Ukraine in der WM-Qualifikation:Sogar der Schiedsrichter kniet zum Trost

Ukraine in der WM-Qualifikation: Zuspruch vom Unparteiischen: Schiedsrichter Antonio Miguel Mateu Lahoz mit Oleksandr Sintschenko.

Zuspruch vom Unparteiischen: Schiedsrichter Antonio Miguel Mateu Lahoz mit Oleksandr Sintschenko.

(Foto: Michael Steele/Getty Images)

Nach dem Aus im WM-Playoff gegen Wales sind die Fußballer der Ukraine niedergeschmettert. Doch ihre Auftritte werden in Erinnerung bleiben.

Von Sven Haist, Cardiff

Die Spieler der ukrainischen Fußball-Nationalelf wurden nicht alleingelassen in der Bewältigung ihrer Trauer über die verpasste Teilnahme an der WM 2022, die als Lichtblick in düsteren Zeiten für das kriegsgebeutelte Land gegolten hätte. Nachdem die Niederlage im Playoff-Endspiel um das letzte europäische WM-Ticket besiegelt war, kümmerten sich die Waliser rührend um ihre unterlegenen Kontrahenten. Sowohl die Spieler um Kapitän Gareth Bale als auch deren Fans drückten ihr Mitgefühl aus, indem sie den Ukrainern aufmunternd applaudierten. Sogar Mateu Lahoz kniete sich in einer für einen Schiedsrichter ungewöhnlichen Geste zum am Boden kauernden Oleksandr Sintschenko nieder.

Doch zunächst half kein noch so gut gemeinter Trost der Mannschaft um Trainer Oleksandr Petrakow auf die Beine. Zu niederschmetternd war das unverdiente und deswegen wohl umso bitterere 0:1, das aus einem Eigentor des Kapitäns Andrij Jarmolenko resultierte (34. Minute). Dem Schock über den Gegentreffer folgte eine Fülle vergebener Torchancen - sei es dem Verantwortungsgefühl gegenüber den gezeichneten Landsleuten geschuldet, dem Mangel an Kraft und Konzentration vier Tage nach dem Halbfinal-Kraftakt gegen Schottland oder dem überragenden Waliser Schlussmann Wayne Hennessey.

Die Meisterschaft in der Ukraine soll im August neu starten

Ihm tue es leid, dass seine Mannschaft "kein Tor" geschossen habe, sagte Petrakow. In der Kabine herrsche "Totenstille", mehr könne er jetzt auch nicht sagen, außer dass er hoffe, die Ukrainer würden sich an das Bemühen seiner Spieler erinnern. Ähnlich pathetisch äußerte sich Sintschenko, einer der renommiertesten Profis des Teams: Wenn man verloren habe, lasse sich das nicht ändern, aber "im Leben" müsse man halt weitermachen. Mehr als das erstmalige Erreichen einer WM seit 2006 stand für die Ukrainer im Vordergrund, ihre Landsleute mit Stolz zu erfüllen - und einen Anlass zu liefern, über den sich die Nation ein wenig freuen kann.

Schon im Vorfeld der Partie betonte der ukrainische Verbandschef Andrej Pawelko die Rolle des Fußballs "als Ablenkung" in Kriegszeiten. In Abstimmung mit Landespräsident Wolodimir Selenskij möchte Pawelko trotz der weiter bedrohlichen Lage in der Ukraine die heimische Meisterschaft im August neu starten. Diese Entscheidung sei "gemeinsam" getroffen worden, sagte Pawelko der Nachrichtenagentur AP. Geplant sei die Wiederaufnahme des Spielbetriebs der ersten beiden Profiligen sowie der Frauen-Spielrunde. Hierzu befinde man sich im Austausch mit den Uefa- und Fifa-Gremien.

Die meisten Nationalspieler konnten aufgrund des Saisonabbruchs in der Ukraine in diesem Jahr bislang kein Pflichtspiel mit ihren Klubs bestreiten. Angesichts dieser Umstände lieferten die Profis in den Duellen mit Schottland und Wales zwei bemerkenswerte Leistungen ab. Als die Anhänger am Sonntag aus dem Cardiff City Stadium enttäuscht, aber erhobenen Hauptes aufbrachen, ließen sie etliche Fanutensilien zurück, die anschließend die Tribünen schmückten: in blau-gelben Landesfarben.

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