die vier asiatischen Stimmen für die WM-Vergabe im Jahr 2000 seien gekauft worden. Netzer bestreitet vehement, dies auch nur im Ansatz gesagt zu haben. Er verweist auf die Anwesenheit seiner Gattin Elvira, die bezeugen könne, dass Zwanziger lüge.

Netzer, im achtköpfigen Aufsichtsrat des WM-OK, ließ Zwanziger, OK-Vizepräsident für Recht, Finanzen und Personal ab 2003, über seinen Anwalt eine Abmahnung und Unterlassungserklärung zukommen. Doch diese unterschrieb der Jurist aus Altendiez nicht. Daraufhin reichte Netzer die Klage ein.

Zwanziger, bis 2012 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), hatte schon auf die Ankündigung kampfeslustig reagiert. "20 Minuten war seine Frau vielleicht dabei, das Gespräch ging aber etwa eine Stunde lang. Das haben viele Leute gesehen. Netzer geht ein hohes Risiko", sagte Zwanziger dem SID. Elvira Netzer solle seinetwegen "ruhig den Meineid schwören. Ich sehe das ganz gelassen."

Zudem muss Zwanziger fürchten, im kommenden Jahr in den Fokus der Ethikkommission des Weltverbands Fifa zu geraten. Die Bild-Zeitung berichtete, stehen Ermittlungen der Ethiker gegen Zwanziger und dem früheren OK-Chef Franz Beckenbauer bevor. Diese sollen nach dem Abschluss der DFB-internen Ermittlungen durch die Wirtschaftskanzlei Freshfields beginnen. Der Freshfields-Abschlussbericht wird voraussichtlich Ende Februar vorliegen.

Auch hier gibt sich Zwanziger gelassen. "Wenn sie ermitteln wollen, dann sollen sie es doch endlich tun!", sagte er: "Ich setze mich mit solchen Ankündigungsparolen nicht auseinander. Es wird, was mich betrifft, ohnehin nichts dabei herauskommen."

Bereits am 23. Dezember hatte der Spiegel mit Bezug auf Quellen aus dem Umfeld der Untersuchungskammer berichtet, dass auch den früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach Ermittlungen der Ethikkommission erwarten.

Andreas Bantel, Sprecher der Ethikkommission, verweigerte am Mittwoch einen Kommentar zu möglichen zukünftigen Ermittlungen. Er bestätigte aber: "Derzeit läuft kein formelles Verfahren gegen Wolfgang Niersbach, Franz Beckenbauer oder Theo Zwanziger."

In der WM-Affäre ist der exakte Verbleib von 6,7 Millionen Euro weiter ungeklärt. Auch der dubiose Vertrag zwischen Beckenbauer und dem mittlerweile lebenslang gesperrten FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner könnte Gegenstand der Ermittlungen sein. Dieser angeblich nie umgesetzte Vertrag wird von der DFB-Interimsführung als Bestechungsversuch gewertet.

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