Süddeutsche Zeitung

WM-Affäre:"Wolfgang, wir bleiben Freunde"

  • Als Wolfgang Niersbach noch DFB-Chef war, hatte er Franz Beckenbauer nach dessen Angaben um Unterstützung gebeten.
  • Im SZ-Interview zeigt sich Beckenbauer enttäuscht über Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger.

Von Hans Leyendecker, Georg Mascolo und Klaus Ott

Als im Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Affäre um die Weltmeisterschaft 2006 immer mehr hochkochte, als der Verband und sein Präsident Wolfgang Niersbach immer mehr unter Druck gerieten, da suchte der DFB-Chef Schutz bei seinem langjährigen Freund Franz Beckenbauer.

Niersbach sei zu ihm nach Salzburg gekommen und habe ihn um Unterstützung gebeten, erzählt Franz Beckenbauer in seinem ersten Interview zur WM-Affäre, das in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung erscheint. "Wenn Du mir nicht hilfst, dann muss ich zurücktreten", habe Niersbach geäußert.

Man habe dann, sagt Beckenbauer, über die jetzt im Herbst bekannt gewordenen Millionen-Überweisungen vor der WM 2006 geredet. Was es damit auf sich habe, wie das alles zu erklären sei. Dabei sei dann aber "einiges unglücklich gelaufen", so Beckenbauer. Ob das, wollte die SZ von Beckenbauer wissen, das Ende der Freundschaft sei? Nein, antwortete Beckenbauer. Er habe Niersbach hinterher am Telefon gesagt: "Wolfgang, wir bleiben Freunde, das ist klar."

"Das hätte für drei Beleidigungsklagen gereicht"

Die beiden haben vieles gemeinsam erlebt, nicht nur im Bewerbungs- und Organisationskomitee für die WM 2006. Sondern schon lange zuvor, beispielsweise bei der WM 1990 in Italien, bei der das von Beckenbauer trainierte Nationalteam Weltmeister wurde. Niersbach war damals Pressechef.

Nach dem mühsamen 1:0 im Viertelfinale gegen die Tschechoslowakei habe Beckenbauer getobt, hat Niersbach später mal in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt. "Er ist in die Kabine, hat geschrien und geschimpft und einen Eiskoffer zertreten. Ich dachte, ich könnte ihn nicht vor die Presse lassen. Doch er ist raus und hat in der Pressekonferenz gesagt: Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen. Dann ist er wieder rein in die Kabine und hat Klinsmann und Brehme angemacht, das hätte für drei Beleidigungsklagen gereicht."

Enttäuscht von Zwanziger

Beckenbauer war als Teamchef häufiger impulsiv, als Bewerbungschef für die WM 2006 wurde er schließlich zum Diplomaten. Und als das alles längst zurücklag, da hat sich dann in den vergangenen Jahren plötzlich Theo Zwanziger, Niersbachs Vorgänger beim DFB, bei Beckenbauer & Co. gemeldet; um über angeblich fragwürdige Zahlungsvorgänge im Hinblick auf die WM 2006 zu sprechen.

"Verstanden habe ich das alles überhaupt nicht", sagt Beckenbauer im SZ-Interview. "Ich bin heute sehr enttäuscht von ihm ... Wir waren doch Freunde." Zwanziger sei dann, so Beckenbauer, zum Spiegel gelaufen. Das Nachrichtenmagazin wiederum hat mit seinen Enthüllungen über die Millionen-Schiebereien vor der WM 2006 die Affäre in Gang gebracht.

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SZ.de/mikö
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