WM 2011: Gruppe D:Rosana rettet Martas Mädchen

Die Marta-Festspiele beginnen später: Biederen Brasilianerinnen genügt eine einzige gelungene Aktion, um Australien 1:0 zu besiegen. Auch Mitfavorit Norwegen verschläft eine ganze Halbzeit - und ermöglicht Außenseiter Äquatorialguinea beste Chancen.

Rosana, Cristiane, Marta - das sind klangvolle und vor allem schöne Namen. Zu einem überzeugenden WM-Auftakt haben sie den Brasilianerinnen trotzdem nicht verholfen. Der Mitfavorit gewann in Mönchengladbach höchst glücklich mit 1:0 (0:0) gegen Australien und setzte sich gemeinsam mit Norwegen an die Spitze der Gruppe D.

WM 2011: Gruppe D: Erst das Netz, dann die Torschützin: Brasiliens Rosana (zweite von links).

Erst das Netz, dann die Torschützin: Brasiliens Rosana (zweite von links).

(Foto: AP)

"Das war harte Arbeit und auch ein glücklicher Sieg", sagte Weltfußballerin Marta nach Schlusspfiff: "Aber alle Favoriten haben sich bislang sehr schwer getan. Diese WM ist eine der ausgeglichensten, die es je gegeben hat."

Australiens Coach Tom Sermanni klagte: "Ich bin enttäuscht über das Ergebnis. Aber wir haben die Leute gut unterhalten und hatten viel Qualität im Spiel. Wir haben gegen eine der besten Mannschaften gespielt. Ich bin stolz auf die Leistung, nur enttäuscht über das Resultat."

Für das Team von Brasiliens Trainer Kleiton Lima war es der 13. Sieg im Rahmen der sechsten Endrundenteilnahme. Dagegen konnten Australiens Kickerinnen ihrem Coach Tom Sermanni - der Schotte wird am Freitag 57 Jahre alt - kein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk bereiten, die Matildas müssen weiter auf ihren zweiten Sieg bei einer WM-Finalrunde warten.

Vor 27.258 Zuschauern entwickelte sich im Aufeinandertreffen der Kontinental-Meister von Südamerika und Asien, die als letzte der 16 teilnehmenden Mannschaften ins WM-Turnier starteten, von Beginn an eine abwechslungsreiche Partie. Australien kombinierte gut von hinten heraus und hatte in der siebten Spielminute durch Collette McCallum die erste Torgelegenheit, ihr Freistoß aus aussichtsreicher Position verfehlte jedoch sein Ziel.

Wenig später kam auch Brasilien zu seiner ersten Chance. Nach einer Flanke von links köpfte Rosana aus Rücklage über das Tor (9.). Das australische Team wirbelte weiter und brachte dabei die gegnerische Defensive häufig in arge Verlegenheit. Die größte Chance der Brasilianerinnen vergaben Stürmerin Cristiane und Rosana (26.).

Nach dem Seitenwechsel köpfte zunächst Marta am Tor vorbei (47. ). Brasilien kämpfte, wirkte entschlossener und ging verdient in Führung. Cristiane hatte sich vor dem Strafraum energisch durchgesetzt und per Kopf für Rosana aufgelegt, die mit einem Linksschuss traf (54.).

Australien gab sich nicht auf und spielte weiter mutig nach vorne, ohne dabei letztlich erfolgreich zu sein. Die letzten guten Chancen der Außenseiter vergaben Tameka Butt (82.) und Lisa De Vanna (87.).

Haavi hält den Fuß hin

Lange ging es an diesem schönen Nachmittag in Augsburg hin und her, Chancen bekamen beide Teams in Massen, doch das entscheidende Tor fiel erst kurz vor Schluss: Norwegens Fußballfrauen sind bei ihrem WM-Auftakt knapp einer Enttäuschung entkommen. Das Tor zum 1:0 (0:0)-Sieg gegen Äquatorialguinea erzielte Emilie Haavi in der 84. Minute.

Frauen-WM 2011- Norwegen - Äquatorialguinea

Erlösung in der 84. Minute: Emilie Haavi (re.) freut sich mit ihrer Mitspielerin Elise Thorsnes nach dem Tor zum 1:0 für Norwegen.

(Foto: dpa)

Die Afrikanerinnen spielten vor 12.928 Zuschauern lange überraschend gut mit und erarbeiteten sich beim ersten WM-Spiel ihrer Geschichte gleich mehrere gute Gelegenheiten. Die Anfangsminuten bestimmten jedoch die favorisierten Skandinavierinnen. Nach nicht einmal zwei Minuten hatte der Außenseiter aus Afrika mächtig Glück - Emilie Haavi traf mit ihrem Flachschuss den Innenpfosten.

Bei WM-Debütant Äquatorialguinea versuchte vor allem die künftige Spielerin von Turbine Potsdam, Genoveva Anonma, das Spiel an sich zu reißen. Sie leitete die erste gefährliche Szene für die Afrikanerinnen nach zwölf Minuten ein, doch ihr Querpass in den Strafraum erreichte keine Mitspielerin. Norwegen wurde im Aufbauspiel zunehmend ungenau und defensiv immer nachlässiger, weswegen die Afrikanerinnen durch Jumaria und Verteidigerin Davi Dulcia zu günstigen Einschussmöglichkeiten kamen.

Mehr als zwei Distanzschüsse und eine Einzelaktion von Elise Thorsnes brachten die Norwegerinnen bis zur Halbzeit nicht mehr zuwege. In der Nachspielzeit hatte auf der anderen Seite dann Anonma die große Chance zur Führung, als sie alleine auf Ingrid Hjelmseth zulief. Ihr Schuss ging aber genau auf die norwegische Torfrau. In der zweiten Hälfte nahm die Frequenz der Torchancen zu wie die Hitze in der Augsburger Arena: Zunächst schoss Isabell Herlovsen auf feinen Pass von Elise Thorsnes vollkommen unbedrängt neben den Pfosten. Nur eine Minute später spielte sich Anonma mit einer Pirouette selbst frei, schlenzte den Ball aber an Hjelmseth und am Tor vorbei.

Und nur wenig später traf die eingewechselte Lene Mykjaland den Außenpfosten. Die kurioseste Szene trug sich dann nach 57 Minuten zu, als nach einem Pfostenschuss von Herlovsen mehrere Spielerinnen in einer Art Phantomtor-Gedächtnisszene um den Ball rangelten - und das Leder letztlich am Pfosten vorbeitrudelte ohne dass ein Tor fiel. Bei Äquatorialguinea blieb Anonma die gefährlichste Spielerin. Ihre beste Chance hatte sie in der 71. Minute, doch erneut konnte sie nach guter Einzelleistung das Tor nicht treffen.

Die eingewechselte Cecilie Pedersen scheiterte mit einem Weitschuss an der afrikanischen Torhüterin. Sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit erzielte Emilie Haavi dann das erlösende 1:0 nach guter Flanke von Leni Larsen Kaurin, die Keeperin Miriam nur leicht abfälschen konnte. Beim Jubel an der Seitenlinie wurde die Torschützin von ihren Kolleginnen stürmisch umgerissen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: