Protest bei Portugal gegen Uruguay:Er flitzt für alles, was die Welt bewegt

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Protest bei Portugal gegen Uruguay, Er flitzt für alles, was die Welt bewegt (Video: Reuters)

Mario "Falco" Ferri machte schon vor seinem WM-Auftritt mit politischen Botschaften bei Platzstürmen von sich reden - seine wichtigste Mission hat bislang aber wenig Aufmerksamkeit generiert.

Von Thomas Hürner

Man muss die Themen wählen, wie sie fallen. Mario Ferri, Spitzname "Falco", einer der bekanntesten Flitzer des internationalen Fußballs, hat jedenfalls ein Gespür für Themen, mit denen sich verlässlich Schlagzeilen produzieren lassen. Auch am Montag, während des WM-Spiels zwischen Portugal und Uruguay, hatte der Italiener wieder das komplette Potpourri an globalen Krisen im Gepäck. Wobei, so ganz stimmt das nicht: Ausgerechnet die globalste aller Krisen blieb unberücksichtigt, als Ferri in der 51. Minute quer über den Rasen rannte - eine direkte Nennung der tickenden Zeitbombe namens Klimakatastrophe kann offenbar noch warten. Zumindest bis zum nächsten Auftritt.

Davon abgesehen präsentierte Ferri so ziemlich alles, was die Welt aktuell so bewegt. Auf dem blauen Superman-T-Shirt, das er während seines circa zehnsekündigen Platzsturms trug, war vorne der Schriftzug "Save Ukraine" gedruckt, auf dem Rücken forderte er Respekt für die iranischen Frauen. Der Vollständigkeit halber durfte natürlich auch das am meisten diskutierte Symbol der diesjährigen Winter-WM nicht fehlen: In der Hand hielt Ferri eine Regenbogenfahne der Friedensbewegung, die sogenannte "Pace"-Flagge, was auch Unterstützer der LGBTQ-Community sehr erfreut und die katarischen Veranstalter sehr erzürnt haben dürfte.

Der flexible Allesflitzer wurde von den Sicherheitskräften recht rabiat abgeführt, doch das sahen nur noch die etwa 90 000 Zuschauer im ausverkauften Lusail Iconic Stadium. Die Fernsehkameras hatten da schon weggeschaltet und nur noch jene Bilder gesendet, die der Fifa und dem Emir gefallen.

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Die thematische Beliebigkeit, so kann man das sehen, macht Ferri aber auch zum (unfreiwilligen) Meister der Gegenwartsdiagnose: Viele Krisen bieten schließlich viele Möglichkeiten zur Positionierung - und damit auch zum unkomplizierten Abschöpfen von Applaus und Likes. Dabei war Ferri mal sehr klar in seinen Anliegen, als die Krisen seltener und moralisches Anspruchsdenken weniger ausgeprägt war.

Früher setzte sich Ferri vor allem für rein sportliche Belange ein

Zu Beginn seiner Flitzerkarriere bewegten ihn noch rein sportliche Belange, zum Beispiel 2009 bei einem Spiel der italienischen Nationalmannschaft: Der Angreifer Antonio Cassano möge bitteschön im nächsten Jahr mit zur WM in Südafrika fahren, forderte der Platzstürmer von Nationalcoach Marcello Lippi - und als die Squadra Azzurra dann ohne Cassano in der Vorrunde ausgeschieden war, schaffte es Ferri erneut mit einer Botschaft auf den Rasen.

Sie lautete: "Lippi, ich hab's dir doch gesagt." Danach wurde Ferri politisch. Beim Finale der Klub-WM im Dezember 2010 zwischen Inter Mailand und Mazembe in Abu Dhabi setzte er sich für eine Freilassung der Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani ein, die damals wegen Ehebruchs in Haft saß und zum Tod durch Steinigung verurteilt worden war. 2014, bei der WM in Brasilien, thematisierte Ferri die Lebensumstände von Kindern in den Favelas.

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Ferri wurde am Dienstagvormittag von den katarischen Behörden freigelassen. "Ich bin frei, und es gibt keine rechtlichen Folgen für mich", schrieb er nach einer Nacht in katarischem Gewahrsam bei Instagram. "Ich danke allen für die Botschaften, die mich aus der ganzen Welt, dem Iran und der Ukraine erreicht haben."

Der Flitzer kann nun also wieder seiner Tätigkeit als semiprofessioneller Fußballer nachgehen, die ihm unter anderem schon Engagements in San Marino, Indien oder auf den Seychellen bescherte. Oder er begibt sich sogar zurück auf seine bislang wichtigste Auslandsmission, die nur wenig Aufmerksamkeit erfuhr: Mario "Falco" Ferri reiste im März in die Ukraine und half dort nach Kriegsausbruch, Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen. Ohne TV-Kameras, ohne kunterbunten Mix an Botschaften. Dafür mit klarem Krisenfokus.

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